Holtmann Saaten

Wie Sie Ihr Grünland im Frühjahr wieder fit machen!

Grünland im verschneiten Frühjahr

Der Winter 2021/22 ist zwar noch nicht vorbei, aber so langsam kann man sich schon einmal Gedanken um sein Grünland machen.  

Am 31. Januar endete die festgelegte Sperrfrist für stickstoffhaltige Dünger. Damit können Landwirte ab Anfang Februar diese Düngemittel wieder auf Acker- und Grünlandflächen ausbringen.

Zu beachten ist auf jeden Fall, die Regel, dass auf  überschwemmten, wassergesättigten, gefrorenen oder schneebedeckten Böden das Aufbringen von stickstoff- oder phosphathaltigen Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln nicht mehr erlaubt ist.

Bestandskontrolle ist unerlässlich

Nach Winterende, also kurz vor Vegetationsbeginn, sollten Sie das Grünland genau begutachten. Nun kann man die Art und Dimension von Auswinterungsschäden nach folgenden Kriterien beurteilen:

  • Sind Gräser komplett ausgewintert und abgestorben?
  • Wie groß ist der Anteil der Auswinterung?
  • Wie hoch ist der Lückenanteil?
  • Wie stark ist die Grünlandnarbe verfilzt?
  • Welche Anteile haben Unkräuter und Ungräser wie Gemeine Rispe?
  • Gibt es Trittschäden von der letzten Herbstbeweidung?
  • Ist Schneeschimmel (Fusariumpilz) verbreitet und wenn ja, in welcher Intensität?
  • Sind die Flächen durch den Frost hochgefroren?
  • Liegen Staunasse oder überflutete Bereiche vor?

Die Begutachtung der Fläche ist das A und O. Wenn möglich, sollte ein Grünlandspezialberater aufgrund der Komplexität hinzugezogen werden. So lassen sich wertvolle Ratschläge aus seiner Beurteilung bezüglich erforderliche Pflege- und Nachsaatmaßnahmen und deren Intensitäten ableiten. Außerdem entsprechen die Empfehlungen den gegebenen Klimaregion und der anschließenden Nutzung.

 

Erhalten der Grünlandnarbe

Zu Vegetationsbeginn ist die Pflege des Grünlands besonders wichtig. Denn die wirtschaftliche Grundfutterproduktion steht an erster Stelle. Entscheidend ist, das die Grünlandbestände vor Unkraut dominieren. Nur durch Pflege und Nachsaat können genügend Nährstoffe durch Gülle aufgenommen werden.

Was ist denn nun das Grünland, welches optimal gepflegt ist?

Hier spielt das Deutsche Weidelgras als Leitgras eine maßgebliche Rolle. Es ist unter futterbaulichen und somit auch wirtschaftlichen Aspekten eines der ertragreichsten Grassorten. Trotz seiner begrenzten Winterhärte lohnt sich sein Anbau. Gerade in Höhenlagen, aber auch auf Moorstandorten, sind permanente Pflegemaßnahmen und seine Nachsaat wichtig.

 

Grasnachsaat Herbst

Schleppen bleibt unverzichtbar

Das Schleppen der Wiesen und Weiden im zeitigen Frühjahr zählt zu den obligatorischen Pflegemaßnahmen. Die Ziele des Schleppens liegen auf der Hand:

  • Einebnen von Aufwerfungen durch Maulwürfe und Mäuse sowie Trittschäden zur Vermeidung von Futterverschmutzungen
  • Einreiben und Zerkleinern des im Herbst ausgebrachten Stallmistes bzw. der Exkremente der Weidetiere aus dem letzten Herbst
  • Einreiben und Verteilen eingetrockneter Reste der Frühjahrsgülle
  • Durchlüftung und leichte Entfilzung der Grünlandnarbe
  • Anregung der Bestockung von Gräsern.

Das Grünland muss zuerst gut abgetrocknet sein, bevor man mit dem Schleppen beginnen kann. Wenn beispielsweise Maulwurfshügel noch zu nass sind, verschmieren sie. Das wäre eher kontraproduktiv.

Der Einsatz von Wiesenschleppen ist das hierfür meistgenutzte Werkzeug. Für das reine Schleppen und Einebnen ist es empfehlenswert, die glatte Seite bodenseitig einzusetzen. Die Zahnseite eignet sich eher zum Durchlüften.

Das Arbeitsergebnis reicht aber an die Qualität und Effektivität von Grünlandstriegeln nicht heran. Es besteht sogar die Gefahr, dass bei Unebenheiten mit der gezähnten Seite größere Grasfrasen herausgerissen werden und zusätzliche Löcher entstehen. Zudem ist der Umbau der Schleppe zeitaufwendig, so dass die Werkzeuge meist mit nur einer Einstellung genutzt werden.

 

Maulwurfshügel

Striegeln mit Nachsaat

Nach der Schnee- und Frostdecke kommt meist ein traurig ausschauendes Grünland zum Vorschein. Durch abgestorbene Blätter oder die vielerorts auftretende Gemeine Rispe ist die Grasnarbe meist mehr oder weniger stark verfilzt.

Diesen Filz kann man am besten mit einem scharf eingestellten Grünlandstriegel herausreißen und somit Licht und Luft an die Narbe zu bringen. Das hat den Effekt, dass die vorhandenen Gräser früher und stärker austreiben und sich dadurch schneller regenerieren.

Zeitiges Striegeln ist angebracht, wenn meist auf Beständen mit Weidelgras, Schneeschimmel auftritt. Schneeschimmel ist ein Fusariumpilz, der insbesondere dann auftritt, wenn Grünlandbestände zu üppig in den Winter gegangen sind. Oder für längere Zeit unter einer Schneedecke lagen. Nach der Schmelze zeigt sich ein hierfür typischer weißliche Belag (ähnlich Gefrierbrand), der den Wiederaustrieb behindert und im Endeffekt den Ertrag und die Qualität schmälert.

Bei starkem Schneeschimmelbefall sollte aber besser nicht gestriegelt werden, damit die Pilzinfektion nicht über den gesamten Bestand verteilt wird. Hier sollt mit einer frühzeitigen Stickstoffdüngung begonnen werden. Auch das Walzen regt das Wachstum und die Regenerationsfähigkeit des Bestandes an.

Nachsaat

Durch das Striegeln und damit durch das Herausziehen von Unkräutern und totem Pflanzenmaterial, entstehen meist kleinere oder mittlere Lücken. Durch Mäuse können allerdings größere Lücken entstehen. Unter der Schneedecke sind sie vor Fraßfeinden geschützt und können dort unbehelligt ihre Arbeit fortsetzen. Dadurch können erhebliche Schäden entstehen.

Durch eine geeignete und empfohlene Grasnachsaat sollten diese Lücken geschlossen werden. Die Nachsaatmenge orientiert sich an dem Anteil der Lücken. Bei einem Lückenanteil von 5 bis 10 Prozent sind 5 kg/ha ausreichend. Betragen die Lückenanteile 10 bis 20 Prozent sind 6 bis 10 kg/ha besser geeignet.

Bei einer Nachsaatmenge von 5 kg /ha werden in Abhängigkeit vom TKG des Saatgutes 150 bis 250 Grassamen pro Quadratmeter ausgebracht. Bei stark ausgewinterten Grünlandbeständen mit Lückenanteilen über 20 bis 30 Prozent und mehr bringt die Durchsaat mit entsprechender Spezialtechnik (z.B. Schlitztechnik) eine größere Nachsaatsicherheit und einen höheren Nachsaaterfolg. Besonders auf Standorten, die zur Trockenheit neigen. Die Durchsaatmengen sind dann zwischen 15 bis 25 kg/ha zu bemessen.

Keine Bekämpfung ist keine Lösung. Ohne Pflege riskiert man, dass sich beispielsweise die Gemeine Rispe, Vogelmire oder anderes Unkraut ausbreitet.

Allerdings ist die Bekämpfung der Gemeinen Rispe mit dem Striegel zu Vegetationsbeginn aufgrund der noch vorhandenen Winterfeuchtigkeit und der erst beginnenden Vegetation nicht so effektiv wie im Spätsommer.

Wer also auf seinem Standort Probleme mit diesem Unkraut hat, sollte zusätzlich das Striegeln und Nachsäen im Spätsommer einplanen.

Wie zahlreiche Erfahrungen aus der Praxis zeigen, ist die Nachsaat für den Erfolg einer gesunden Grasnarbe entscheidend.

 

Grünlandpflege Striegeln

Frühe Beweidung und früher Schnitt

Ein früher Schnitt, aber auch das zeitige Beweiden von Grünflächen trägt zu dichten und homogenen Grünlandflächen bei. Allerdings ist beweidetes Grünland, mit einem hohen Anteil an Deutschem Weidelgras, resistenter gegenüber einer Fläche mit betonter Schnittgrünfläche.

Walzen

Das Walzen ist überall dort sinnvoll, wo Böden stark aufgefroren sind. Denn dort ist der kapillare Wasseraufstieg gestört. Und die Graswurzeln drohen abzusterben, wenn der Bodenschluss nicht wiederhergestellt wird.

Unter zu feuchten Bodenbedingungen (wenn Stiefelabsatz sich beim Eintreten in die Grasnarbe abbildet), ist das Walzen eher kontraproduktiv, da es zu temporären Verdichtungen und damit zu einem gestörten Luft-Wasserhaushalt im Boden und in der Folge zu Wachstumshemmnissen des Grünlandes kommt.

In Kombination mit der Übersaat mit Grünlandstriegeln macht das Walzen mit meist angebauten Walzen überaus Sinn. Vor allem, um einen guten Bodenschluss des ausgebrachten Saatgutes sicherzustellen.

Hier haben sich in der Praxis Prismen- oder Cambridgewalzen unter trockenen bis erdfeuchten Bedingungen bewährt.

Sortenwahl

Die Wahl der Sorte ist ausschlaggebend für den Ertrag, aber auch für die Robustheit, Regenerationsfähigkeit, Winterhärte und Ausdauer der Grünlandnarbe. Hier sollte nicht der Preis für die Saatgutmischung ausschlaggebend sein, sondern die Qualität und die standortabhängige Eignung der Sorten.

Von allen wichtigen Kulturgräsern gilt das Deutsche Weidelgras als die Art, die potenziell am stärksten auswinterungsgefährdet ist. Doch gerade darauf haben die Züchtung und die Zulassungsstellen reagiert. Alle Neuzüchtungen werden, neben vielen anderen Kriterien, in aufwändigen Sortenprüfverfahren auch auf Ausdauer und Winterhärte geprüft.

Druckschäden möglichst vermeiden

Gerade nach einem langen Winter mit später Schneeschmelze sind die Gülle-Lagerkapazitäten vieler Milchviehbetriebe oftmals ausgereizt. Sobald die Grünlandflächen halbwegs befahrbar sind, wird Gülle ausgebracht. Der Trend, zu immer größeren Güllefässern mit 18 Kubikmeter aufwärts, die von entsprechend leistungsfähigen, schweren Schleppern gezogen werden, nimmt weiter zu.

Durch den großen Zeitdruck zu Vegetationsbeginn wird daher oftmals Gülle auf Böden ausgebracht, die nicht ausreichend abgetrocknet sind. Fahrspuren und Bodenschadverdichtungen sind die Folge. Mittel- bis langfristig etablieren sich in diesen Fahrspuren zunehmend Arten, die besser mit Verdichtungen und Staunässe zurechtkommen als die Kulturgräser.

 

Düngung mit Gülle

Gülle-Sperrfrist

Die Gülle-Sperrfist gilt vom 1. November 2021 bis zum 31. Januar 2022, bis auf regionale Ausnahmen. Am 31. Januar diesen Jahres endete die Gülle-Sperrfrist für stickstoffhaltige Dünger.

Bisher gelten die neuen Verordnungen nicht für Grünland oder Ackergrasflächen. Hier ist also weiterhin eine Breitverteilung gestattet. Allerdings werden diese Techniken aufgrund der bekannten Nachteile – schlechtere Stickstoff-Ausnutzung, Windanfälligkeit, mitunter Futterverschmutzung – aber auch auf Grünland nicht mehr empfohlen. 

Die bodennahe Ausbringung mit dem Schleppschuh ist ab 2020 auf bewachsenen Ackerflächen, beziehungsweise ab 2025 auf Grünland Pflicht.

Von der Sperrfrist betroffen sind Gülle, Jauche, Gärreste, stickstoffhaltiger Mineraldünger und viele Klärschlämme.

Hier müssen die drei Monate Sperrfist eingehalten werden, aber bei Grünland kann man diese drei Monate um 2 bis maximal 4 Wochen nach hinten oder nach vorne verschieben. Mehr Infos dazu, s.u.

Für Festmist und Kompost wurde die Sperrfrist ebenfalls um einen Monat verlängert und beginnt ab 2021 am 1. November bis 31. Januar.

Auch bei frühzeitiger Düngung Anfang Februar bis zum Einsetzen der Vegetation besteht auf Grünlandflächen kein nennenswertes Risiko von Stickstoffverlusten. Das liegt bei intakten Flächen an der dichten Grasnarbe und dem Wurzelfilz, in dem Nährstoffe sehr gut gebunden werden. Versuchsergebnisse zeigen laut der Kammer zudem, dass in dieser Zeit die Ammoniakverluste geringer sind als bei einer Ausbringung im wärmeren März.

Allgemeines zur Verschiebung der Sperrfrist

  • Düngeverordnung: Sie bietet der zuständigen Stelle im Einvernehmen mit der Unteren Wasserbehörde die Möglichkeit, dem Landwirt für Grünland andere Sperrzeiten zu genehmigen.
  • Sperrfrist: Sie darf nicht verkürzt, sondern nur verschoben werden.
  • Voraussetzung für eine Sperrfristverschiebung: Antragstellung des Landwirts mit ausreichender Begründung.
  • Genehmigungsprozess: regionaltypische Gegebenheiten, vor allem die Witterung oder der Beginn und das Ende des Pflanzenwachstums sowie die Ziele des Boden- und Gewässerschutzes sind heranzuziehen.
  • Höhenlagen: auf Grünlandflächen mit überwiegender Schnittnutzung wird vereinzelt auch eine Sperrfristverschiebung nach hinten angeboten.

Achtung: Keine Ausbringung bei Frost!

Bei Wassersättigung des Bodens, einer Schneedecke oder Frost dürfen Gülle, Gärreste und andere stickstoff- und phosphathaltige Düngemittel allerdings nicht ausgebracht werden.

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