Das Wetter, der Boden und die Bodenbeschaffung sind ausschlaggebend für einen erfolgreichen Feldaufgang. Was können Sie tun, um Soja ertragreich zu ernten?
Warum wird Soja angebaut?
Soja ist ein sehr guter Eiweißlieferant. Besonders der sogenannte Sojakuchen oder Sojamehl wird im großen Stil in der Tiermast eingesetzt. Somit kann die Fleischproduktion problemlos gesteigert werden.
Das macht es auch hierzulande einfach sehr attraktiv. Leider wird Soja bisher nur zu geringen Anteilen in Deutschland angebaut – Tendenz steigend. Besonders im Rahmen von Greening oder auch ab 2023 über Direktzahlungen, wird der Sojaanbau gefördert, bzw. der Anbau von Leguminosen, zu denen die Sojapflanze gehört.
1. Keimfähigkeit und Triebkraft von Soja-Saatgut überprüfen!
Wenn das Saatgut von schlechter Qualität ist, helfen auch die besten Tipps und Tricks nicht. Grundsätzlich gilt, dass nur das Saatgut vom Vorjahr verwendet wird. Keim- und Triebkraft nehmen bei Überlagerung sehr schnell ab. Das kann man schon im Laufe des Winters beobachten, wenn die Saatkörner kleine Risse bekommen. Sobald Luft in das Korn dringt, beginnt seine Alterung.
Ein Keimtest ist deshalb unabkömmlich. Der sogenannte Einweichtest gibt Aufschluss über den Zustand der Samenhülle. Dazu 100 Sojabohnen abzählen, in ein flaches Gefäß geben und mit Wasser bedecken. Nach 10 Minuten das Wasser abgießen und Bohnen sortieren nach folgenden Kriterien:
- Sojabohnen mit relevanten Schäden, sind Bohnen die sich mit Wasser, wie ein Luftballon vollgesogen haben. Sie sind dann doppelt oder dreifach so groß. Auch Bohnen, die nur auf einer Seite eine Wasserblase unter der Hülle gebildet haben und solche, die die Hülle ganz abgelegt haben oder die beim Einweichen zerbrochen sind, werden zu der Kategorie „Wasserzieher“ gezählt
- Bohnen mit leichten Blessuren sind runzelig geworden, haben jedoch kein Wasser unter der Schale eingelagert
- Einwandfreie Bohnen sehen nach dem zehnminütigen Tauchgang unverändert aus
Wasserzieher zerbrechen spätestens bei mechanischer Belastung. Ihr Anteil sollte also unter 10 Prozent liegen.
Bohnen, die nach dem Tauchgang leicht runzelig sind, können als „in Ordnung“ eingestuft werden. In der Regel behalten sie ihre Keimfähigkeit.
Kalttests, wie sie bei Mais-Saatgut Anwendung finden, sind auch bei der Soja-Prüfung von Vorteil. Hiermit lässt sich die Triebkraft der Saatkörner prüfen.
Durch diesen Test unter erschwerten Bedingungen wird nicht nur die Keimfähigkeit bei optimalen Bedingungen erfasst, sondern auch das Keimverhalten bei niedrigen Temperaturen geprüft.
Der Test findet im Labor statt und kostet circa 27,50 EUR zuzüglich Mehrwertsteuer.
Die Ergebnisse liegen zumeist unter denen der Keimfähigkeit und können auch von Labor zu Labor variieren. Dafür verantwortlich ist die verwendete Ackererde, die in den Faktoren Bodenart, ph-Wert, Humusgehalt und Pathogenbefall variiert.
Verstehen wir uns nicht falsch, auch mangelhaftes Saatgut kann gute Ergebnisse bringen. Sobald aber die Keimbedingungen nicht mehr optimal sind, treten die Probleme auf.
Wenn Sie sich unsicher sind, bei der Durchführung eines eigenen Tests, so schicken Sie eine Probe bei einem zertifizierten Labor ein.
Gentechnische Verunreinigungen sind ein Problem. Sie passieren nicht durch Pollenflug, sondern ausschließlich durch technische Verunreinigung.
2. Wie muss der Boden vor der Aussaat von Soja beschaffen sein?
Der Boden sollte humos, locker und tiefgründig sein. Basis für saubere Sojabestände ist demnach eine gründliche Saatbeetbereitung.
Zum einen werden dadurch bereits vor der Aussaat Beikräuter zum Keimen gebracht, zum anderen wird ein schneller, gleichmäßiger Feldaufgang gefördert. Ein ebener Acker ohne aufliegende Steine ist spätestens bei der Ernte wichtig. Das gilt für keine Kultur so sehr wie für Soja mit ihrem sehr niedrigen Hülsenansatz.
Ein Anwalzen nach der Saat fördert zudem unter trockenen Bedingungen den Bodenschluss und damit die Wasserversorgung. Bodenverdichtungen durch zu feuchte Saatbeetbereitung mag Soja hingegen nicht.
Das könnte besonders bei schweren Böden der Fall sein, da sie zu Verschlämmungen neigen. Und Verkrustungen führen zu einem unregelmäßigen Feldaufgang.
Bei Verschlämmungsgefahr besser Einzelkornsaat mit 30 oder 45 Zentimeter Reihenabstand für dichtere Reihen.
3. Ist eine Saatgutimpfung notwendig?
Ja, meist schon. Beim Erstanbau von Sojabohnen ist eine Saatgutimpfung zwingend nötig, da die Knöllchenbakterienart „Bradyrhizobium japonicum“ in unseren Böden nicht vorkommt.
Auch beim Folgeanbau ist eine Impfung zur Ertragsabsicherung sinnvoll. Diese Knöllchenbakterien gehen mit den Sojabohnen eine Symbiose ein und binden den Luftstickstoff.
Für eine erfolgreiche Impfung müssen jedoch einige wichtige Hinweise beachtet werden: Nach bisherigen Erfahrungen ist die Saatgutkontaktimpfung für einen erfolgreichen Sojaanbau ausreichend.
Die Knöllchenbakterien liefern bei ausreichendem Impferfolg 70 bis 80 % des Gesamtstickstoffes, der Rest wird aus dem Boden aufgenommen. Eine Kontrolle des Knöllchenansatzes wird ca. 4 Wochen nach der Saat empfohlen.
4. Wann ist der beste Zeitpunkt, um mit der Aussaat zu beginnen?
Nicht zu früh! Bei Aussaat sollte die Bodentemperatur über 10 Grad liegen, damit die Soja-Keimlinge rasch in Gang kommen. Ansonsten verlieren sie an Vitalität und man riskiert ein Fehlstellen im Bestand.
Die Rhizobien vergehen, wenn sie nicht rasch auf einen vitalen Keimling treffen. Wenn die Pflanzen einmal im Spitzen sind, vertragen sie wieder Kälte und sobald die ersten Blätter entwickelt sind sogar Fröste bis -7°C.
Im Gegensatz zum Mais kann Soja abgefrorene Blätter rasch durch neue Seitentriebe kompensieren. Junge Sojapflanzen vertragen tendenziell mehr Frost als gleichalte Maispflanzen.
Eine zu frühe Saat mit nachfolgend feucht-kühler Witterung kann zu starken Auflaufschäden führen. Eine zu späte Saat führt häufig zu einer späten Ernte im Oktober mit höherem Feuchtegehalt des Erntegutes.
5. Die Saatstärke ist immer abhängig von der Sorte
- 00-Sorten: 55 bis 60 keimfähige Körner/m²
- 000-Sorten: 65 bis 70 keimfähige Körner/m²
- 0000-Sorten: 55 bis 60 keimfähige Körner/ m²
Optimal wäre ein Feldbestand von 50 bis 60 Pflanzen/m². Wird eine mechanische Unkrautbekämpfung durchgeführt, empfiehlt sich ein Zuschlag von 10 bis 20%.
6. Herbizide dürfen nur im Vorlauf einsetzt werden
Vorlaufherbizide dürfen zur Unkrautbekämpfung eingesetzt werden. Allerdings sollte man dann tiefer säen:
- 2 cm bei früher Saat, schweren oder kalten Böden
- 3 bis 4 cm bei späterer Saat, leichten, warmen oder trockenen Böden
- 4 bis 5 cm beim Einsatz von Bodenherbiziden bzw. Vogelfraß
7. Welche Saattechnik ist die Richtige?
Die Einzelkornsaat hat sich bewährt. Bezüglich Sicherheit und Geschwindigkeit des Feldaufgangs ist sie der Drillsaat überlegen. Sie sorgt für eine exakte Tiefenablage, für die geringste Beschädigung des empfindlichen Saatkorns, sowie für ein besseres Auflaufen bei verschlämmungsgefährdeten Böden.
Druckrollen, die hinter den Säscharen nachlaufen, drücken das Saatkorn an den feuchten Saathorizont, um bei Trockenheit den hohen Keimwasserbedarf der Bohne zu decken.
8. Den richtigen Reihenabstand wählen
Der Reihenabstand sollte 12,5 bis 50 cm betragen. Ein halber Maisreihenabstand (37,5 cm) wäre bei Einzelkornsaat günstig. So erhält man dichtere Reihen und gleichzeitig die Möglichkeit, im Bedarfsfall zu hacken.
9. Finger weg vom Dünger
Durch erfolgreiche Impfung wird eine ordentliche N-Fixierung durch Knöllchenbildung erreicht. Auf eine N-Düngung sollte vollständig verzichtet werden. Sie würde die Knöllchenbildung verringern, was sich auf den gesamten Vegetationsprozess negativ auswirkt.
In seltenen Fällen wird im Sommer Stickstoff nachgedüngt, wenn der Bestand Mitte Juni gelblich statt tief grün ist und wenn über 30% der Pflanzen keine Knöllchen besitzen.
Auch eine Schwefeldüngung zu Soja bringt im heimischen Anbau offensichtlich keine positiven Ertragseffekte. Das Thema Blattdüngung wurde bei Soja ebenfalls unterschiedlich untersucht, hat sich in der Praxis aber nicht etabliert.
10. Wie ist das mit dem Wasserbedarf von Soja?
Die Sojapflanze verträgt bis zur Blüte im Frühsommer viel Trockenheit. Selbst Bestände, die in der Jugend sichtbar unter Trockenstress gelitten haben, können noch guten Ertrag und Qualität bringen.
Zur Blüte und vor allem zur Kornfüllung im Hochsommer ist die Wasserversorgung jedoch entscheidend für die Ertrags- und vor allem auch für die Eiweißbildung.
Trockenstress zur Blüte führt zum Abwerfen von Blütenansätzen. Wenige Tage Trockenstress in der entscheidenden Phase der Kornfüllung sind mit späteren Wassergaben nicht mehr zu kompensieren.
Dürre zum Ende der Kornfüllung kann zudem zu Notreife führen, die Sojabohnen haben dann einen grünlichen Schimmer und sind für die Lebensmittelherstellung nur noch bedingt einsetzbar.
Grundsätzlich ist Soja beregnungswürdig, wenn auf dem Standort die erforderlichen Mehrerträge erzielt werden können. Angesichts der derzeitigen Preiserwartungen ist eine Beregnung besonders für trockenheitsgefährdete Standorte mit hohem Ertragspotenzial für Soja interessant.
Dies ist besonders der Fall, wenn durch die Beregnung eine Zusatzauslastung vorhandener Beregnungstechnik möglich ist und dadurch deutlich geringere Festkosten anfallen.