Neues Standbein für Landwirte?
Vielleicht schon bald könnte man sich als Landwirt ein neues Standbein schaffen: Es wird gerade vom Deutschen Institut für Lebensmittel erforscht, wie man aus Weidegras Fleischalternativen herstellen kann. Das Gras wird gepresst und die enthaltenen Proteine werden extrahiert.
Dabei arbeitet das Institut eng mit einem Hof in Norddeutschland zusammen. Somit sind Praxis und Wissenschaft direkt miteinander verbunden. Ein Projekt, was sehr erfolgsversprechend zu sein scheint.
Warum Eiweiß aus Gras?
Das Blatteiweiß aus Gras, auch Rubisco genannt, kommt weltweit am häufigsten vor. Es ist so attraktiv, weil die Ausbeute aus Gras-Proteinen, welches man mit technischen Verfahren aufbereitet, fünfmal so groß ist wie das, was die Wiederkäuer schaffen.
Theoretisch könne man mit nur 12 Prozent der aktuellen Flächen auf denen Futterpflanzen für Nutztiere angebaut werden, ganz Deutschland mit Eiweiß aus Gras versorgen. Allein in Deutschland wächst Gras auf 4,5 Millionen Hektar Grünland.
Es gibt zwar schon eine Vielzahl von pflanzlichen Ersatzprodukten aus Soja, Erbsen, Weizen oder Hafer am Markt. Ihre Proteine sind aber Speicherproteine. Die Eigenschaften der Rubisco-Proteine aus Gras sind den Milcheiweißen viel ähnlicher als die der Speicherproteine. Das macht sie für die weitere Verarbeitung sehr attraktiv.
Knackpunkt ist allerdings, dass das Protein aus Gras nur gebunden vorkommt. Für Wiederkäuer ist das kein Problem, für den menschlichen Organismus leider schon. Damit es für uns bekömmlich ist, sind technische Vorgänge notwendig.
Wie funktioniert das Verfahren?
Gemähtes Gras kommt in einen Container, wo es gepresst wird. Zellstrukturen werden dadurch aufgebrochen. Es entsteht ein grüner Saft in dem sich die Proteine befinden. Dieser läuft durch einen Verdampfer, anschließend wird er gefiltert und weiter, aber geheim, aufbereitet.
Im Institut wird diese Mixtur gereinigt, stabilisiert und in eine feste Form gebracht. Damit lassen sich Fleischersatzprodukte oder Käse herstellen.
Momentan werden auf dem Test-Betrieb 1 Tonne Gras pro Stunde verarbeitet. Im Institut 50 Liter pro Stunde.
Warum soll die Herstellung direkt auf dem Hof erfolgen?
Voraussetzung ist, dass das gemähte Gras schnell weiterverarbeitet wird. Deshalb ist eine Verwertungsanlage auf dem eigenen Hof wichtig. Außerdem möchten die Forscher vermeiden, dass die Landwirte nur das Gras irgendwo abliefern und die Gewinne jemand anderes abschöpft. Nur so kann die Gewinnung aus Rubisco, laut Forscher, auch attraktiv für den Landwirt sein.
Wann ist das Ganze spruchreif?
Geforscht wird bereits seit 2 Jahren. In circa 2-3 Jahren sollen die Gras-Eiweiße wettbewerbsfähig sein. Der Landwirt vom Testbetrieb geht eher von 8-10 Jahren aus bis der Betriebszweig zukunftsfähig und rentabel ist.
Momentan wird unter Hochdruck auch am Geschmack der Endprodukte gearbeitet, um den Grasgeschmack in etwas Neutraleres zu verwandeln. Bisher gibt es nur einen landwirtschaftlichen Betrieb, der mit dem Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) zusammenarbeitet.