Sonnenblume – Kultur mit großem Potenzial
Sie wollen Sonnenblumen anbauen? Da liegen Sie voll im Trend. 2022 wurden Sonnenblumen auf über 85.000 ha deutschlandweit angepflanzt. 2021 waren es noch circa 38.000 ha.
Die Vorteile der Sonnenblume liegen auf der Hand: Aufgrund ihrer fettreichen Samen mit fast 50 % Ölgehalt wurde sie nicht nur zu einer Kulturpflanze, sondern zu einer Weltwirtschaftspflanze. Sie lockert getreidelastige Fruchtfolgen auf und reduziert so spezifische Ährenkrankheiten und die Verungrasung.
Die Sonnenblume ist nicht nur sehr genügsam in Bezug auf Nährstoffe und Wasser. Gerade die hohen Düngerpreise und die niedrigen Niederschlagsmengen im Sommer machen die Sonnenblume so attraktiv. Sie ist außerdem eine gute Alternative in der Fruchtfolge.
Woher kommt die Sonnenblume?
Ursprünglich waren die ersten wilden Sonnenblumensorten in Nord- bis Mittelamerika verbreitet. Circa 2500 vor Christus wurde sie in der Region Mississippi und in Mexiko-Stadt angebaut. Die Inkas verehrten die Sonnenblume als Abbild ihres Gottes.
1552 gelangte die Sonnenblume mit spanischen Seefahrern von Amerika nach Europa, wo sie zuerst als Zierpflanze galt.
Steckbrief
Die Sonnenblume gehört zu den Korbblütlern. Sie ist einjährig und erreicht eine Wuchshöhe von 1 bis 2 Metern (maximal sind 3 Meter möglich). Ihre Wurzeln reichen bis zu 2 Metern Tiefe. Die Stängel der Sonnenblume sind rau behaart. Die Blätter sind breit und herzförmig mit gesägtem Rand.
Die Blütenkörbe haben Durchmesser zwischen 10 und 40 Zentimetern. Die meist gelben, sterilen Zungenblüten sind 6 bis 10 cm lang und weisen eine hohe UV-Reflexion auf. Die kleinen, zwittrigen Röhrenblüten in der Mitte des Korbes sind braun. Eine Sonnenblume besteht aus circa 15.000 Einzelblüten.
Die Sonnenblume ist sehr lichtabhängig und gedeiht sehr gut an warmen Standorten. Aufgrund von Heliotropismus, also der Eigenschaft, sich nach der Sonne auszurichten, um die Einstrahlung zu optimieren. Sie wird auch Kompasspflanze genannt und genau das erhöht auch ihre Photosyntheseleistung.
Sonnenblume ist eigentlich eine C3-Pflanze, aber erreicht die höchste Photosyntheseleistung und Nettoassimilationsrate, das ist die Zunahme des Pflanzengewichts je Einheit Blattfläche und Zeit. Diese Werte liegen auf dem Niveau einer C4- Pflanze wie Mais.
Durch den Heliotropismus wandert die Knospe an sonnigen Tagen von Ost nach West. Nachts und bei Morgendämmerung dreht sie wieder nach Osten. Die Blätter und Körbe drehen sich nur, wenn sie jung sind. Wenn eine Art Überstrahlungsstufe erreicht wird, friert der Stamm die Pflanze ein. Dann verharren die Körbe nach Ost bis Nordost ausgerichtet. Blühende Pflanzen sind somit meist nicht mehr heliotrop. Werden die Pflanzen schlechter besonnt, so sind sie meist auch wesentlich kleiner.
Bestäubt wird sie von vielen unterschiedlichen Insekten. Den höchsten Zuckergehalt von 35 Prozent im Nektar erreicht sie zwischen 10 und 14 Uhr. Die Sonnenblume blüht meist zwischen Ende Juni bis September. Dieses Jahr reicht die Blüte bis in den November.
Warum so interessant?
Die Sonnenblume ist weitestgehend trockenheits- und hitzeresistent. Außerdem ist sie ein starker Partner bei der Fruchtfolgeerweiterung. Die Pflanze kann sich gut Nährstoffe aneignen und benötigt kaum Dünger, was ein großer Vorteil bei den derzeitigen Preisen ist.
Ihr starkes Wurzelwerk mit den vielen Verzweigungen begünstigt ihre Wasser- und Nährstoffaufnahme. Dadurch kann sie das für die meisten Pflanzen unlösliche Kalziumphosphat aufnehmen.
Aufgrund dieser zügigen Nährstoffaufnahme und -einlagerung in Stängel und Korbboden bis zur Blüte, halten Sonnenblumen in trockenen Jahren, wie in diesem oder auch 2018, lange durch. Im Vergleich zu anderen Frühjahrskulturen wie Mais oder Sojabohnen erreichen sie auch bei starkem Hitzestress meist noch sichere Erträge.
Kein seltener Anblick im Sommer waren kurze, vertrocknende Maisbestände mit schlechtem Kolbenansatz neben kurzen, aber vitalen Sonnenblumen mit guter Einkörnung. Insgesamt liegt der Durchschnittsertrag von Sonnenblumen in Deutschland momentan nur bei 21 dt/ha.
Aber das liegt daran, dass sie überwiegend auf sehr leichten, sandigen Böden stehen. Mit der richtigen Produktionstechnik liegt das Potenzial je nach Bodenart bei 25 bis 40 dt/ha. Dass Erträge von über 40 dt/ha im Süden und Nordosten auch möglich sind, hat sich 2021 in der Praxis gezeigt.
Sonnenblumen sind im Vergleich zu anderen Kulturarten relativ einfach zu führen und brauchen übers Jahr wenig Aufwand. Und auch die Vermarktung sei unkompliziert. Die Sonnenblume kann nicht nur in Hühner- und Kuhfutter eingesetzt werden, sondern lässt sich auch als Öl vermarkten.
Für welche Standorte geeignet?
Die Bodenart und der pH-Wert spielen eher eine untergeordnete Rolle. Auf Staunässe während der Jugendentwicklung und Nässe zur Blüte kann sie jedoch empfindlich reagieren. Sie gedeiht gut auf leichten Standorten und in Regionen mit ausgeprägter Frühsommertrockenheit.
Generell lassen sich Sonnenblumen zwischen dem 28. und 52. Breitengrad ab einer Temperatursumme von 1450°C (Basis 6°C) anbauen. Oder einfacher gesagt: meist in Gebieten, in denen Mais mit einer FAO-Zahl von 230 reif wird.
Im Osten Deutschlands findet Dreiviertel des Gesamtanbaus statt, zu 15% in Franken und in Bayern.
Voraussetzung für einen erfolgreichen Anbau der Sonnenblume
Zum erfolgreichen Anbau sollte der Boden tiefgründig, humus- und nährstoffreich sein. Besonders Kalium und Borgehalte sind von Vorteil. Außerdem gehört zum Aufwuchs eine ausreichende Wasserversorgung von 400-500 ml und eine Wärmeversorgung von mindestens 14 Grad Celsius zwischen April und September.
Fruchtfolge
Die Sonnenblume selbst gilt als gute Vorfrucht. Häufig wird Durchwuchs aus Ausfallkörnern in Nachfrüchten beobachtet. Eine sehr flache Bodenbearbeitung nach der Ernte zur Förderung des Auflaufens von Ausfall und nichtwendende Bodenbearbeitung vor der Nachfrucht mindern das Problem. Für die Nachfrucht sind die Bodenwasser– und vor allem die Bodenstickstoffvorräte weitgehend ausgeschöpft.