Holtmann Saaten

Soja – Wie erntet man es richtig?

trockene Sojapflanze vor Ernte

Erntezeitpunkt

Eine Ernte Anfang Oktober ist wünschenswert. Hier machen sich die Aussaat zum ersten optimalen Zeitpunkt und eine standortangepasste Sortenwahl bezahlt. Im Oktober steigt das Risiko langer Schlechtwetterperioden erheblich. Durch die bei Soja erforderliche tiefe Schneidwerksführung kommt es bei feuchtem Boden verstärkt zu Erdeintrag.

Von der Gelbfärbung der Bestände über das Abwerfen der Blätter bis zur Druschreife vergehen je nach Wetter rund drei bis fünf Wochen. Bei entsprechender Witterung können die Körner innerhalb weniger Tage abtrocknen. Wenn die Sojabohne reif ist, fallen die Blätter ab und die Sojabestände verfärben sich rotbraun. Wenn es in den Hülsen raschelt und die Bohnen nicht mehr weich sind geht es an die Ernte.

Oft finden sich noch grüne Hülsen im Bestand; an feuchten Stellen im Feld stehen auch noch grüne Pflanzen. Ein häufiger Fehler bei der Sojaernte besteht darin, auf die Abreife der letzten grünen Hülsen zu warten. Bis dahin ist entweder der Hauptbestand viel zu trocken oder das Erntewetter ist vorbei und es regnet.

Die Druschfeuchte entscheidet über den Erfolg einer qualitätsschonenden Ernte. Mit jedem Prozent Trockenheit steigt die Bruchneigung der Körner spürbar. Bei Saatgut wird vielfach bereits bei 16 Prozent Feuchte mit der Ernte begonnen. Unter 13 Prozent sind Verluste in der Keimfähigkeit selbst bei optimaler Technik und Maschinenführung kaum mehr auszuschließen. Hier empfiehlt es sich, auf Tau in den frühen Morgenstunden zu warten.

Dreschen

Prinzipiell lässt sich Soja einfach dreschen. Denn die Körner lösen sich leicht aus den Hülsen und durch ihre Größe und ihr Gewicht sind sie leicht zu reinigen.

Allerdings ist bei der Ernte zu beachten, dass der Hülsenansatz sehr niedrig ist und die Körner leicht brechen können.

Der erst mögliche Druschzeitpunkt ist bei Qualitätssoja zu wählen. Jede Wiederbefeuchtung reifer Bestände verringert die Keimfähigkeit, bei wachsender Gefahr eines Pilzbefalls.

Bei Lohndrusch sollte der Fahrer Erfahrung mit Soja haben oder bereit ist, sich auf die neue Kultur einzustellen.

Sojabohnen erfordern eine spezielle Dreschereinstellung. Der tiefe Hülsenansatz der Pflanzen erfordert neben einem ebenen Acker ohne aufliegende Steine besondere Sorgfalt bei der Ernte.

Die Dreschereinstellung sollte bei Änderung der Kornfeuchte stets angepasst werden. Futterware wird mit Blick auf die Trocknungskosten mit 12 bis 14 Prozent Feuchte gedroschen. Lagerfeuchten sind 12 bis 13 Prozent, bei Futter auch bis 14 Prozent.

Das Aufplatzen von Hülsen vor der Ernte und das gleichmäßige Abreifen ist bei den modernen Sorten in der Regel kein Problem mehr. Besatz mit Mais, Erbsen, Ackerbohnen u.ä. ist schwer aus Soja herauszureinigen.

Das Schneidwerk

Flexible Schneidwerke verringern die Verluste. Sie sind in Amerika Standard und etablieren sich aktuell auch bei uns in den Sojaregionen. 

Da der Hülsenansatz von Sojabohnen dicht über dem Boden beginnt, liegen die untersten Hülsen stellenweise auf dem Boden. Dadurch sind Ernteverluste von über 500 kg/ha keine Seltenheit. 300 kg gelten als normal, unter 200 kg sind, selbst wenn alles stimmt, schwer zu erreichen.

Häufig sind vermeintliche Sortenunterschiede im Hülsenansatz in Wahrheit auf Unterschiede in der Aussaat- und Saatgutqualität zurückzuführen.

Grundsätzlich gilt:

  • Langsam fahren, Richtwert 4 km/h. Sonst kommt es zu unsauberem Schnitt, die Schneidwerksverluste steigen.
  • Ein ebenes Saatbeet ist Bedingung für eine tiefe Schneidwerksführung.
  • Steine absammeln oder einwalzen.
  • Optimale Aussaat- und Saatgutqualität helfen, den Hülsenansatz etwas nach oben zu bringen.
  • Je nach Hersteller kann das Schneidwerk unterschiedlich dicht am Boden geführt werden. Das ist unbedingt vor der Ernte zu prüfen, gegebenenfalls ist ein Umbau an den Kufen erforderlich.
  • Mit etwas handwerklichem Geschick lässt sich das Schneidwerk über einen Umbau der Aufhängung et-was steiler stellen. Dadurch kommt der Messerbalken dichter an den Boden. Der seitlich entstehende Spalt zwischen Schneidwerk und Schrägförderer wird mit Bauschaum abgedichtet. Praktiker berichten von sehr guten Erfolgen mit diesem Trick.
  • Schmale Schneidwerke lassen sich tiefer führen als breite. Bei über fünf Metern Arbeitsbreite lassen sich größere Verluste nur mit flexiblen Schneidwerken vermeiden.
  • Ährenheber sind nicht erforderlich. Bei trockenen Beständen schaden sie vielmehr, indem sie Hülsen ausschütteln.

Rotor oder Trommel?

Bei optimaler Kornfeuchte lassen sich auch mit einem gut gewarteten Trommeldrescher akzeptable Ergebnisse er-zielen. Besonders bei geringer Kornfeuchte sind Rotordrescher jedoch klar im Vorteil, wenn es gilt, die Kornqualität zu erhalten. Dabei hat sich der Einsatz von Maiskörben bewährt. Durch die großen Öffnungen werden ausgedroschene Körner rascher abgesondert und dadurch weniger belastet als bei Getreidekörben.

Und nach der Ernte?

Besonderheit: Das Toasten der Sojabohnen

Wer Soja anbaut, muss sich auch mit dem Toasten beschäftigen. Denn verdauungshemmende Enzyme werden nur durch eine Wärmebehandlung zerstört, um ein wertvolles Futtermittel zu erhalten. Oft werden die getoasteten Bohnen dann noch gepresst, um das Öl zu gewinnen und den entstehenden Sojakuchen als hochwertiges Eiweißfutter zum Einsatz zu bringen.

Sojabohnen können thermisch, hydrothermisch oder druckthermisch aufbereitet werden. Das Produkt der thermischen Aufbereitung ist die getoastete Vollfettbohne. Von dieser Anlagenart steht eine in Ober- und eine in Niederbayern. Eine Hydrothermische Aufbereitungsanlage befindet sich in Schwaben. Sie produziert geflockte Vollfettbohnen oder teilentölten Sojakuchen.

Ebenfalls in Schwaben gibt es eine Druckthermische Aufbereitung, die geschrotete Vollfettbohnen oder teilentölten Sojakuchen herstellen kann. Ein Problem ist die dezentrale Lage der Aufbereitungsanlagen in Bayern, welche das Interesse am Anbau dämpfen.

Deshalb gibt es einen neuen, transportablen Soja-Toaster der Firma Agrel. Hier ist besonders praktisch: die Schüttvorrichtung mit Spirale, so dass man das Gerät über die Getreideluke vom Kipper oder direkt aus dem „Bigpack“ befüllen kann.  So kann man mit anderen Landwirten zusammen Synergien schaffen. Der weiterentwickelte Toaster passt auf einen einfachen Auto-Anhänger und kann so direkt von anderen Betrieben ausgeliehen werden.

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