Nasser Acker: Ratlosigkeit bei der Aussaat
Die neueste Wetterstatistik für den Oktober verdeutlicht, dass Teile Deutschlands mit einer außergewöhnlichen Menge an Regen konfrontiert waren. Die Daten des Deutschen Wetterdienstes zeigen zudem, dass der vergangene Monat deutschlandweit der regenreichste seit 2002 war.
Laut dem Bauernverband stehen die Landwirte nun vor erheblichen Schwierigkeiten bei der Aussaat des Winterweizens. Die anhaltenden Regenfälle stellen für die Landwirte zum jetzigen Zeitpunkt ein ernstzunehmendes Problem dar. Üblicherweise erfolgt die Aussaat von Winterweizen von Anfang bis Ende Oktober. Doch in diesem Jahr haben viele Landwirte, laut Angaben des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, diese Aufgabe noch nicht abgeschlossen, und einige haben nur die Hälfte geschafft.
In den letzten Tagen ist nachts auch noch der Frost hinzugekommen, was eine Aussaat von Wintergetreide nahezu unmöglich macht. Derzeit wissen viele Landwirte laut Verband nicht, ob und wann sie mit der Weizen-Aussaat fortfahren können. Auf was müssen Sie sich nun einstellen? Was gibt es für Alternativen?
Futtermangel im Sommer 2023
Die Landwirtschaft sah sich in diesem Jahr mit einer äußerst ungewöhnlichen Kombination von klimatischen Herausforderungen konfrontiert. Ein anhaltend feuchtes Frühjahr führte in vielen Regionen zu einer verzögerten Aussaat entscheidender Futterpflanzen, insbesondere von Silomais und Kleegras.
Ebenso wurde der erste Schnitt des Grünlands aufgrund der anhaltenden Nässe erheblich später als üblich durchgeführt. Doch ab Mai wandelte sich das Wettergeschehen drastisch. Eine langanhaltende Trockenperiode mit hohen Temperaturen setzte ein, was zu einer schnellen Austrocknung des Oberbodens und folglich zu erheblich reduziertem Wachstum bei nahezu allen landwirtschaftlichen Kulturen führte.
Diese Situation hat in vielen Regionen eine beunruhigende Lage in Bezug auf die Futterversorgung des Tierbestands zur Folge. Das abrupte Umschlagen von feucht zu trocken hat die landwirtschaftlichen Betriebe vor besondere Herausforderungen gestellt, und die Auswirkungen auf die Erträge und Qualität der Futterpflanzen sind deutlich spürbar.
Landwirte sehen sich mit der dringenden Notwendigkeit konfrontiert, alternative Futterquellen zu erschließen und Strategien zur Bewältigung dieser unvorhersehbaren Witterungsbedingungen zu entwickeln. Derzeit wird intensiv nach Lösungen gesucht, um die Auswirkungen auf die Futterversorgung zu mildern und die nachhaltige Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen zu gewährleisten.
Jetzt schon an nächstes Jahr denken
Mit Luzerne, Grasmischungen oder Körnersorghum kann man einem Futtermangel entgegenwirken. Diese Sorten haben einen hohen Energiegehalt und können eine gute Alternative zu Weizen, Mais und Co sein. Gerade zur Rinderfütterung können sie ein guter Partner sein.
Luzerne
Luzerne stand in der Vergangenheit auf dem Anbauplan von vielen viehhaltenden Betrieben. Sie sollte als Futter für Wiederkäuer das Grünland ergänzen und den Futtervorrat absichern. Mit dem Einzug des Silomais wurde der Anbau der Luzerne weitestgehend von zugekauften Sojaprodukten als Eiweißlieferant verdrängt.
Mit der anhaltenden Diskussion um nachhaltigere Landwirtschaft, der fortwährenden Dürrephase und aufgrund der Eiweißstrategie des Bundes, gewinnt die Luzerne wieder an Bedeutung.
Nicht zuletzt auch, weil die Luzerne bei Trockenheit immer noch blühend auf den Feldern steht, wenn alles andere schon vertrocknet daherkommt.
Alles zum Anbau und die Voraussetzungen für ihren Anbau erfahren Sie hier.
Körnersorghum
Körnersorghum ist ein Alleskönner in Dürrephasen.
Ja, wir sprechen hier nicht vom Hirse-Unkraut, sondern von einer echten C4-Pflanze, die hier in Deutschland erfolgreich angebaut werden kann – auch in Trockenlagen!
Sorghum ist hierzulande bereits als Biogas-Substrat und nachwachsende Energiepflanze bekannt. Körnersorghum ist weniger bekannt. Zeit mit allen Vorurteilen aufzuräumen.
Es fehlen die Erfahrungen mit Sorghum: Dabei ist Körnersorghum das fünfhäufigste angebaute Getreide weltweit. Die Anbauflächen für Körnersorghum nehmen von Jahr zu Jahr zu. Es gibt mittlerweile viele Praxisversuche zu Reifeeinstufung, Sortenwahl und Bestimmung der Erntereife.
Sorghum hat einen hohen Blausäuregehalt. Es stimmt, die Pflanze produziert Blausäure, aber dies betrifft nicht die Körner. Und im Siliervorgang wird die in den Stängeln und Blättern enthaltene Blausäure aufgespalten und unschädlich gemacht.
Silage-Sorghum als Maisersatz ist unbrauchbar? Nein. Definitiv nein! Vergessen Sie die Empfehlung nach TM-Gehalt zu ernten. Orientieren Sie sich am Entwicklungsstadium,
Körnersorghum lockert enge Fruchtfolgen auf und schneidet in Trockenlagen besser ab als Mais. Körnersorghum ist eine einjährige, selbstbefruchtende C4-Pflanze. Sie hat deshalb einen guten photosynthetischen Ertrag und ist effizienter bei Hitze und Trockenheit.
Es ist in wärmeren Regionen eine interessante Alternative zu Körner- oder Silomais.
Die wichtigsten Infos zu Körnersorghum finden Sie hier.
Grasmischungen
Ein wichtiger Faktor für die Wirtschaftlichkeit von Kleegras und Luzerne ist die Einsparung von Mineraldünger durch die Stickstoff-Fixierung der Leguminosen. Dadurch können Landwirte Kosten sparen und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Außerdem verbessern die Leguminosen die Bodenfruchtbarkeit und tragen damit langfristig zur Erhaltung und Verbesserung der landwirtschaftlichen Böden bei.
Ein weiterer Vorteil von Kleegras und Luzerne ist ihre vielfältige Verwendungsmöglichkeit. Neben der Fütterung von Nutztieren und der Verwertung in Biogasanlagen können sie auch für die Herstellung von Cobs und Pellets genutzt werden. Die hohe Protein– und Nährstoffdichte der Leguminosen macht sie zudem zu einer attraktiven Futterquelle für die Milch– und Fleischproduktion.
Muss ich jetzt alles umschmeißen?
Experten sind der Meinung, dass Getreidesorten wie Weizen, Gerste oder Winterrogen weiterhin in Deutschland angebaut werden können. Aber, man muss ganz genau schauen, welche Sorten geeignet sind und muss diese gegebenenfalls anpassen.
Bisher stand bei den Züchtungen von Weizen, Mais, Roggen und Zuckerrüben der Ertrag im Vordergrund. Erntemasse vor Pflanzengesundheit.
Warum dauert das so lange bis neue Sorten am Markt sind?
Bislang wurde der Fokus nicht auf Wassereffizienz gelegt, das scheint sich aber gerade zu ändern. Schade nur, dass es 8-10 Jahre dauert bis eine neue Sorte gezüchtet, getestet und vom den Landessortenämtern zugelassen ist. Nur mit einer Zulassung darf das Saatgut ausgebracht werden.
In welchen Regionen ist der Klimawandel schon angekommen?
Die Sorge um die Zukunft wächst bei vielen Landwirten. So wird der Weizenanbau im Nordosten Deutschlands immer problematischer. Besonders in Brandenburg sinkt der Jahresertrag von Winterweizen jährlich. Ebenso betroffen sind Teile von Franken, Hessen, Niedersachsen und die Schweinfurter Region.
Was sind die Alternativen?
Diversität und Fruchtfolgen werden immer wieder als Chance angepriesen. Und tatsächlich greifen immer mehr Landwirte in die Trickkiste und probieren verschiedenste Kulturen aus.
Jetzt kommt das Aber: Ganz so einfach ist das nicht, wie sich mancher Theoretiker das denkt. Denn jeder Landwirt besitzt ganz spezielles Know-how, welches er sich über Jahre und Jahrzehnte angeeignet hat.
Mit diesem Wissen kann er genau sagen, in welchen Abständen gesät, wann gedüngt und wann geerntet wird. Wir sprechen hier von taggenauen Abläufen.
Für neue Kulturen, muss erstmal das Geld und der Mut aufgebracht werden, um neue Wege gehen zu können. Und dann muss da natürlich noch der Ertrag stimmen, damit sich das Ganze auch lohnt.
Wann sich der Anbau einer neuen Frucht lohnt, ist betriebsindividuell. Wir empfehlen den Landwirten circa 5-10 ha Anbaufläche einer neuen Kultur, damit der Anbau rentieren kann und man ein neues Silo dafür aufmachen kann.
Allerdings gerät so mancher Landwirt unter Druck, da die neuen Sorten auch gleich höhere Kosten bedeuten. Viele trockenresistente Energiepflanzen gibt es zu guten Preisen in unserem Shop. Auch Mais, aber das Angebot ist stark begrenzt.