[Update Oktober 2024]
Vorbereitung von Grünlandbeständen auf den Winter und auf die kommende Saison 2025
Das Jahr 2023/2024 war mit 1198 mm Niederschlag in NRW das regenreichste Jahr seit 1881, was zu sehr guten Erträgen geführt hat. Viele Flächen konnten sogar einen zusätzlichen Schnitt verzeichnen. Dennoch stellt sich die Frage, ob eine Ernte und Düngung der letzten Aufwüchse noch lohnt.
Trotz hoher Futtermengen ist eine kontinuierliche Nutzung des Grünlands, durch Schnitt oder Beweidung, wichtig, um die Grasnarbe produktiv zu halten. Beweidung, insbesondere durch kleine Wiederkäuer, ist eine kosteneffiziente Möglichkeit, Herbstaufwüchse zu nutzen. Aufgrund des feuchten Bodens und der warmen Temperaturen war die Stickstoffversorgung in der Regel gut, jedoch hat der hohe Ertrag auch zu einem höheren Stickstoffentzug geführt.
Nachsaat und Nährstoffmanagement
Nach- und Neuansaaten mit Deutschem Weidelgras sind bis Anfang Oktober in Mittelgebirgslagen und bis Mitte Oktober in Niederungslagen noch möglich. Frühere Termine sind jedoch günstiger, da das Risiko einer Auswinterung steigt. Bei lückigen Beständen können auch andere Gräser in Mischungen gesät werden, jedoch sollte dies bis Mitte September geschehen. Rotklee kann in sehr lückige Narben im Schlitzverfahren bis spätestens Anfang Oktober nachgesät werden, während Luzerne aufgrund ungünstiger Standortbedingungen und Konkurrenzschwäche nicht empfehlenswert ist.
Das Deutsche Weidelgras ist die bevorzugte Wahl für Nachsaaten, da es im Vergleich zu anderen Gräsern die besten Eigenschaften für Futterproduktion, Nutzungselastizität und Frohwüchsigkeit besitzt. Es hat ein hohes Ertragspotenzial und eine schnelle Keimung, wodurch es auf den meisten Standorten in NRW die einzige empfehlenswerte Art ist. Weitere Tipps für erfolgreiche Nachsaaten umfassen frühe Nutzung der Aufwüchse durch Beweidung, eine N-Startgabe von maximal 30 kg/ha, Vermeidung von Gülle im Nachsaatjahr und gegebenenfalls Schröpfschnitte zur Unkrautbekämpfung.
Unkrautbekämpfung und Schädlingsprobleme
Problematische Unkräuter wie der Stumpfblättrige Ampfer können durch manuelles Ausstechen oder gezielte Herbizidbehandlung bekämpft werden. Moderne Einzelpflanzenbehandlungsgeräte ermöglichen eine präzise Herbizidanwendung, wodurch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um bis zu 95 % reduziert wird. Nach dem Absterben von Unkräutern entstehen oft Lücken, die idealerweise im Herbst oder im folgenden Frühjahr durch Nachsaaten geschlossen werden sollten.
Schnecken und Mäuse stellten in diesem Jahr aufgrund der feuchten Bedingungen eine besondere Herausforderung dar. Schneckenpopulationen verursachten Fraßschäden an Nach- und Neuansaaten, weshalb der Einsatz von Schneckenkorn, insbesondere mit dem Wirkstoff Eisen-III-Phosphat, empfohlen wird.
Mäusepopulationen konnten sich trotz des hohen Niederschlags auf vielen Standorten entwickeln und verursachten Schäden, die zu Ertrags- und Qualitätsverlusten führten. Die Bekämpfung von Mäusen erfolgt in Deutschland nur mit Zinkphosphid-haltigen Präparaten, wobei der hohe Aufwand in der Praxis oft nur bei größeren Populationen lohnt.
Die Bedeutung von Frühmaßnahmen zur Grünlandpflege, der Einsatz von optimalen Saatmischungen und Schädlingsbekämpfung, sind für das Grünland maßgeblich, um eine produktive Grasnarbe für die nächste Saison zu gewährleisten.
Der optimale Zeitpunkt
Jetzt ist die optimale Zeit für die Nachsaat auf Grünlandflächen angebrochen. Dieser Zeitpunkt bietet zahlreiche Vorteile für die Grünlandpflege und es stehen passende Maschinen zur Verfügung, um diesen Prozess zu unterstützen.
Dafür empfiehlt sich der Spätsommer, genauer gesagt den Zeitraum von Mitte August bis Mitte September als idealen Zeitpunkt für Reparaturarbeiten in Form von Nach- oder Neuansaaten, besonders wenn das Grünland Schäden aufweist.
Die Entscheidung, ob eine Nachsaat oder Neuansaat erforderlich ist, hängt von dem Ausmaß der Lücken im Bestand ab. Ist der Lückenanteil unter 50 Prozent, empfiehlt sich eine Nachsaat, während bei einem Lückenanteil von über 50 Prozent eine Neuansaat erforderlich ist. Die Vorteile einer Nachsaat im Spätsommer sind vielfältig:
- Geringer Konkurrenzdruck durch die vorhandene Grasnarbe, die zu dieser Zeit weniger stark wächst.
- Die Niederschlagsmenge ist im Spätsommer oft höher, was die Keimung und Etablierung des neu angesäten Grases begünstigt.
- Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das neu angesäte Gras erfolgreich etabliert, ist erhöht.
- Es besteht eine geringere Gefahr der Verunkrautung, da Unkräuter weniger stark wachsen und konkurrieren.
Grünlandstriegel
Für die Durchführung der Nachsaat auf Grünland stehen verschiedene Maschinen zur Verfügung, die von Landtechnikherstellern angeboten werden. Eine häufig verwendete Option ist der Grünlandstriegel. Dieser besteht aus mehreren Reihen von Striegelzinken und wird von einer Nivelliereinheit begleitet, die auch als Planierschiene oder Levelboard bezeichnet wird.
Die Hauptaufgabe dieser Einheit ist es, Unebenheiten wie Maulwurfshügel, Wildschäden und Fahrspuren auszugleichen. Die Verwendung dieser Maschinen unterstützt eine effektive Nachsaat auf Grünlandflächen und trägt zur Gesunderhaltung und Produktivität des Grünlands bei.
Nasse Böden – und jetzt?
Mit dem Striegel über feuchte Böden? Keine gute Idee. Erst muss der Oberboden abtrocknen, dann kann man mit dem Striegel gegen Gemeine Rispe und wolliges Honiggras vorgehen.
Befinden sich mehr als 10 Prozent Schafgarbe oder Löwenzahn auf Ihrem Grünland, dann leidet der Ertrag und die Qualität. In dem Fall lohnt sich entweder eine chemische oder mechanische Bekämpfung mit der Kreiselegge.
Es ist sinnvoll diese Maßnahmen direkt nach dem letzten Schnitt auszuführen, damit eine eventuelle Nachsaat vor der Vegetationspause noch angehen kann und Lücken schließt.
Nachsaat: ja oder nein?
Meist ist eine Nachsaat für dieses Jahr nicht notwendig. Aufgrund einer späten Mahd zur Samenreife haben sich die Gräser meist selbst ausgesät und sind durch das feuchte Wetter gut angegangen.
Wer trotzdem eine Nachsaat plant, sollte sich beeilen. Besonders Kleegrasmischungen mit Rotklee reagieren empfindlich auf Kälte.
Es empfiehlt sich Grünlandmischungen zu wählen, die an den Standort angepasst sind und aus den Sorten besteht, die genau für dieses Gebiet empfohlen werden. Erkundigen Sie sich bei Ihren zuständigen Länderdienststellen.
Denn nicht jede Mischung eignet sich für jeden Standort gleich und so könnte es zu Ausfällen bei Ertrag oder Qualität kommen.
Je höher, desto besser?
Nein. Die Restaufwuchshöhe sollte zu Vegetationsende zwischen 5 und 8 Zentimetern liegen. Aufwuchshöhen von mehr als 10 Zentimetern sind anfälliger gegenüber Frost.
Ausgewinterte Pflanzenbestandteile könnten nämlich die noch vitale Grasnarbe unter sich ersticken. Gleichzeitig können diese Bestandteile Nährboden für Pilzkrankheiten wie Schneeschimmel und Fusarien bilden.
Achten Sie auf das Sack-Etikett: Grund sind Sortenunterschiede innerhalb der Pflanzenarten!
Düngung
Mit einer geringen Gabe von Wirtschaftsdünger wird das Grünland auf die Winterpause vorbereitet. Das Wurzelwachstum wird angeregt, um im Frühjahr gestärkt Wasser und Nährstoffe aufnehmen zu können.
Durch ein vermehrtes Wurzelwachstum erhöht sich die Masse im Boden, was wiederum bewirkt, dass Kohlenstoff aus der Atmosphäre im Boden gespeichert wird.
Stallmist erhöht nebenbei auch noch die Aktivität von Regenwürmern.
Halten Sie sich in jedem Fall an die Sperrfristen. Wer noch kalken möchte, sollte vor der Sperrfrist Mist ausbringen.
Kalkung nicht vergessen
Über eine Kalkdüngung kann der pH-Wert nach oben hin kontrolliert und gesteuert werden. Einige Grünlandpflanzen, wie beispielsweise einige Kleearten, können sich nur in bestimmten pH-Bereichen optimal entwickeln. So hat der Kalk einen hohen Einfluss auf den Ertrag.
Zum einen über die Verfügbarkeit der Nährstoffe und zum anderen über die Aufrechterhaltung der Pflanzenbestände.
Die Kalkversorgung trägt ebenso zu einer guten Bodenstruktur bei und wirkt Bodenverdichtungen entgegen. Der Luftaustausch im Boden wird optimiert und das Wurzelwachstum gefördert.
Eine Kalkung kann grundsätzlich zu allen Jahreszeiten erfolgen. Vorzugsweise sollte sie aber im Spätherbst bei guter Befahrbarkeit der Böden erfolgen. Bitte checken Sie vorher den pH-Wert im Boden. Im Dauergrünland sollte er circa zwischen 5,5 bis 6,5 liegen.
Achtung: Die maximalen Kalk-Einzelgaben sind mit 1.500 bis 3.000 kg CaO/ha einzuhalten.