… und trotzdem nur 66% der Güllemenge ausbringen
Der Begriff des Strip-Till-Verfahrens bezieht sich üblicherweise auf die streifenweise Bodenbearbeitung bei der Reihenkulturen-Aussaat.
Der Saatstreifen wird dabei stark bearbeitet, während der Bereich der Saatzwischenreihen unbearbeitet bleibt. Allerdings lässt sich das Verfahren insbesondere bei der Maisaussaat außerdem mit einer Gülleunterfußdüngung verbinden.
Vor allem bei von Trockenschäden betroffenen Böden mit einem hohen Risiko der Nährstoffauswaschung bietet diese Methode zahlreiche Vorteile.
Warum sich Gülle-Strip-Till lohnt und welche Hürden es gibt
Beschäftigt man sich näher mit dem Thema Gülle-Strip-Till, zeigt sich, dass das Verfahren viele Vorteile verspricht: So bringt es einen verbesserten Erosionsschutz mit. Außerdem soll es Ammoniakverluste und klimaunverträgliche Lachgasverluste vermeiden.
Überdies verspricht das Gülle-Strip-Till-Verfahren eine erhöhte Nährstoffeffizienz, einen geringeren Düngebedarf und somit verminderte Gewässerbelastungen. Insgesamt soll das Verfahren die mineralische N-P-Unterfußdüngung ersetzen und zu einer verbesserten Bodentragfähigkeit bei der Ernte führen.
Außerdem soll es die Wurzelbildung und Dürretoleranz der Maispflanze deutlich erhöhen.
Allerdings sind die vielen Vorteile des Gülle-Strip-Tills mit verschiedenen Hürden verknüpft: Zwar ist ein Gülle-Strip-Till bei leicht bearbeitbaren, sandigen Böden im Frühjahr meist problemlos möglich.
Auf schweren, staunassen Böden ist das Verfahren hingegen nur unter besonderen Umständen (wie beispielsweise bei außergewöhnlicher Trockenheit) umsetzbar.
Außerdem stellt das Gülle-Strip-Till-Verfahren erhöhte Genauigkeitsanforderungen an die Gülleinjektion und die Aussaat. Spurtreue, Gülleplatzierungshöhe sowie eine vorgegebene Ablagetiefe des Maiskorns sind für gute Erfolge genau zu beachten.
Insbesondere dann, wenn ein Lohnunternehmer für die präzise Gülleausbringung eingesetzt wird, verteuert dies das Verfahren daher durchaus.
Dennoch zeigte sich gerade in NRW, dass sich das Verfahren lohnt. Schließlich lassen sich mit Gülle-Strip-Till gerade auf sandigen, leichten Böden gute Erfolge verbuchen.
Insbesondere hängen diese mit der effizienteren Gülledüngung, einer verbesserten Nährstoffeffizienz, mit Mehrerträgen sowie mit Umweltschutzvorteilen zusammen.
Bessere Nährstoffnutzung dank Gülle-Strip-Till
Ist vom Strip-Till-Verfahren die Rede, kann prinzipiell zwischen einem kombinierten und einem absätzigen Verfahren unterschieden werden. Im Rahmen des kombinierten Verfahrens erfolgen Bodenbearbeitung und Aussaat in einem Arbeitsschritt.
Beim absätzigen Verfahren hingegen findet eine zeitlich versetzte Aussaat statt. Die Möglichkeit einer Düngerplatzierung im Boden besteht üblicherweise bei beiden Verfahrensvarianten.
Das Verbinden von Gülleplatzierung und Strip-Till-Verfahren hat folgenden Hintergrund: Wird im Rahmen des Strip-Till-Verfahrens ein Gülleband im Boden platziert, soll das gasförmige Ammoniakverluste reduzieren.
Diese sind ansonsten bei der Ausbringung üblich. Werden sie jedoch reduziert, erfolgt eine effizientere Nährstoffnutzung.
Für das Maiskorn bedeutet das: Es wird anschließend, bei einer der Düngung nachfolgenden Saat, in den Streifen oberhalb des Güllebandes gelegt. Danach kann die Maiswurzel die Güllenährstoffe schon sehr bald nutzen. Das gilt zumindest dann, wenn bei der Ausbringung – von der Bodenbeschaffen bis hin zur genauen Gülleplatzierung – einiges beachtet wird.
Gülle-Strip-Till: Auf die richtige Platzierung kommt es an
Bereits 2013 fanden in Nordrhein-Westfalen Versuche zum Gülle-Strip-Till beim Maisanbau statt. Dabei wurden Maisflächen beobachtet, bei denen eine Gülleinjektion unter verschiedenen Voraussetzungen erfolgt war.
Zum einen wurden Maisreihen mit Gülleinjektion in Zusammenhang mit dem Pflügen, zum anderen solche mit Injektion beim Gülle-Strip-Till beobachtet.
Dabei zeigte sich überraschenderweise, dass die Flächen meist eher schlechtere Ergebnisse hervorbrachten. Sie blieben hinter jenen mit einer konventionellen Gülle-Breitverteilung mit mineralischer Unterfußdüngung zurück. Weitere Beobachtungen ergaben dann aber folgende Erkenntnis: Werden Gülleband und mineralische Phosphat-Unterfußdüngung gleich weit vom Maiskorn entfernt platziert, stellen sich positive Effekte ein.
Ist das nämlich der Fall, wird der Dünger bereits von der Mais-Keimwurzeln erreicht.
Es stellte sich heraus, dass, um positive Effekte zu gewährleisten, zwischen Saatkorn und Düngeband 7 Zentimeter liegen sollten. Weiter entfernt darf das Gülleband nicht sein. Bei der Gülleinjektion ergibt sich aus diesen Erkenntnissen die sogenannte „12-Zentimer-Regel“: Liegt das Maiskorn in 5 Zentimetern, muss sich die Gülleband-Oberkante 7 Zentimeter unterhalb des Maiskorns befinden – die Gülleband-Oberkante liegt also idealerweise 12 Zentimeter unter der Bodenoberkante.
Die Bedeutung der Gülleinjektionstiefen beim Strip-Till-Verfahren
In einigen Extraversuchen untersuchte die Landwirtschaftskammer NRW im Jahr 2014 die Auswirkungen verschiedener Gülleinjektionstiefen mit unterschiedlichen Strip-Till-Varianten. Dabei variierte der Abstand zwischen Bodenoberfläche und Gülleband-Oberkante zwischen 8, 12 und 16 Zentimetern. Die Güllemenge lag bei 20 sowie 40 m3/ha.
Anschließend ließ sich dabei beobachten, dass die Mais-Jugendentwicklung dort, wo die 12- bzw. 8-cm-Varianten Anwendung fanden, besser verlief. Diese bessere Entwicklung war bereits im 2-Blatt-Stadium wahrnehmbar. Außerdem wirkte sich die 12 bzw. 8-cm-Variante auch auf die Entwicklung der Pflanzenwurzeln positiv aus.
Hieraus wurde abgeleitet, dass eine flachere Gülleplatzierung durchweg die besten Erfolge verspricht. Schließlich entwickelten sich die Maispflanzen nach der flacheren Gülleplatzierung auch im weiteren Verlauf zügiger als die Vergleichsgruppen. Außerdem blühten sie früher und wiesen zum Erntezeitpunkt dickere Kolben und Stängel auf als nach der tiefen Gülleablage.
Dass „flach“ in diesem Zusammenhang ertragreicher ist, zeigte sich außerdem beispielsweise in Coesfeld. An dem Standort mit humosem Sandboden ließen sich durch die flachere Gülleplatzierung ebenfalls höhere Erträge erreichen. Die flachere Injektion erwies sich gegenüber der 16-cm-Variante als deutlich vorteilhaft. Außerdem konnte in Coesfeld zusätzlich beobachtet werden: Wurde das Gülleband flacher eingebracht, nahm sogar die Zahl der Kornreihen je Maiskolben zu.
Höhere Maiserträge mit Gülle-Strip-Till
Neben den Versuchen aus NRW zeigen auch Versuche aus Niedersachsen gute Ergebnisse des Gülle-Strip-Till. 2013 und 2014 erfolgten diese mit vierreihigem Gerät und Vogelsang-Strip-Till-Aggregaten auf gepflügten Sandböden. Dabei wurde ebenfalls darauf geachtet, dass die bereits angesprochene 12-cm-Regel Anwendung fand. Dementsprechend wurde die Gülle auch hier flach injiziert, um bereits eine Versorgung der Keimwurzeln zu gewährleisten.
Im Rahmen der Untersuchung stellte sich in Niedersachsen heraus, dass die flach angelegte Gülleunterfußdüngung verglichen mit anderen Ausbringverfahren überzeugte. Hinsichtlich Stärkeertrag und Gesamttrockenmasse lieferte die Piadin-Gülleunterfußdüngung 6 Prozent Mehrerträge. Mit einer zusätzlichen mineralischen Unterfußdüngung waren es sogar 9 Prozent.
Insgesamt war es möglich, durch die Gülleunterfußdüngung mit 66 Prozent der üblichen Güllemenge gleiche Erträge zu erwirtschaften. Bereits an diesen Ergebnissen wird deutlich, wie umfänglich die Nährstoffeffizienz mithilfe der Gülleunterfußdüngung verbessert wird.
Mehr Wurzelwachstum mit Gülle-Strip-Till
Neben Mehrerträgen versprechen sämtliche Gülle-Strip-Till-Varianten außerdem offensichtlich ein verbessertes Wurzelwachstum. Dieses ließ sich, neben feststellbaren Mehrerträgen, in den durchgeführten Versuchen ebenfalls beobachten.
Begründet wird das verbesserte Wurzelwachstum folgendermaßen: Der Mais kann in dem vom Strip-Till-Gerät erzeugten Lockerungsstreifen quasi von Beginn an „aus dem Vollen schöpfen“. Hierdurch ergeben sich eine intensivere Anlage und Ausbildung von Kronenwurzeln. Aus den Kronenwurzeln entsteht dann ein verbessertes Seitenwurzelgeflecht, sobald sie aus dem Lockerungsstreifen in den festeren Reihenzwischenraum übergehen.
Dieser Vorgang ist deutlich vorteilhaft. Schließlich bleiben Kronenwurzeln, wenn sie bei sandigen Böden in gepflügten, nicht genügend rückverfestigten Boden übergehen, oft gänzlich ohne Seitenwurzeln. Damit erklärt sich auch die ausgeprägtere Dürretoleranz von Mais auf nicht gepflügtem Sandboden.
Was es beim Gülle-Strip-Till außerdem zu beachten gibt
Prinzipiell sind alle flüssigen Wirtschaftsdünger für Gülle-Strip-Till geeignet. Allerdings ist zu bedenken: Gärreste oder Gülle sollten gut ausgefault sein. Ist der Gärrest zu frisch und enthält nach Zugabe von Eisenpräparaten viel Eisenphosphat, wird er von der Maiswurzel nämlich schlecht durchdrungen. Gleiches gilt für frische Kuhgülle. Außerdem eignet sich Gülle, die reich an Trockenmasse ist, unter Umständen schlechter für das Verfahren als eher dünnflüssige Gülle. Das hängt damit zusammen, dass sich bei der Verwendung von „schmieriger“ Gülle eine feste, luftundurchlässige „Masse“ im Boden bilden kann.
Wann genau mit dem Gülle-Strip-Till im Frühjahr zu beginnen ist, ist aktuell nicht
abschließend geklärt. Aktuell wurden bei einem Beginn ab Anfang April sehr gute Ergebnisse erzielt. Diese konnten solche, die sich nach einem Beginn im März einstellten, deutlich übertreffen. Jedoch muss noch überprüft werden, ob auch ein Beginn Anfang bzw. Mitte März ratsam ist, sofern die Nitrifikationshemmstoffmenge erhöht wird.