Die Planungen für 2024 laufen mit Hochdruck. Noch fängt das Anbau-Jahr mürrisch und nass an, aber wie es dann im Sommer aussieht, weiß so Recht keiner. Zu vermuten ist, dass aufgrund von el Niño lange Dürreperioden auf uns warten.
Also, warum sich nicht einmal nach trockenheitsresistenten Alternativen umschauen?
So eine Möglichkeit bietet sich mit Sorghum bicolor, umgangssprachlich wird sie auch Hirse genannt, hat aber nichts mit dem hierzulande bekannten Unkraut zu tun. Was steckt dahinter?
Was kann Sorghum, was kann es nicht?
Sorghum hat das Zeug dazu, Silomais zu ersetzen, bislang reicht aber der Kornaufschluss noch nicht aus, um denselben Energiegehalt wie Silomais zu erreichen. Trotzdem ist Sorghum eine gute Ergänzung zum Energiemais und kann sogar mit ihm zusammen gemäht und siliert werden.
Sorghum übersteht Trockenperioden vegetativ besser und verspricht höhere Trockenmasseerträge als Mais, wenn der Sommer sehr trocken wird. Sorghum wächst im Gegensatz zu Mais nach einem kurzen Wachstumsstillstand weiter, vertrocknet aber nicht.
Der Maiswurzelbohrer spielt bei Sorghum keine Rolle, da sich die Larven des Maiswurzelbohrers nicht an den Sorghumwurzeln zu Käfern entwickeln können.
Sorghum benötigt keine andere Maschinen als Mais, es wird genauso angebaut, gepflegt und geerntet.
Was muss man beim Einsatz zur Rinderfütterung beachten?
- Welche Sorten eignen sich zur Rinderfütterung?
- Wann wird geerntet?
- Ist der Futterwert mit Maissilage vergleichbar?
Ein groß angelegtes Forschungsprojekt, unter anderem von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, untersucht genau diese Fragen mit sehr verschiedenen Sorghum-Sorten, um die Futterwerte ganz genau vergleichen zu können. Sie werden in die Kategorien Biomasse-, Silo- und Körner-Sorghum unterteilt.
Untersuchte Sorghum-Sorten
Die unterschiedlichen Kategorien unterscheiden sich auffällig in Wuchshöhe und Rispenanteil.
Biomasse-Sorghum ES Aristos (Euralis) hat eine hohe Wuchshöhe, aber einen niedrigen Rispenanteil. Silo-Sorghum wie beispielsweise ES Harmattan (Euralis) erreicht eine mittlere Wuchshöhe und einen mittleren bis hohen Rispenanteil.
Der Körner-Sorghum, wie die Sorte RGT Ggaby (RAGT), wächst niedrig, aber besitzt einen hohen Anteil an Rispen.
Erntezeitpunkt
Der Erntezeitpunkt wird je nach Nutzungsrichtung als Futtermittel für Kühe oder zur Verwendung als Biogassubstrat festgelegt:
- Für die Verwendung als Tierfuttersilage werden die Bestände im BBCH – EC 45-50 (etwa 50 Tage nach Aussaat) geschnitten, es sind in guten Jahren bis zu drei Schnitte möglich.
- Für die Verwendung als Biogassubstrat werden die Bestände im BBBCH- EC 50- 60 geschnitten. (etwa 60 Tage nach Aussaat), es sind zwei Schnitte pro Jahr möglich
Bei einer Einsaat Mitte Mai ist dann der erste Schnitt häufig schon Ende Juni möglich. Den Schnitt anwelken lassen, häckseln und fertig! So sind 2-3 ertragreiche und qualitativ hochwertige Schnitte möglich.
Optimale Silierung der Ganzpflanze
Hier sollte der Trockenmassegehalt bei 300 bis 400 g/kg FM liegen, in Kombination mit einem pH-Wert unter 5,0. Die Praxis zeigte aber, dass diese Werte nur bei meist 20 Prozent TM-Gehalt lagen.
Nur kornreiche Silohirse bzw. Körnerhirse konnten die angestrebten Trockenmassegehalte erzielen und wiesen daher weniger Sickersaft-Verluste auf.
Was das Silieren zusätzlich erschweren könnte, sind Puffersubstanzen wie Rohprotein und Mineralstoffe, die einer schnellen pH-Wert-Absenkung entgegenwirken. Besonders bei Silohirse-Sorten wurden große Verluste an Gärsaft und Nährstoffen beobachtet.
Außerdem hat man festgestellt, dass bei Biomasse-Sorten die Stängel mit einem schwammigen Mark gefüllt sind. Dies führte zu einer schlechten Verdichtung.
Im Gegensatz dazu schnitten kornreiche und Körner-Sorghum-Sorten sehr gut ab. Sie brachten die besten Silage-Ergebnisse hervor, weil sie einen geringen Anteil an Ammoniak und Alkohol aufwiesen.
Erträge im Vergleich zu Silomais
Trotz ausreichender Niederschläge lagen Silo- und Körnersorghum hinter den Erträgen von Silomais. Biomasse-Sorghum erreichte hingegen höhere Erträge.
Vergleich der Futterwerte von Sorghum zu Silomais
Wie Sorghum verdaut wird, wurde im Versuch mit Hammeln erörtert. Dabei stellte sich heraus, dass Biomasse-Sorghum einen Futterwert aufweist, der mit Stroh vergleichbar ist. Die Gesamtverdaulichkeit beträgt hier 54 Prozent und der Energiegehalt 7,4 MJ ME bei Ganzpflanzensilage. Biomasse-Sorghum ist damit als Futter für Rinder ungeeignet.
Aufgrund seines hohen Rispenanteils erreichte Körner-Sorghum mit 9,5 MJ ME den höchsten Futterwert. Allerdings konnte keine der Hirsesorten den Futterwert von Silomais erreichen.
Geringer Energiegehalt der Sorghum-Silage
Hinzukommt, dass der Kornaufschluss bei der Ernte nicht ausreicht. Im Feldversuch erfolgte die Ernte mit derselben Technik und Geräteeinstellungen, die bei Silomais eingesetzt wird. Also 6 mm Häcksellänge.
Allerdings konnten, aufgrund der geringen Korngröße die Sorghum-Körner nicht ausreichend aufgebrochen werden und rutschten damit ungenutzt durch den Verdauungstrakt der Tiere. Die Hirsekörner wurden unverdaut wieder ausgeschieden. Die Energie daraus konnte nicht genutzt werden.
Fazit
In Regionen, wo der Maiswurzelbohrerdruck zu hoch ist oder bei zu großer Trockenheit, kann der Anbau von Sorghum jetzt schon eine Ergänzung zu Silomais sein.
Auf jeden Fall sollte man auf aufgrund des hohen Futterwertes auf Körner-Sorghum-Sorten setzen.