
Klimakrise als Herausforderung für die Landwirtschaft
Deutschland und ganz Europa leiden zunehmend unter Hitzewellen und Dürreperioden. Die Landwirtschaft steht vor der Herausforderung, trotz extremer Wetterbedingungen stabile Erträge zu erzielen. Während viele traditionelle Kulturpflanzen unter der Hitze leiden, rückt eine Pflanze immer mehr in den Fokus: Sorghumhirse.
Sorghum – ein Joker im Klimawandel?
Sorghum stammt ursprünglich aus dem nordöstlichen Afrika und wird dort schon seit über 5000 Jahren angebaut. Die Pflanze ist für ihre besondere Hitzetoleranz und Trockenheitsresistenz bekannt. Sie benötigt wenig Dünger, kommt mit Wassermangel gut zurecht und übersteht sogar kurze Überschwemmungen. Zudem ist sie von Natur aus glutenfrei – ein Pluspunkt für den wachsenden Markt glutenfreier Lebensmittel.

Europäische Forschung sucht die besten Sorten
Wissenschaftler der Universität Kopenhagen arbeiten daran, Sorghum für europäische Anbaubedingungen zu optimieren. Die Züchtung ist allerdings schwierig: Sorghum ist genetisch schwer zu manipulieren und selbst moderne Methoden wie CRISPR stoßen an ihre Grenzen. Trotzdem gelingt es den Forschern, mit innovativen Ansätzen Fortschritte zu erzielen.
FIND-IT: Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen
Ein Durchbruch ist die neue Methode FIND-IT. Sie ermöglicht es, gezielt Mutationen im Erbgut großer Saatgutbestände zu identifizieren. „Wir können den Heuhaufen in kleinere Abschnitte zerlegen und erkennen, wo die Nadel versteckt ist“, erklärt Sören Knudsen vom Carlsberg-Labor. So lassen sich bis zu 150.000 Pflanzen gleichzeitig analysieren – ein enormer Fortschritt gegenüber früheren Methoden.

Mutationen ohne Gentechnik
Die Forscher setzen auf natürlich entstandene Mutationen, die durch chemische Prozesse ausgelöst wurden. Diese Pflanzen unterliegen nicht den strengen EU-Regelungen zur Gentechnik. Mithilfe eines PCR-Tests werden gezielt interessante Erbgutabschnitte herausgefiltert. „Wir haben Kandidatengene identifiziert, die mit Trockenheitsresistenz und anderen wichtigen Eigenschaften in Verbindung stehen“, so Nanna Bjarnholt von der Universität Kopenhagen.

Sorghumanbau in Europa auf dem Vormarsch
Die Anbauflächen für Sorghum nehmen in der EU kontinuierlich zu. Laut Deutschem Maiskomitee lag die Anbaufläche in Deutschland 2024 bei rund 11.500 Hektar. EU-weit stieg die Fläche für Körnerhirse um 39 Prozent auf über 229.000 Hektar. Besonders Frankreich, Italien und Rumänien haben ihre Anbauflächen ausgeweitet.

Ausblick: Sorghum als Lösung für die Zukunft?
Ob Sorghum tatsächlich zum neuen Standard in der europäischen Landwirtschaft wird, bleibt abzuwarten. Besonders in den nördlichen Bundesländern sind kältetolerante Sorten notwendig. Doch eines ist sicher: Sorghum könnte dank seiner Hitzetoleranz und Widerstandsfähigkeit eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die Klimakrise spielen.