Erfolgsgeschichte des Zwischenfruchtanbaus in Deutschland: Bodenpflege mit steigender Beliebtheit
Der Zwischenfruchtanbau in Deutschland hat sich in den letzten Jahren zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt. Zwischenfrüchte, die zwischen den Hauptfrüchten angebaut werden, dienen in erster Linie der Gründüngung und Bodenverbesserung. Der jüngste Bericht zeigt einen kontinuierlichen Anstieg der Anbaufläche und unterstreicht die wachsende Bedeutung dieser Anbaumethode.
Rekordzahlen im Anbau: Verdopplung seit 2009
Im Anbaujahr 2022/23 wurden in Deutschland rund 2,2 Millionen Hektar Zwischenfrüchte kultiviert. Das entspricht mehr als 18 Prozent der gesamten Ackerfläche und ist der bisher höchste Wert. Im Vergleich dazu lag der Anteil 2009/10 bei lediglich 10 Prozent. Dieser Anstieg verdeutlicht die steigende Akzeptanz der Landwirte, Zwischenfrüchte in ihre Fruchtfolgen zu integrieren.
Nutzung der Zwischenfrüchte
Die Mehrheit der Zwischenfrüchte (rund 90 Prozent oder 1,9 Mio. Hektar) verblieb als Gründüngung auf den Feldern, um die Bodenqualität zu verbessern und Nährstoffe zu speichern. Etwa 7,5 Prozent wurden als Futter verwendet, während 2,5 Prozent für Energiezwecke genutzt wurden.
Winterzwischenfrüchte dominieren
Winterzwischenfrüchte sind besonders beliebt und machten 2022/23 etwa 82 Prozent der gesamten Anbaufläche aus (1,8 Mio. Hektar). Sie bedecken den Boden über den Winter und tragen somit besonders effektiv zum Schutz vor Bodenerosion bei. Sommerzwischenfrüchte wurden auf 393.000 Hektar angebaut, das entspricht 18 Prozent der Fläche. Sie werden vor dem Winter geerntet oder umgebrochen.
Umwelt- und Bodenschutz im Fokus
Zwischenfrüchte schützen Böden und Gewässer, indem sie Nährstoffausträge mindern und Erosion verhindern. Zudem fördern sie die Biodiversität und tragen so zum ökologischen Gleichgewicht bei. Sie unterscheiden sich von Hauptfrüchten durch ihre zeitlich begrenzte Nutzung zwischen zwei Ernten.
Zwischenfrüchte im milden Winter: Strategien für Landwirte
Die aktuellen milden Witterungsbedingungen fördern das Wachstum von Zwischenfrüchten, die in vielen Regionen stark gedeihen und teilweise bereits Samenstände bilden. Diese Situation stellt Landwirte vor die Herausforderung, den Bestand zu regulieren, ohne den Boden zu schädigen. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) gibt dazu klare Empfehlungen.
Warum Zwischenfrüchte problematisch werden
Das milde und feuchte Wetter seit der Ernte hat das Wachstum der Zwischenfrüchte beschleunigt. Einige Arten entwickeln bereits Samen, was eine rechtzeitige Pflege notwendig macht, um ungewollte Aussaat oder Überwucherung zu vermeiden. Aufgrund der feuchten Böden ist eine Bearbeitung jedoch schwierig, da das Befahren der Flächen den Boden nachhaltig schädigen kann.
Strategien zur Pflege: Walzen statt Mulchen
Die LLH-Berater raten, möglichst auf Frosttage zu warten, bevor Zwischenfrüchte bearbeitet werden. Walzen ist dabei gegenüber Mulchen vorzuziehen. Während Mulchen Stickstoff freisetzt, der in der Wachstumspause leicht ausgewaschen werden kann, frieren gewalzte Pflanzen besser ab. Das Quetschen der Pflanzen erleichtert das Eindringen von Frost, ohne den Boden zu belasten. Geduld zahlt sich aus: Selbst in milden Wintern gibt es immer wieder Frostperioden, die eine bodenschonende Bearbeitung ermöglichen.
Rechtliche Einschränkungen und Empfehlungen
Der Einsatz von Glyphosat ist unter bestimmten Bedingungen verboten, insbesondere in Wasserschutzgebieten, Heilquellenschutzgebieten und Biosphärenreservaten. Zudem dürfen Zwischenfrüchte im Rahmen von GLÖZ 8 (Greening-Auflagen) bis Ende 2024 weder gemulcht noch gewalzt werden, wenn dies den Boden beeinträchtigt.
Fazit
Landwirte sollten in diesem Winter auf bodenschonende Maßnahmen setzen und Geduld bewahren. Die LLH-Berater empfehlen, auf Frosttage zu warten, um Zwischenfrüchte durch Walzen gezielt zu regulieren. Rechtliche Vorgaben, insbesondere zum Einsatz von Glyphosat, sind dabei unbedingt zu beachten, um sowohl ökologischen als auch agrarwirtschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Der Anbau von Zwischenfrüchten in Deutschland zeigt, wie Landwirtschaft und Umweltschutz erfolgreich miteinander kombiniert werden können. Mit der zunehmenden Verbreitung dieser nachhaltigen Praxis setzen Landwirte ein wichtiges Zeichen für die Zukunft der Agrarwirtschaft. Weitere Informationen bietet die Broschüre „Zwischen- und Zweitfrüchte im Pflanzenbau“.