Holtmann Saaten

Soja – Wann, wo und wie wird die Sojapflanze angebaut?

Soja im Wachstum nach Jugendphase
In Deutschland wird die Sojabohne schon seit den achtziger Jahren angebaut. Aufgrund der hohen Nachfrage nach gentechnikfreier, heimischer Soja (GVO-frei) und durch die Einführung frühreifer Sorten wird es auch für kühlere Regionen attraktiv. Es gibt bereits erste Betriebe, die in Niedersachsen und Brandenburg die Sojaproduktion in ihre Fruchtfolge integrieren und sehr erfolgreich mit der Sojaernte sind.

Merkmale der Sojapflanze

Die Sojabohne gehört zu den Kurztagpflanzen. Es geht dabei um die Tageslängenabhängigkeit. Die Dunkelphase ist dabei entscheidend für das Verhalten der Pflanze. Beim Anbau unter Langtagbedingungen verlängert sich die Wachstumszeit durch Verzögerungen bei der Blütenanlage und Abreife der Samen. Die drei bis zwanzig achselständigen Blüten sitzen an kurz verzweigten Stielchen und stehen in seiten- oder endständigen traubigen Blütenständen zusammen. Ihre Färbung variiert gewöhnlich von blasslila bis dunkelviolett. Sie sind mit 5 bis 6 Millimetern Länge relativ klein und in der Regel selbstbefruchtend. Die Blühperiode erstreckt sich meist über drei bis vier Wochen. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Sie weisen zehn Staubblätter auf. Davon sind neun Staubfäden zu einer Röhre verwachsen. Das zehnte, oberste Staubblatt ist frei und liegt den verwachsenen Staubblättern an. Der Griffel ist gerade. Nur 20 bis 80 % der Blüten setzen Hülsenfrüchte an. Die behaarten Hülsenfrüchte sind 2 bis 10 Zentimeter lang und bei der Reife strohgelb, grau oder schwarz und enthalten ein bis fünf Samen. Die braunen, grünen oder schwarzvioletten Samen sind kugelig, ei- oder nierenförmig, flach oder gewölbt. Die Tausendkornmasse reicht von 50 bis 450 Gramm. Die Ernte der Sojabohnen kann vollmechanisiert durch Mähdrescher erfolgen. Sojasorten werden international in 13 Reifegruppen unterteilt, von „000“ – frühreif bis „x“ – tropisch.

Drei Entwicklungsstadien der Leguminose

Die Ertragsbildung wird in drei Phasen eingeteilt:
  1. Phase: Bildung der pflanzlichen Organe zur Nährstoffaufnahme und Photosynthese (vegetatives Wachstum)
  2. Phase: Bildung der Blüten und Samen (generative Phase)
  3. Phase: Bildung, Akkumulation und Verlagerung der für den Ertrag wichtigen Komponenten (Samenfüllung)

Klima- und Standortansprüche von Soja

Die einjährige, subtropische Pflanze gedeiht am besten bei Temperaturen zwischen 24 °C und 34 °C. Die Pflanze toleriert gelegentliche Trockenperioden ebenso wie nährstoffarme Böden. Speziell im Sommer und während der Blütezeit braucht die Pflanze allerdings eine gesicherte Wasserversorgung. Sie bevorzugt neutrale Anbauflächen mit einem pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5. Die günstigste Saatzeit ist von Mitte April bis Anfang Mai, dann beträgt die Temperatur in 5 cm Bodentiefe mindestens 10 °C. Eine zu frühe Aussaat kann Frostschäden zur Folge haben, zudem ist die Sojapflanze eine Kurztagpflanze. Erhält sie zu viel Licht, blüht sie nicht. Deshalb ist eine zu späte Aussaat ungünstig. Die Früchte reifen erst, wenn die Blätter schon vertrocknen und braun werden Das Julius-Kühn-Institut bietet den besonderen Service einer Deutschlandkarte zur Anbaueignung von Sojabohnen. Hier werden Faktoren berücksichtigt wie Wärmesummen, Globalstrahlung, Niederschlag und Bodenwertzahl. Die einzelnen Faktoren kann man sich auf der Karte anzeigen lassen. So könnte man sich an den Wärmesummen orientieren, falls man Schwächen bei Bodengüte und Niederschlag durch Beregnung ausgleichen kann. Denn während der Blüte hat die Pflanze einen erhöhten Wasserbedarf. Erfolge in der Pflanzenzucht machen den Anbau auch in Norddeutschland interessant. Da Soja bisher nicht dort angebaut wurde, werden kaum Probleme mit Schädlingen oder Krankheiten erwartet. Der Pflanzenzüchtung sei es gelungen, frühreife Sorten zu züchten, die auch unter norddeutschen Bedingungen druschreif werden.

Fruchtfolge

Die Jugendphase ist bei Soja sehr langsam, deshalb muss man sein Augenmerk auf das Unkrautmanagement legen. Der bei Soja generell hohe Beikrautdruck stellt besondere Anforderungen an die Vorfrucht. Für Soja als N-Fixierende Sommerung bietet sich eine abtragende Winterung mit guter Beikrautunterdrückung an, beispielsweise Winterroggen. Sojabohnen hinterlassen einen garen Boden, deshalb haben sie einen hohen Vorfruchtwert. Durch die Aktivität der Rhizobien verbleibt etwas Stickstoff im Boden. Daher bietet sich als optimale Nachfrucht Wintergetreide an. Dieses nutzt den gesammelten Stickstoff, ca. 20 kg N/ha, sowie die gute Bodenstruktur. In allen deutschen Anbaugebieten ist eine dreijährige Anbaupause üblich. Dadurch wird der Befallsdruck mit Sklerotinia gering gehalten – wenn in den drei Jahren keine anderen Sklerotiniawirte angebaut werden. Auch der Druck der bisher wenig beachteten Diaporthe wird nach aktuellem Kenntnisstand durch eine dreijährige Anbaupause verringert. In engen Mais-Fruchtfolgen kann es bei Soja verstärkt zu Rhizoctonia-Befall kommen. Zudem können bestimmte Maisherbizide im Folgejahr zu Auflaufschäden bei Soja führen. Das Getreide nach Soja wartet in der Regel mit höheren Erträgen auf. Nach Sojabohnen können kostensparend Zwischenfrüchte pfluglos angebaut werden. Als Vorfrucht für den Sojaanbau bieten sich Stickstoff zehrende Kulturen wie Zuckerrüben und Wintergetreide an, aber auch der spät räumende Körnermais. Nicht als Vorfrucht geeignet sind Raps, Sonnenblumen und Tabak, da sie Wirtspflanzen von Sklerotinia sind. Es sollte eine Anbaupause von vier Jahren eingehalten werden. Soja wird beim Greening mit dem Faktor 0,7 als ökologische Vorrangfläche angerechnet. Das bedeutet, wer 10 Hektar Soja anbaut kann 7 Hektar als Vorrangfläche ausweisen. Seit 2015 müssen 5% der Betriebsfläche ökologische Vorrangfläche sein. Einzelne Betriebe haben gute Erfahrungen mit Untersaaten in Soja vor Reihenschluss oder zu Beginn der Abreife gemacht. In Frankreich gibt es auch interessante Versuche, Winterweizen zur Abreife in Soja einzustreuen, auch hier passiert einiges im Sojaanbau.

Saatzeit

Bei Aussaat sollte die Bodentemperatur bei 10 Grad liegen, damit die Soja-Keimlinge rasch in Gang kommen. Ansonsten verlieren sie an Vitalität und man riskiert ein Fehlstellen im Bestand. Die Rhizobien vergehen, wenn sie nicht rasch auf einen vitalen Keimling treffen. Wenn die Pflanzen einmal im Spitzen sind, vertragen sie wieder Kälte und sobald die ersten Blätter entwickelt sind sogar Fröste bis -7°C. Im Gegensatz zum Mais kann Soja abgefrorene Blätter rasch durch neue Seitentriebe kompensieren. Junge Sojapflanzen vertragen tendenziell mehr Frost als gleichalte Maispflanzen. Eine zu frühe Saat mit nachfolgend feucht-kühler Witterung kann zu starken Auflaufschäden führen. Eine zu späte Saat führt häufig zu einer späten Ernte im Oktober mit höherem Feuchtegehalt des Erntegutes.

Saatstärke

  • 00-Sorten: 55 bis 60 keimfähige Körner/m²
  • 000-Sorten: 65 bis 70 keimfähige Körner/m²
  • 0000-Sorten: 55 bis 60 keimfähige Körner/ m²
Optimal wäre ein Feldbestand von 50 bis 60 Pflanzen/m². Wird eine mechanische Unkrautbekämpfung durchgeführt, empfiehlt sich ein Zuschlag von 10 bis 20%.

Saattiefe

2 bis 5 cm, je nach Bodenart/ Bodenzustand und Herbizideinsatz:
  • 2 cm: bei früher Saat, schweren oder kalten Böden
  • 3 bis 4 cm: bei späterer Saat, leichten, warmen oder trockenen Böden
  • 4 bis 5 cm: beim Einsatz von Bodenherbiziden bzw. Gefahr von Vogelfraß

Reihenabstand

Der Reihenabstand sollte 12,5 bis 50 cm betragen. Ein halber Maisreihenabstand (37,5 cm) wäre bei Einzelkornsaat günstig. So erhält man dichtere Reihen und gleichzeitig die Möglichkeit, im Bedarfsfall zu hacken.

Saatgutimpfung

Beim Erstanbau von Sojabohnen ist eine Saatgutimpfung zwingend nötig, da die Knöllchenbakterienart Bradyrhizobium japonicum“ in unseren Böden nicht vorkommt. Auch beim Folgeanbau ist eine Impfung zur Ertragsabsicherung sinnvoll. Diese Knöllchenbakterien gehen mit den Sojabohnen eine Symbiose ein und binden den Luftstickstoff. Für eine erfolgreiche Impfung müssen jedoch einige wichtige Hinweise beachtet werden: Nach bisherigen Erfahrungen ist die Saatgutkontaktimpfung für einen erfolgreichen Sojaanbau ausreichend. Die Knöllchenbakterien liefern bei ausreichendem Impferfolg 70 bis 80 % des Gesamtstickstoffes, der Rest wird aus dem Boden aufgenommen. Eine Kontrolle des Knöllchenansatzes wird ca. 4 Wochen nach der Saat empfohlen.

Saatbettbereitung

Basis für saubere Sojabestände ist eine gründliche Saatbeetbereitung. Zum einen werden dadurch bereits vor der Aussaat Beikräuter zum Keimen gebracht, zum anderen wird ein schneller, gleichmäßiger Feldaufgang gefördert. Ein ebener Acker ohne aufliegende Steine ist spätestens bei der Ernte wichtig. Das gilt für keine Kultur so sehr wie für Soja mit ihrem sehr niedrigen Hülsenansatz. Ein Anwalzen nach der Saat fördert zudem unter trockenen Bedingungen den Bodenschluss und damit die Wasserversorgung. Bodenverdichtungen durch zu feuchte Saatbeetbereitung mag Soja hingegen nicht.

Aussaat und Saattechnik

Die Einzelkornsaat hat sich bewährt. Bezüglich Sicherheit und Geschwindigkeit des Feldaufgangs ist sie der Drillsaat überlegen. Sie sorgt für eine exakte Tiefenablage, für die geringste Beschädigung des empfindlichen Saatkorns, sowie für ein besseres Auflaufen bei verschlämmungsgefährdeten Böden. Druckrollen, die hinter den Säscharen nachlaufen, drücken das Saatkorn an den feuchten Saathorizont, um bei Trockenheit den hohen Keimwasserbedarf der Bohne zu decken.

Wasserbedarf

Die Sojapflanze verträgt bis zur Blüte im Frühsommer viel Trockenheit. Selbst Bestände, die in der Jugend sichtbar unter Trockenstress gelitten haben, können noch guten Ertrag und Qualität bringen. Zur Blüte und vor allem zur Kornfüllung im Hochsommer ist die Wasserversorgung jedoch entscheidend für die Ertrags- und vor allem auch für die Eiweißbildung. Trockenstress zur Blüte führt zum Abwerfen von Blütenansätzen. Wenige Tage Trockenstress in der entscheidenden Phase der Kornfüllung sind mit späteren Wassergaben nicht mehr zu kompensieren. Dürre zum Ende der Kornfüllung kann zudem zu Notreife führen, die Sojabohnen haben dann einen grünlichen Schimmer und sind für die Lebensmittelherstellung nur noch bedingt einsetzbar. Grundsätzlich ist Soja beregnungswürdig, wenn auf dem Standort die erforderlichen Mehrerträge erzielt werden können. Angesichts der derzeitigen Preiserwartungen ist eine Beregnung besonders für trockenheitsgefährdete Standorte mit hohem Ertragspotenzial für Soja interessant. Dies ist besonders der Fall, wenn durch die Beregnung eine Zusatzauslastung vorhandener Beregnungstechnik möglich ist und dadurch deutlich geringere Festkosten anfallen.
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