Sojabohnen sind aufgrund ihres hohen Eiweißgehaltes wichtig für Verzehr und Tierfütterung. Obwohl die Sojabohne pflegeleicht ist, wird sie zu 80 Prozent aus den USA (35 %), Brasilien (26 %) und Argentinien (20 %) importiert. Dabei würde sich der Anbau von Sojabohnen auch hierzulande lohnen. Welche Chancen der Anbau birgt, was man beachten muss und wie man Soja anbaut und vermarktet, das besprechen wir hier.
Steckbrief
Soja als Tofu oder als Futtermittel: die Nachfrage steigt. So steht Deutschland an vierter Stelle der weltweit größten Importeure von Sojabohnen und an dritter bei Sojaschrot. Dabei fließt eine Menge von etwa 0,4 bis 0,8 Mio. t in den Bereich der Milchviehfütterung.
Der richtige Aussaat-Zeitpunkt ist für Soja bedeutend. Denn die Pflanze hat hohe Wärmeansprüche und ebenso einen hohen Keimwasserbedarf. Hier alles Wissenswerte im Überblick:
- Soja ist eine Leguminose, die zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler gehört.
- Die einjährige, subtropische Pflanze gedeiht am besten bei Temperaturen zwischen 24 °C und 34 °C. Die Pflanze toleriert gelegentliche Trockenperioden ebenso wie nährstoffarme Böden.
- Speziell im Sommer und während der Blütezeit braucht die Pflanze allerdings eine gesicherte Wasserversorgung.
- Sie bevorzugt neutrale Böden mit eine pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5. Die günstigste Saatzeit ist von Mitte April bis Anfang Mai, dann beträgt die Temperatur in 5 cm Bodentiefe mindestens 10 °C.
- Eine zu frühe Aussaat kann Frostschäden zur Folge haben, zudem ist die Sojapflanze eine Kurztagpflanze.
- Erhält sie zu viel Licht, blüht sie nicht. Deshalb ist eine zu späte Aussaat ungünstig. Die Früchte reifen erst, wenn die Blätter schon vertrocknen und braun werden
In welchen Produkten ist Soja überall zu finden?
Weltweit werden circa nur 2 Prozent aller Sojabohnen als ganze Bohne oder als Tofu direkt verzehrt. 98 Prozent der Bohnen werden zu Sojaöl (ca. 20 Prozent) und -schrot (ca. 80 Prozent) verarbeitet.
Sojaöl wird meist als Speiseöl genutzt und zahlreichen Fertigprodukten beigemengt. Sojaschrot kann zu Bratlingen weiterverarbeitet werden. Sojalecithin (E322), ein fettähnlicher Stoff, ist als Emulgator in vielen Lebensmitteln, beispielsweise in Schokolade, enthalten.
Ebenso in Kosmetika, Lacken und Farben verbirgt sich Sojaöl. Und es dient als Rohstoff für Biodiesel. Ob in der Küche, im Bad, in der Werkstatt oder beim Autofahren, die Bohne ist allgegenwärtig. In rund 30.000 industriell erzeugten Produkten ist sie enthalten.
Aktuelle Lage Sojaanbau in Deutschland
Der Sojaanbau wird seit einigen Jahren in Deutschland gefördert. Dadurch versucht man der der Abhängigkeit von den Einfuhren meist gentechnisch veränderter Sojabohnen entgegenzuwirken. Und tatsächlich ist der heimische Sojaanbau in den letzten Jahren deutlich gestiegen. In Deutschland haben sich die Anbauflächen von 1.000 (2008) auf nunmehr 33.000 Hektar (2020, UFOP) vervielfacht. Auch wenn hier inzwischen etwa 90.000 Tonnen Sojabohnen geerntet werden – gegen die importierte Menge (6,1 Mio. t) fallen sie kaum ins Gewicht. Die in Deutschland geernteten Sojabohnen decken gerade einmal zwei Prozent des hiesigen Bedarfs.
Vorteile der heimischen Sojabohne
- Für viele Kunden wird es immer wichtiger, dass Wertschöpfungsketten eingehalten werden und die Produktion der Tiere transparent ist
- Die Sojapflanze kann ihren Stickstoff selbst produzieren. Das ist gut für den Boden, vor allem, wenn Soja im Wechsel mit Mais oder Weizen angebaut wird. Düngereinsatz ist nicht nötig.
- Gentechnikfrei und nicht mit Glyphosat behandelt
- Keine Abholzung von Regenwald
- Importabhängigkeit wird verringert
- Fruchtfolgenbereicherung, belebt den Boden, kann Fruchtfolgeprobleme lösen
- Besonders wertvolle Körnerleguminose mit hohem Anteil an essentiellen Aminosäuren für die Ernährung von Menschen und landwirtschaftlichen Nutztieren
- Anbau für viele Landwirte in unterschiedlichen Regionen Deutschlands sinnvoll und rentabel
- Nachhaltige Produktion unter strengen deutschen Umweltauflagen und Sozialstandards
- EU-Förderung im sogenannten Greening-Programm
Anbaueignung von Soja in den verschiedenen Regionen Deutschlands
Das Julius-Kühn-Institut bietet den besonderen Service einer Deutschlandkarte zur Anbaueignung von Sojabohnen. Hier werden Faktoren berücksichtigt wie Wärmesummen, Globalstrahlung, Niederschlag und Bodenwertzahl.
Die einzelnen Faktoren kann man sich auf der Karte anzeigen lassen. So könnte man sich an den Wärmesummen orientieren, falls man Schwächen bei Bodengüte und Niederschlag durch Beregnung ausgleichen kann. Denn während der Blüte hat die Pflanze einen erhöhten Wasserbedarf.
Erfolge in der Pflanzenzucht machen den Anbau auch in Norddeutschland interessant. Da Soja bisher nicht dort angebaut wurde, werden kaum Probleme mit Schädlingen oder Krankheiten erwartet.
Der Pflanzenzüchtung sei es gelungen, frühreife Sorten zu züchten, die auch unter norddeutschen Bedingungen druschreif werden.
So gelingt der Anbau
- Die Keimfähigkeit sollte mit dem Boden des vorgesehenen Ackers überprüft werden. Soja-Saatgut ist empfindlich: Überlagert das Saatgut, ist die Jugendentwicklung verzögert.
- Das Saatbett sollte möglichst eben und krümelig sein. Bodenverdichtungen und Verkrustungen sollten vermieden werden. Sie führen zu einem unregelmäßigen Aufgang. Bei Verschlämmungsgefahr bietet sich eine Einzelkornsaat mit 30 oder 45 Zentimeter Reihenabstand für dichtere Reihen an.
- Zur Verringerung von Ernteverlusten muss die Bodenoberfläche möglichst eben und frei von aufliegenden Steinen sein, um den Mähbalken beim Drusch so tief wie möglich einstellen zu können.
- Bei einem erstmaligen Anbau von Sojabohnen ist eine nochmalige Impfung des vorgeimpften Saatgutes empfehlenswert.
- Bitte nicht zu früh säen. Zu frühe Saat mit nachfolgend feucht-kühler Witterung kann zu starken Auflaufschäden und starker Verunkrautung führen. Die Saat sollte möglichst am 15. Mai abgeschlossen sein. Bei Saat ab Mitte Mai kann häufig erst Mitte Oktober geerntet werden.
- Saatstärken sind sortenabhängig. Bei 00-Sorten sollte die Saatstärke ca. 55-60 keimfähige Körner/m² betragen, bei 000-Sorten ca. 65-70 keimfähige Körner/m² und bei Beregnung 10 Prozent geringere Saatstärke.
- Bei Bodenherbiziden sollte tiefer gesät werden: 2 cm bei früher Saat, schweren oder kalten Böden, 3 bis 4 cm bei späterer Saat, leichten, warmen oder trockenen Böden und 4 bis 5 cm beim Einsatz von Bodenherbiziden bzw. Vogelfraß.
- Bei der Saat langsam fahren (nicht schneller als 6 km/h), um Fehlstellen zu vermeiden.
- Stickstoff niemals zur Saat gegeben, denn sonst bilden sich an den Wurzeln unzureichend Knöllchen. Deshalb sollte auch eine organische Düngung, insbesondere mit Gülle, unterbleiben. Stark N-nachliefernde Böden, z. B. durch langjährige organische Düngung können für die Knöllchenbildung problematisch sein. Sie kann bei Mineralisierungsschüben nach Niederschlägen im Sommer auch zu einer verzögerten Abreife führen.
- Bei Schneckenbefall: Randbehandlung mit einem für Ackerbaukulturen zugelassenem Bekämpfungsmittel (z.B. „Sluxx HP“) oder mit Branntkalk durchführen. Die Anwendung von „Mesurol“ Schneckenkorn ist seit 2014 verboten.
- Vorauflaufherbizide sind die Basis für eine ausreichende Unkrautbekämpfung. Sie sind von der Wirkung auf Unkraut relativ sicher. Eine recht breite Wirkung weist Artist auf mit 2,0 kg (schwere Böden) bzw. 1,5 kg/ha (leichte Böden).
Toasten der Sojabohnen
Wer Soja anbaut, muss sich auch mit dem Toasten beschäftigen. Denn verdauungshemmende Enzyme werden nur durch eine Wärmebehandlung zerstört, um ein wertvolles Futtermittel zu erhalten. Oft werden die getoasteten Bohnen dann noch gepresst, um das Öl zu gewinnen und den entstehenden Sojakuchen als hochwertiges Eiweißfutter zum Einsatz zu bringen.
Sojabohnen können thermisch, hydrothermisch oder druckthermisch aufbereitet werden. Das Produkt der Thermischen Aufbereitung ist die getoastete Vollfettbohne. Von dieser Anlagenart steht eine in Ober- und eine in Niederbayern.
Eine Hydrothermische Aufbereitungsanlage befindet sich in Schwaben. Sie produziert geflockte Vollfettbohnen oder teilentölten Sojakuchen.
Ebenfalls in Schwaben gibt es eine Druckthermische Aufbereitung, die geschrotete Vollfettbohnen oder teilentölten Sojakuchen herstellen kann. Ein Problem ist die dezentrale Lage der Aufbereitungsanlagen in Bayern, welche das Interesse am Anbau dämpfen.
Deshalb gibt es einen neuen, transportablen Soja-Toaster der Firma Agrel. Hier ist besonders praktisch: die Schüttvorrichtung mit Spirale, so dass man das Gerät über die Getreideluke vom Kipper oder direkt aus dem „Bigpack“ befüllen kann. So kann man mit anderen Landwirten zusammen Synergien schaffen. Der weiterentwickelte Toaster passt auf einen einfachen Auto-Anhänger und kann so direkt von anderen Betrieben ausgeliehen werden.
Tipps zur Vermarktung von Sojabohnen
Mit Soja aus Deutschland lässt sich gut Geld verdienen – wenn er ökologisch angebaut wird. Bei herkömmlicher Sojabohne müssen Landwirtinnen und Landwirte mit den teils niedrigen Preisen aus Übersee mithalten. Am besten sei deshalb: Regionale Vermarktung.
Zur Erleichterung der Vermarktung von Körnerleguminosen gibt es einen Leguminosen-Marktplatz. Dort finden Verkäufer und Käufer für den Handel mit heimischen Eiweißfrüchten direkt zueinander: https://www.leguminosenmarkt.de/startseite/
In Bayern und Baden-Württemberg ist der Anbau von Soja aufgrund der klimatischen Bedingungen schon fast alltäglich.
Dort ist der größte Abnehmer für GVO-freie konventionelle Sojabohnen aus Süddeutschland die Ölmühle Straubing von ADM. In der Ernte 2016 wurden dort 38-39 €/dt gezahlt.
Ebenso werden dort von Handel und Genossenschaften Anbauverträge für Futtersoja angeboten. Ein geringer Anteil wird auch im Lebensmittelbereich verarbeitet. Öko-Soja wird in der Tofu-Herstellung und für die Verfütterung, von verschiedenen Lebensmittelfirmen und den Marktgesellschaften der Ökoverbände gesucht.
In Bayern gibt es einen Markt für konventionelle und ökologische Ware aus regionalem Anbau („Unser Land“). Wegen der spezifischen Anforderungen wird der Abschluss von Anbau- und Lieferverträgen empfohlen.
In der Lebensmittelproduktion wird bei den Sojabohnen auf bestimmte Kriterien Wert gelegt. Deshalb ist der Sojabohnenanbau meist vertraglich geregelt. Hersteller bevorzugen bestimmte Soja-Sorten die gut schmecken.
In der Tofu-Herstellung wird auf eine bestimmte Struktur geachtet, um eine möglichst hohe Ausbeute zu erzielen. Die Verarbeitung zu Tofu findet vor allem im Bio-Bereich statt.
Weitere Sojaprodukte sind z. B. Sojadrinks oder Sojaöl. Sojagetränke sind für Menschen, die eine Milch-Laktose-Intoleranz haben, verträglich. Sojaöl ist cholesterinfrei, hat einen sehr hohen Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren und ist somit eines der wertvollsten Speiseöle.
Um einwandfreie Lebensmittel aus Soja herstellen zu können, müssen bestimmte Vorgaben der Lebensmittelindustrie bezüglich Einlagerung, Trocknung und Sauberkeit der Sojabohnen exakt eingehalten werden.
Auch an die Sauberkeit, d.h. Besatz mit Steinen, anderen Körnern und Unkrautsamen sowie Verschmutzung der Körner, werden höhere Ansprüche gestellt. Je nach Qualitäts-Anforderungen liegt das Preisniveau für ‚Lebensmittel-Soja‘ um 10-20% über dem für ‚Futtermittel-Soja‘.
Die LEL Schwäbisch Gmünd bietet auf ihrer Website eine Übersicht zur Preisableitung CBoT für GVO-freie Sojabohnen.
Fazit: Ausprobieren
Der Anbau in Deutschland lohnt sich. Probieren Sie es einfach mal aus! Ihr Saatgut können Sie auch über uns im Shop beziehen.