Eine Faustregel besagt: Bei 8 Grad Celsius Bodentemperatur kann der Mais gesät werden. Ist diese Vorgabe unter jetzigen Bedingungen noch aktuell?
Wer letztes Jahr seinen Mais früher gesät hat, der hat am Ende auch was rausbekommen. Wen die Hitze und Trockenheit während der Blüte getroffen hat, der hatte wahrscheinlich nur einen schmalen Ertrag.
Wie lautet also die Strategie für 2023 bei der Maissaat?
Strategien gegen Hitze und Trockenheit
Um vor den schädigenden Auswirkungen von Hitze und Trockenheit zu schützen, sollten Landwirte versuchen, den Mais so schnell wie möglich durch die kritische Blütephase zu bringen.
Das vergangene Jahr hat deutlich gemacht, dass Mais so schnell wie möglich die Blütephase hinter sich bringen muss, um besser vor der Hitze des Sommers geschützt zu sein.
Da die Blüte die empfindlichste Phase in der Entwicklung des Maises ist, kann eine hohe Hitze während dieser Phase dazu führen, dass der Pollenschlauch im Narbenfaden verklebt. Das wiederum kann zu erheblichen Befruchtungsschäden und geringeren Erträgen führen.
Den Mais früh säen
Eine Strategie kann die frühe Einsaat sein. Entscheidend für den Erfolg ist ein rückverfestigter Boden, auf den die Saat erfolgen soll. So kann das Saatgut schnell keimen.
Ein unregelmäßiger Aufgang rächt sich schnell und wird hervorgerufen durch Schwankungen bei Bodenart, Ablagetiefe oder Anpressdruck. Ein dadurch zeitlich gestaffelter Beginn der Blüte wird bestraft durch weniger Pollen und damit weniger Körner am Kolben.
Außerdem kann die Pflanze klein bleiben und wird von seinen großen Nachbarn beschattet. Wer mit besonders frühreifen Sorten arbeitet, der sollte diese Tatsache berücksichtigen.
Ablagetiefe
Eine seichte Einsaat wäre unter Normbedingungen wünschenswert. Ist der Boden allerdings nicht feinkrümelig, sondern grob und zudem trocken und mulchreich, so sollte die Einsaat tiefer erfolgen. Allerdings nicht mehr als 4 cm tief. Bei einer Ablage bei 8 cm entsteht eine Mulde und der Halmheber entwickelt sich übertrieben lang. Die Triebkraft der Pflanze ist also schwächer, was zu Ausfällen führen kann.
Umso tiefer die Einsaat, um so geringer ist halt auch die Bodentemperatur. Das kann zu Phosphormangel führen. Der kann wiederum durch eine Unterfußdüngung ausgeglichen werden. Das sollte man bei Saattiefen über 4 cm auf jeden Fall tun.
Dabei entsteht eine neue Gefahr: Das Düngereinlegeschar müsste deutlich tiefer eingestellt werden (circa 8cm)m was bei feuchten Böden ein Problem darstellen kann. Also: immer trocken arbeiten.
Mit den Reifezahlen arbeiten
Die Reifeklasse ist entscheidend für die Blütezeit und somit den Erfolg. Letztes Jahr war es so, dass der Maisbestand bei frühem Anbau einer Sorte mit der Reife FAO 320 bereits Anfang Juli in oder kurz vor der Blüte stand. Sorten mit FAO 460 beispielsweise nicht.
2022 war eine frühe Sorte Mitte Juli schon in der Milchreife, wenn der Anbau bis zum 14. April erfolgt ist. Späte Sorten befanden sich mitten in der Hitze in der Blütezeit.
Man könnte mit deutlich früheren Sorten den Blühbeginn auf Mitte Juni vorziehen können. Allerdings bedeutet eine sichere Blüte auch einen Verlust beim Ertragspotenzial. Ausgleichen kann man diesen durch eine höhere Saatstärke von circa 90.000 Korn je Hektar. Das bedeutet allerdings auch einen höheren Wasserbedarf. In trockenen Gegenden bitte nicht mehr als 80.000 Korn je Hektar ausbringen.
Die Erfahrung zeigt: Eine geringere Menge an Saatgut pro Hektar erzeugt im Vergleich zu einer höheren Saatstärke bessere Kolben. Leider kompensiert eine niedrigere Saatstärke von unter 60.000 Korn pro Hektar aber nicht die Ergebnisse einer höheren Saatstärke von mehr als 70.000 Korn. Dies wurde deutlich in den sehr trockenen Jahren 2021 und 2022 auf sehr leichten Standorten.
Daher empfiehlt es sich, frühe Sorten nicht unter 80.000 Korn pro Hektar auszusäen. Auf ertragsstarken Standorten mit gesicherter Wasserversorgung ist eine frühe Reifezahl meist nicht notwendig. Anders ist die Situation jedoch auf schon mehrmals durch Trockenheit geschädigten Böden oder hitzegeschädigten Hanglagen.
Zur richtigen Zeit düngen
Um eine optimale Blüte des Maisbestandes zu erzielen, ist eine korrekte Nährstoffversorgung unerlässlich. Hierbei sollte die letzte Stickstoffgabe vor dem Sechsblattstadium erfolgen. Also bei EC 16, da ab diesem Stadium ein gewisses Maß an Stickstoff notwendig ist, um die Erträge zu maximieren.
Mit dem Sechsblattstadium beginnt auch die Kolbenbildungsphase. Um die hier mit ausreichend Stickstoff zu versorgen, sollte man nicht zu lange damit warten, die zweite und letzte Stickstoffgabe zu verabreichen. Es ist vorteilhaft, die Düngung früh abzuschließen, da dann der Dünger schneller zusammen mit Regen in den Boden eindringen kann. Bleibt er ohne Niederschlag obenauf liegen, können wichtige Inhaltsstoffe durch Gasverluste verlorengehen.
Wenn es keine wasserrechtlichen Auflagen gibt und der Boden mehr als 15 % Ton enthält, kann man auch eine einmalige Düngung durchführen, ohne dass es Nachteile gegenüber einer Aufteilung gibt.
Gefahr: Frühe Einsaat kann Vogelfraß und Fritfliege bedeuten
Besonders Saat- und Rabenkrähen gewöhnen sich schnell an repellente Maßnahmen. Was besonders ärgerlich ist, weil sie einen erheblichen Schaden bis zu Totalausfällen anrichten können. Wenn der Mais das Vierblattstadium erreicht hat, stellt der Vogelfraß keine Bedrohung mehr dar.
Oftmals wird gegen Vogelfraß eine tiefere Einsaat empfohlen, was das Herausziehen des Keimlings erschweren soll. Allerdings erschwert dies auch den Aufgang. Dadurch könnten wiederum Schaderreger für Ausfälle sorgen.
Zum Beispiel durch den Befall mit der Fritfliege . Die erste Generation legt Eier im Ein- bis Zweiblattstadium. Nach einigen Tagen schlüpfen die Larven und fressen sich durch die Maispflanze. Besonders betroffen sind Maissaaten, die zunächst schnell keimen, deren Wachstum aber durch kühlere Witterung ab dem Zwei- oder Dreiblattstadium nochmals deutlich verzögert wurde. Lässt sich der Pflanztermin in eine Zeit anhaltend warmer Witterung legen, in der der Mais ungehindert wachsen kann, kann dies den Fritfliegenbefall reduzieren. Denn ab dem Vierblattstadium legt die Fritfliege ihre Eier nicht mehr am Mais ab.
Fazit
Landwirte müssen bei schwankenden Wetterbedingungen, die auf den Klimawandel zurückzuführen sind, alles tun, um den Mais schnell zur Blüte zu bringen.
Neben der Wahl der richtigen Saatzeit ist es wichtig, den Saatvorgang präzise und die Düngung so zeitnah wie möglich durchzuführen. Es ist auch ratsam, bei besonders trockenheitsanfälligen Gebieten vorsichtig zu sein und die richtige Reifegruppe zu wählen, um sich für eine daraus resultierende angemessene Saatstärke zu entscheiden.
Die Vorteile einer frühen Saat sind sehr gut abzuwägen. So steht eine frühere Blüte, mehr Standfestigkeit und ein besseres Wurzelwachstum, dem eingeschränkten gegenüber.
Die Entscheidung, trotz der nicht erreichten 8 °C-Marke mit der Maisaussaat zu beginnen, ist nicht einfach. Zumal diese auch witterungsbedingt kurzfristig ansteht und nicht langfristig planbar ist.