++ August 2024: Die aktualisierten goldenen Regeln der Heuernte
Im Interview haben wir uns mit Gerd Heuser, selbst Landwirt, zum Thema Heu unterhalten. Was muss man alles beachten, um sauberes Futter zu gewinnen. Wie müssen die einzelnen Maschinen eingestellt werden. Lest selbst, was bei dem Gespräch rausgekommen ist:
Ansgar Holtmann: Heute diskutiere ich mit Gerd die Möglichkeiten, die wir haben, um möglichst perfektes Heu zu ernten. Hallo Gerd.
Gerd Heuser: Hallo Ansgar.
Ansgar Holtmann: Wir haben sozusagen mal 3 goldene Regeln aufgestellt für die perfekte Heuernte, damit hochqualitatives Heu eingefahren wird. Wollen wir die mal Punkt für Punkt durchgehen?
Ger Heuser: Natürlich. Gehen wir gerne darauf ein, weil Heu ja nun mal auch ein sehr beliebtes und wichtiges Grundfutter ist.
Ansgar Holtmann: Fangen wir beim ersten an. Grundsätzlich ist es ja so, dass die Maschinen dann auch aufeinander richtig eingestellt werden müssen. Also wir haben ja eigentlich drei Maschinentypen. Wir haben einmal das das Schneiden, dann haben wir das Wenden und wieder in den Schwad legen. Und nachher dann auch das das Pressen. Und das muss alles zusammenpassen.
Gerd Heuser: Auf jeden Fall. Da kommt es auf die exakte Einstellung an, um auch hervorragende Qualitäten und schnellen Auswuchs wieder zu erzielen.
Ansgar Holtmann: Heißt also, ich will natürlich genau schnell einen Auswuchs, aber ich will natürlich auch dafür sorgen, dass möglichst wenig Dreck, Erde ins Futter gelangt.
Gerd Heuser: Also bei der Futterherstellung, egal auf welche Art, ist die Hygiene immer das A und O, um Tiere gesund zu ernähren
Ansgar Holtmann: Also gehen wir mal auf die Schnitthöhe ein. Wie sollte die denn eingestellt werden?
Gerd Heuser: Eingestellt werden sollte sie nicht unter 8 Zentimeter, damit unten der Bestockungsansatz der Pflanzen entsprechend erhalten bleibt und ein schneller Auswuchs wieder erzielt wird. Der Auswuchs verzögert sich durch zu kurzen Schnitt schnell um 10 bis 14 Tage. Wenn ich das hochrechne: Bei 3 Schnitten bin ich dann bei 6 Wochen, dann fehlt mir eigentlich schon der erste Ernteschnitt.
Ansgar Holtmann: Genau, wenn es ein bisschen höher liegt, hab ich auch noch den Vorteil, dass das Gras dann noch schneller anwelkt, weil es von unten gut belüftet wird.
Gerd Heuser: So lange Stoppeln vermeiden auf jeden Fall natürlich den Bodenkontakt des Erntegutes und somit auch die Verbindung zum Schmutz, zum Sand. Und wir können ja nicht immer davon ausgehen, dass ich ausreichend lange Trockenphasen habe. Deshalb ist die Stoppellänge durchaus entscheidend für die Hygiene vom Futtergut.
Ansgar Holtmann: Und wie stell ich dann den Schwader ein? Dieser muss ja wahrscheinlich ein bisschen tiefer gehen als diese 8 Zentimeter Schnitthöhe?!
Gerd Heuser: Wenn ich auf 8 Zentimeter schneide, soll ich auch den Schwader nicht tiefer einstellen als 8 Zentimeter. Der soll das nehmen was aufliegt und nicht das nehmen, was im Boden liegt. Der Schwader ist keine Harke, das ist ein Wender.
Ansgar Holtmann: Und dann entsprechend die Presse, wie muss die dann eingestellt werden? Die Pickup insbesondere.
Gerd Heuser: Die Pickup geht auch gut auf Stoppelhöhe, weil dann liegt sie auch locker im Schwad und ist nicht mehr so schwerfällig. Da ist die Einstellung relativ einfach über die Laufräder vorzunehmen.
Ansgar Holtmann: Ja, dann kommen wir schon zur zweiten goldenen Regel, dass wir nicht so oft mit dem Wender oder dem Schwader nicht so oft über das Geschnittene fahren, einfach um Bröckelverluste zu vermeiden.
Gerd Heuser: Ja, gerade wenn ich hohe Leguminosen oder blattreiche Gräser habe. Dann hat man auch eine erhöhte Empfindlichkeit durch mechanischen Einfluss, wie er eben durch Zetter und Schwader ausgeführt wird. Schnell gehen diese Blattverluste bis zu 40-60% und damit ist natürlich viel verloren. Die Blätter fallen zu Boden, die kriege ich nicht wieder hoch gearbeitet und das ist einfach viel Verlust. Wenn ich jeden fünften Ballen wegschmeißen würde, dann würde ich auch, dann macht man das. Aber wenn ich es auf dem Feld liegen, das ist eigentlich nicht viel sinnvoller.
Ansgar Holtmann: Und wenn ich dann den Schwad mache, muss ich natürlich auch aufpassen, dass ich nachher auch nicht zu viel vom Heu zusammen schwade. Wenn ich dann mit dem Trecker drüberfahre und ich schieb es alle vor mir her, macht auch keinen Sinn.
Gerd Heuser: Der Schwad muss natürlich auch an die Maschinenhöhe und auch an die Maschinenleistung angepasst sein. Macht keinen Sinn von 10 Metern einen Schwad zu machen, wenn ich dann mit der Presse mehr rückwärts als vorwärts fahren muss.
Ansgar Holtmann: Die dritte goldene Regel ist, dass man entsprechend mit der richtigen Geschwindigkeit beim Wenden , Schwaden und Pressen fährt. Dass die Geschwindigkeit und die PS-Zahl vom Trecker aber auch die Größe der Presse aufeinander abgestimmt sind. Aber gerade auch beim Wenden und Schwaden ist die Geschwindigkeit nochmal ein Thema.
Gerd Heuser: Ja, auf jeden Fall. Der erste Wendevorgang wird mit guter Schrittgeschwindigkeit 6 bis 8 Kilometer pro Stunde gefahren. Und wird auch mit relativ hoher Drehzahl vom Wender ausgeübt.
Beim zweiten und dritten Wenden fährt man langsamer und vermindert auch die Drehzahl des Wenders, um eben vom angetrockneten Gras zum angetrockneten Klee und Luzerne die Bröckelverluste zu vermeiden.
Ansgar Holtmann: Und beim Schwaden?
Gerd Heuser: Beim Schwaden ist es genauso zu sehen wie beim Wenden auch. Schwaden funktioniert allerdings in der Fahrgeschwindigkeit doch etwas schneller. Wichtig ist, dass man einen Schwader hat, der ausreichend viele Arme hat, damit ich auch die Drehzahl des Schwaders etwas reduzieren kann.
Ansgar Holtmann: Wunderbar, also die 3 goldenen Regeln noch mal zusammengefasst: Erstens, stellen Sie die Maschinen richtig ein. Zweitens, Wenden Sie nicht zu oft und drittens fahren Sie beim Wenden und Schwaden nachher mit passender Geschwindigkeit und Kreiseldrehzahl. Vielen lieben Dank, Gerd.
Gerd Heuser: Gerne.
UPDATE ENDE +++
Heuernte, was liegt an?
Die Heuernte scheint auf den ersten Blick ein einfacher Prozess zu sein, doch in Wahrheit ist sie eine Kunst, die Fachwissen und Präzision erfordert.
Der Erfolg liegt hier in den Details: Vom perfekten Zeitpunkt des ersten Schnitts, über die Düngung, die Nutzung des richtigen Mähwerks, die effektive Heutrocknung, bis hin zum Management von Nachtschwaden und dem Einsatz von Ladewagen für das Mähgut.
Diese Seite gibt Einblicke in die komplexen Schritte der Heuernte und zeigt auf, wie optimale Futterqualität und effiziente Ernte mit Heuballen erreicht werden können. Ein Prozess, bei dem jede Maschineneinstellung und jede Handlung zählt.
Ziel der Heuernte
- Heu mit einem hohen Energiegehalt: zwischen 5,9 und 6,1 MJ NEL
- Rohproteingehalt von mindestens 145g/kg Trockenmasse
- Heu ohne Sand, Erde und Kadaverresten
- Bröckelverluste von bis zu 30% vermeiden, um möglichst viel Ertrag pro Hektar zu ernten
- Wasseranteil in kürzester Zeit unter 15 Prozent verringern
Der Schnittzeitpunkt
Die wichtigste Voraussetzung für hochwertiges, energie-, mineralstoff- und strukturlieferndes Heu ist, so einfach es auch klingt: gutes Wetter. Denn das Anwelken gelingt besser bei abgetrocknetem Boden. Wenn es doch mal regnet: Warten Sie einen Tag ab. Unterschätzen Sie Tau nicht. Mähen Sie deshalb lieber nicht zu früh am Tag.
Neben dem Wetter ist auch der Schnittzeitpunkt entscheidend für die Qualität und Quantität der Heuernte. Diese beiden Faktoren sind ausschlaggebend für ihren Erfolg oder Misserfolg.
Zur Rinderfütterung soll der Großteil der Gräser blühen, da zu diesem Zeitpunkt die Nährstoffe vom Tier besser verarbeitet werden können. Zudem ist zu diesem Zeitpunkt der Ertrag der Heuernte äußerst groß.
Bei Pferden soll das Gras am Anfang der Blüte gemäht werden, um die notwendigen Nährstoffe zu erhalten. Allerdings besteht dann die Gefahr, dass sich das Gras noch nicht zur Gänze entwickelt hat. Der Landwirt erleidet dadurch Verluste und die Tiere, für die das Wiesenheu bestimmt ist, erhalten eventuell nicht die benötigten Nährstoffe.
Generell gilt: je später das Gras geschnitten wird, umso geringer fallen der Energie- und Rohproteingehalt aus. Das ist zum Beispiel unerheblich, wenn das Heu als Brennstoff verwendet wird. Hier ist eine späte Mahd, also rohfaserreiche Aufwüchse mit schlechter Futterqualität sogar erwünscht. Auch eine Verregnung bedeutet hier keinen Qualitätsverlust.
1. Stellen Sie die Maschinen richtig ein
Im Idealfall gelingt es, den Wasseranteil des gemähten Grases innerhalb kurzer Zeit auf unter 15 Prozent zu senken – ohne Qualitätsverlust beim Heu. Die richtige Einstellung aller Arbeitsmaschinen trägt wesentlich dazu bei.
Stellen Sie das Mähwerk auf die richtige Schnitthöhe von 7 bis maximal 8 cm ein. Das schont die Grasnarbe und es verhindert, dass Sand und Erde aufgewühlt werden. Das Gras liegt etwas erhöht, so kann auch von unten Luft kommen und die Trocknung begünstigen.
Die Entlastung beim Mähwerkbalken muss so eingestellt werden, dass dieser sauber über den Boden gleitet. Gut entlastete Mähbalken passen sich der Bodenkontur an und verursachen so keine Narbenschäden.
Der Wender kann nun auf die Höhe der Stoppeln eingestellt werden. Die Zinken sollten etwas unter den Spitzen der Stoppeln arbeiten. Das bedeutet, dass die Zinken, bei einer Schnitthöhe von 7 cm, circa 5 bis 6 cm über dem Boden kreisen.
Dementsprechend muss bei der Presse die Pick-up auch bei 5 bis 6 cm platziert werden. Die Gabeln dürfen den Boden nicht berühren, sondern sollen wirklich nur das Gras aufnehmen.
Achtung! Folgen eines kurzen Rasierschnitts
Erfolgt der Rasierschnitt zu kurz, so sind Trockenschäden vorprogrammiert. Auch die Futterqualität leidet, da die Energiekonzentration im Futter und der Anteil der Rohproteine sinkt. Außerdem hat der kurze Schnitt Auswirkungen auf die Silagequalität. Schaderreger, die über den Boden übertragbar sind, können Fehlgärungen verursachen oder sogar Buttersäure erzeugen.
2. Zetten/Wenden Sie nicht zu oft
Untersuchungen zeigen, dass zu viele Wendevorgänge die Bröckelverluste erhöhen. Mit jedem Wenden gehen 8-10 Prozent Trockenmasse verloren. Außerdem gehen wichtige Nährstoffe verloren und es wird weniger Gesamtmasse geerntet.
Deshalb gilt: Je seltener gewendet wird, desto weniger Schmutz gelangt ins Heu. Wurde das Futter breit gestreut, reicht meist ein Arbeitsgang. Dann wird circa drei bis vier Stunden nach dem Mähen das leicht ergraute Gras einmal breitflächig gewendet.
Die Schwadbreite muss dabei aber zur Pick-Up des Erntefahrzeuges passen. Beim Einsatz eines Ladewagens oder einer Presse muss das Schwad so geformt sein, dass der Schlepper es nicht überfährt.
Die Schwaden sollen gleichmäßig, locker und ohne Haufen abgelegt werden. Haufen trocknen unregelmäßiger ab, so dass der TS-Gehalt schwankt.
3. Fahren Sie mit passender Geschwindigkeit und Kreiseldrehzahl
Beim Wenden gilt: Hohe Fahrgeschwindigkeit bei langsamer Kreiseldrehzahl ist deutlich besser als hohe Kreiseldrehzahl und niedrige Geschwindigkeit.
Wenden
- Erster Wendegang: 6 km/h und 400 U/min
- Zweiter Wendegang (ab 50% TS): 11 km/h und 350 U/min
Schwaden
- 11 km/h und 400 U/Min
Fazit
Die Mäh- und Schwadtechnik muss im Idealfall aufeinander abgestimmt sein. Die TS-Gehalte sollten möglichst konstant sein. Sonnige, früh gemähte Flächen zuerst schwaden und ernten, feuchte zum Schluss.
Lesen Sie auch alles zum Vergleich Kreisel– gegen Bandschwader!