Die Kombination von Mais und Bohnen in landwirtschaftlichen Anbausystemen gewinnt momentan wieder an starker Bedeutung im Hinblick auf den jährlichen Fruchtwechsel, der ab nächstem Jahr wieder greift.
Um Fördergelder im Rahmen der Gemeinsam Agrarpolitik zu erhalten, ist der jährliche Fruchtwechsel eine Anforderung, die vom Landwirt erfüllt werden muss, um Direktzahlungen zu erhalten.
Was kann ein Mais-Bohnen-Gemisch hier ausrichten? Das erörtern wir im folgenden Artikel.
Mais und Bohnen als synergistisches Duo:
Der Mischanbau von Mais und Bohnen erfreut sich zunehmender Beliebtheit. 2020 wurden in Deutschland auf circa 15.000 ha Mais-Bohnen-Gemenge angebaut. 2021 sind es schätzungsweise bis zu 20.000 ha.
Viele Betriebe versprechen sich davon hohe Proteingehalte für die Milchvieh- oder Schweinefütterung.
Was steckt hinter dieser Idee?
Grundsätzlich ist die Idee nicht neu. Allerdings hat man früher Versuche gestartet mit der Gartenbohne. Diese eignet sich aber nur bedingt für den Ackeranbau als Gemisch.
So wurden neue Sorten für diesen Zweck mit mehr Standhaftigkeit und weniger Giftstoffe gezüchtet und erforscht. Eine große Rolle spielen im Gemenge die Stangenbohne.
Jährlicher Fruchtwechsel:
Die neue GAP 2023 (Gemeinsame Agrarpolitik 2023 EU Partnerschaft) verbietet den Anbau derselben Frucht auf dem Einzelschlag in 2024.
So ist Mais nach Mais oder Weizen nach Weizen explizit nicht mehr erlaubt.
Da sich diese Regel auch schon für den Nachbau auf das Jahr 2023 bezieht, muss die Anbauplanung schon jetzt daran angepasst werden!
Erlaubt ist der nochmalige Anbau nur
- bei Anbau einer Untersaat (wie z.B. Proterra Untersaat oder Eco A1 Gras bei Mais)
- wenn eine Zwischenfrucht nach der Hauptfrucht ausgesät wird: Aussaat bis 15.10. und Bestand bis 23.02. des Folgejahres
- wenn eine Zweitfrucht in diesem Jahr ausgesät und geerntet wird
- Mais-Bohnen-Gemenge gelten als Fruchtwechsel, wenn bei der Prüfung des Bestandes mindestens 30 Prozent der Stangenbohnen-Pflanzen sichtbar sind.
Vorteile des Mais-Bohnen-Gemischs
Die Vorteile liegen auf der Hand: der Mais dient der Bohne als Rankhilfe, die Bohne liefert zusätzliches Rohprotein. Das verbessert wiederum die Nährstoffzusammensetzung.
Der erhöhte Blühpflanzenanteil bereichert außerdem die Anbaudiversität und lockt eine Vielzahl von Insekten an.
Mit rund 14 Prozent ist der Proteingehalt der Bohnenpflanze doppelt so hoch wie der einer Maispflanze. Durch den Einsatz des Gemenges muss in der Fütterung weniger teures Protein zugefüttert werden.
Die Bohne ist als Leguminose in der Lage mit Hilfe ihrer Knöllchenbildung Luftstickstoff zu binden.
Die Düngung dieses Gemisches wird mit der herkömmlichen Menge für einen normalen Maisbestand mit rd. 90.000 Pflanzen pro ha eingeplant. Tatsächlich stehen aber etwa 80.000 Maispflanzen und zusätzlich 40.000 Bohnenpflanzen – also insgesamt 1/3 mehr Pflanzen als bei einem reinen Maisbestand und das bei gleichbleibender Stickstoffdüngung. Besonders im Zuge eingeschränkter Düngemengen seitens der Düngeverordnung kann dies ein großer Pluspunkt sein.
Außerdem stellt das Mais-Bohnen-Gemenge einen weiteren Baustein zur Erfüllung der biodiversen Fruchtfolge dar.
Worauf muss man beim Anbau von Mais-Bohnen-Gemenge achten?
- Standorte mit einer einigermaßen gesicherten Wasserversorgung sind für die Bohne notwendig
- Die Ablagegenauigkeit wird erschwert durch die unterschiedlichen Korngrößen der zwei Kulturen (circa 300 bis 330 g)
- Es steht nur eine geringe Herbizidpalette zur Verfügung, die nur in den ersten 5 Tagen nach Einsaat ausschließlich als Bodenherbizid eingesetzt werden darf. Das Saatbett sollte also im Vorhinein weitestgehend unkrautfrei sein.
- Der Aussaattermin ist circa Anfang Mai, lieber etwas später als zu früh, damit Mais und Bohne zügig und gemeinsam auflaufen können.
- Das Gemenge wird meist als Hauptfrucht angebaut, Vornutzungen durch Ackergras oder Grünroggen kosten Ertrag
- Saatgutkosten sind circa 150 Prozent höher als bei der Maisreinsaat. Das liegt auch daran, dass sich insgesamt die Saatstärke erhöht. Wird beispielsweise ein reiner Mais-Acker mit 80.000 – 90.000 Korn bestellt, so sind es beim Mais-Bohnen-Gemenge ca. 75-80.000 Korn Mais und circa 35-40.000 Korn Bohnen. Insgesamt also 110-120.000 Korn an Mais + Bohne zusammen pro ha.
- Die eingesetzte Stangenbohnen-Sorte sollte einen späteren Abreifezeitpunkt haben, um mit dem maximalen Ertrag geerntet werden zu können.
- Stangenbohnen sind Leguminosen, das heißt, dass sie Luftstickstoff umwandeln. Hier muss man also vorsichtig sein mit der Düngegabe. Wenn überhaupt, dann lieber weniger zugeben.
Mischverhältnis von Bohne und Mais
Im Feld wurden Gemenge mit Mais und Stangenbohnen im Verhältnis 8:4 mehrjährig erprobt. Ein höherer Bohnenanteil führte in Versuchen zu lagernden Beständen. Dadurch wurde die Ernte erschwert. Beim Mischanbau mit der Stangenbohne sollte die Maissorte immer mit Standfestigkeit gewählt werden.
Bei Mischungen mit Ackerbohnen empfiehlt sich ein Verhältnis von 8:8.
Bei der Ernte
Stangenbohne + Mais: Achten Sie in dem System auf eine gute Ausreife beim Mais, denn die Stangenbohne mit einem niedrigen TS-Gehalt von etwa 15 bis 20 % reduziert den Gesamt-TS-Gehalt der Mischung. Bei gut entwickelten Beständen kann die Flächenleistung des Maishäckslers zurückgehen.
Ackerbohne + Mais: Bei der Ernte ist die Ackerbohne bereits abgestorben. Bei trockener Witterung können 95 Prozent der Ackerbohnen ausfallen. Diese Variante kann nur rein für das Erhalten der Prämie sinnvoll sein, denn Ende Juli ist von der Ackerbohne leider nichts mehr vorhanden.
Sortenzucht
Zusätzlich zu einem geringen Phasingehalt, Phasin ist ein für den Menschen giftiger Inhaltsstoff, müssen Stangen-Bohnensorten für den Mischanbau mit Mais weitere Eigenschaften mitbringen:
Die Korngröße sollte der des Maiskorns ähneln, um beide Kulturen gemeinsam aussäen zu können. Außerdem müssen die Bohnen viel Biomasse bilden und spät abreifen, damit der Ertrag für die Silage passt.
Eine aktuelle Studie des Thünen-Instituts für ökologischen Landbau in Trenthorst gibt Einblicke bezüglich Anbaustrategien, Sorten, Silierbarkeit, Erträge und Mischverhältnisse.
Was hat man in Feldversuchen herausgefunden?
Silierbarkeit und Proteingehalt bei der Fütterung von Milchvieh
Für den Einsatz in der Fütterung können nach derzeitigem Stand der Wissenschaft nur Stangenbohnen-Sorten mit niedrigen Phasin-Gehalten empfohlen werden.
Gemenge-Silagen sind bei geringen Bohnenanteilen bis 20 % stabil silierbar und liefern mehr Rohprotein als reine Maissilagen.
Die Silierversuche zeigten, dass mit relativ geringen Bohnenanteilen eine stabile Silage und gute Silagequalitäten erzielt werden können. Die Zugabe von Siliermitteln wird grundsätzlich empfohlen.
Mit allen geprüften Bohnensorten wurden in den Gemengesilagen deutlich höhere Rohproteingehalte erreicht als bei den reinen Maissilagen.
Verdaulichkeit bei der Fütterung
Phasin ist hitzeempfindlich. Und so wird sein Anteil im Silierprozess reduziert. So kann man davon ausgehen, dass keine negativen Auswirkungen zu erwarten sind.
Mit maximal 9 Prozent Bohnenanteil wirkte sich die Gemenge-Silage nicht auf die Futteraufnahme der Kühe aus. Laut Thünen-Instituts könnte sich der Einsatz einer Gemengesilage bei entsprechender Energieversorgung auch positiv auf die Milcheiweißgehalte auswirken.
Die Wissenschaftler fanden ebenso heraus, dass Phasin im Pansen nach 24 Stunden fast vollständig abgebaut ist. Bei einer angenommenen Futterpassagerate von 6 bis 8 Prozent je Stunde baut der Pansen also voraussichtlich 75 bis 78 Prozent der ohnehin geringen Mengen Phasin ab.
Selbst bei hohen Phasingehalten im Futter könnte also nur höchstens ein Viertel im Darm ankommen. Phasin wurde weder im Kot noch in der Milch nachgewiesen.
Bei Mastschweinen wurde ein Bohnenanteil von 15 Prozent verwendet, der keine Vor- oder Nachteile mit sich brachte. Für Biobetriebe kann der Anteil des Raufutters einen großen Vorteil bei der Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften sein.
Fazit
Das Mais-Bohnen-Gemisch, kann eine Möglichkeit sein, um dem Jährlichen Fruchtwechsel zu begegnen. Dazu empfiehlt sich das Mais-Bohnen-Gemenge im ersten Jahr anzubauen. Falls die beigemischte Zweitfrucht bei einer Überprüfung nicht anerkannt werden sollte, kann man sich für das zweite Jahr immer noch eine Alternative überlegen und auf den Fruchtwechsel reagieren.
Insgesamt ist das Mais-Bohnen-Gemisch eine bewährte landwirtschaftliche Praxis, die die Produktivität steigert und die Bodengesundheit.