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Totalausfall durch den Maiszünsler! Was tun?

Eine Raupe kriecht auf einem grünen Blatt, das in Nahaufnahme gezeigt wird. Die Umgebung ist durch lebendig grüne, parallele Blattränder geprägt.

In unserer Reihe: „Im Fokus“ durchleuchten wir die wichtigsten Krankheiten und Schädlinge im Mais. Der Maiszünsler gehört wohl zu den gemeinsten und ökonomisch gefährlichsten Schädlingen im Maisanbau. Wie er tickt und wie er am besten zu bekämpfen ist, erfahren Sie hier.

Steckbrief Maiszünsler

Der Maiszünsler gehört zu den Kleinschmetterlingen aus der Familie der Crambidae. Die Weibchen sind hellgelb, cremefarben bis ziegelrot. Die Männchen sind gelblich braun, braun, graubraun bis grau, sind also im Durchschnitt meist deutlich dunkler gefärbt. Der Maiszünsler ist von Mai bis September auffindbar. Es gibt zwei verschiedene Rassen, Rasse E und Rasse Z. Letztere ist im Maisfeld verantwortlich für Schäden, wie das Abknicken der Pflanze und erhebliche Qualitäts- und Ertragsverluste. Der Maiszünsler ist nachtaktiv und reagiert auf Licht.

Ein einzelner, weiblicher Falter legt bis zu 500 Eier in Reihen auf der Blattunterseite der Maispflanzen ab. Die Eiraupen schlüpfen dann nach ungefähr 7-14 Tagen. Die Raupe ist grauweiß bis braunweiß, gelegentlich pinkfarben. Die Larve überwintert in den Stängeln und verpuppt sich zu Beginn des Frühjahrs. Die Puppe ist hell rötlich braun. Die Falter schlüpfen dann im Mai.

gesperrtes Maisfeld

Qualitäts- und Ertragsverluste sind vorprogrammiert

Laut der Welternährungsorganisation FAO gehen jährlich circa 4 Prozent der weltweiten Maisernte auf das Konto des Maiszünslers. In Deutschland ist er überall, sogar in Höhenlagen zu finden. Durch menschliche Verschleppung ist er fast auf der ganzen Welt auffindbar und ist nahezu zu einem kosmopolitischen Problem geworden.

Dies ist im höchsten Maße seiner Anpassungsfähigkeit zuzuschreiben. Unterschiedliche klimatische Bedingungen haben dem Maiszünsler nichts an. Bisher hat er pro Jahr eine Generation ausgebildet, mittlerweile sind in der Schweiz und Süddeutschland schon zwei Generationen jährlich möglich. Tendenz steigend.

Er frisst sich von oben nach unten durch das Stängelmark der Maispflanze. In ihrer Entwicklung ist die Pflanze geschwächt, da das Stängelmark im Herbst für die Energieeinlagerung in den Kolben nicht mehr zur Verfügung steht.

Die Maispflanze knickt zum einen gegebenenfalls ab und erschwert so den Erntevorgang. Zum anderen ist bei starkem Zünslerbefall mit einem 10-prozentigen Körner- (Körnermais, CCM) oder Energieverlust (Silomais) zu rechnen. Auch vor Zuckermais macht er keinen Halt. Er frisst sich in den Kolben, was ihn unverkäuflich macht.

Durch seine kleinen Bohrlöcher oder den Pflanzenbruch, können Bakterien Zugang bekommen. Beispielsweise ist es möglich, dass sich auch Fusarium-Arten ansiedeln, die extrem giftige Stoffwechselprodukte wie Mykotoxine bilden. Dadurch kann der Futtermais für die weitere Verwendung unbrauchbar sein.

Dagegen sterben die Raupen bei der Silage von Silomais spätestens beim Verdichten ab.

Eine rot-weiß gescheckte Kuh steht seitlich, vor einem abstrakten Hintergrund aus verschiedenen Grüntönen, die an eine hügelige Landschaft erinnern.

Maiszünsler Ausbreitung in Deutschland

Der Maiszünsler wurde 1910 von Europa aus in die USA eingeschleppt. Mittlerweile ist er in der ganzen Welt auffindbar.

In Deutschland hat er sich seit den siebziger Jahren von Süddeutschland aus weiter nach Norden ausgebreitet. 2006 hat man den ersten Befall in Niedersachsen gefunden. Inzwischen hat sich der Maizünsler in ganz Deutschland angesiedelt.

Seit 2006 hat man in Baden-Württemberg eine neue Rasse des Maiszünslers entdeckt. Sie kann zwei Generationen pro Jahr durchlaufen. Die erste Falter-Generation fliegt Ende Mai, die zweite zwischen Mitte Juli bis Mitte September. Dabei schädigt die zweite Generation eher den Kolben.

Einen Maiszünslerbefall erkennen

Maßgeblich für die Bekämpfung des Maiszünslers ist das erkennen eines Maiszünslerbefalls im Vorjahr. Vor der Ernte sollten mindestens 50 Pflanzen kontrolliert werden. Diese werden auf 100 Pflanzen hochgerechnet. Wenn die Befallsquote bei 30 bis 40 Prozent liegt, so muss man im Folgejahr mit einem Befall des Maiszünslers rechnen, der bekämpfungswürdig ist.

Sichere Anzeichen für einen Maiszünslerbefall sind:

  • Bohrlöcher im Stängel
  • Bohrmehl in den Blattachseln
  • Stängelbruch

Da der Flug des Maiszünslers stark temperaturabhängig ist, kann es sinnvoll sein sich nicht nur auf die Messstationen zu verlassen. Man kann sich seine eigene kleine Messstation basteln in Form einer Stoppelbox, um den Bekämpfunstermin frühzeitig zu erkennen.

Für das Stoppeldepot benötigen Sie circa 50 intakte Stoppeln mit Bohrloch, die Sie bitte nicht öffnen. Denn sonst würden die Larven sterben. Legen Sie die Stoppeln vorsichtig in eine dichte Box oder ein umgestülptes Aquarium, damit der Zünsler nicht flüchten kann. Zwingend notwendig ist, dass der Boden offen ist.

Lassen Sie das Depot am Ackerrand oder auf einer Brache über den Winter stehen. Bitte stellen Sie die Box auf keine Beton- oder Rasenfläche. Anfang Juni schlüpft der Zünsler. Bei Ihren 50 Stoppeln können sich innerhalb von acht Wochen ungefähr 40 Falter entwickeln.

Kontrollieren Sie die Box täglich, um den Hauptzeitpunkt des Zünslerschlupfes zu ermitteln. Das wäre der Termin für die chemische Bekämpfung.

Maisstroh auf Feld

Gegenmaßnahmen

Um den Maiszünsler zu bekämpfen, ist die Mechanik sehr wirkungsvoll. Die Stoppeln müssen bei der Ernte tief geschnitten werden. Damit wird die Lebensgrundlage der Larven zerstört. Ein bodennahes Zerkleinern der Stoppeln verringert die Population im Folgejahr um etwa 90 Prozent.

Ein Zerschlagen der Stoppeln ist wichtiger als ein tiefes Einarbeiten. Denn Feuchtigkeit, die in die Stoppeln dringt, zerstört die Larven. Das gelingt auch, wenn man die Stoppeln erst im Frühjahr zerkleinert. Das Zerkleinern minimiert das Eindringen von Fusarien.

Diese Maßnahme ist aber nur wirksam, wenn sie in der ganzen Region stattfindet.

Nachfolgend werden die einzelnen Gegenmaßnahmen einzeln vorgestellt.

Mechanische Bearbeitung

Nach der Ernte verbleibt der Maiszünsler in den bodennahen Stängeln, überlebt dort und befällt dann als Falter das Maisfeld im kommenden Jahr. Denn, wenn der Maisstängel mechanisch nicht genügend zerstört bzw. aufgespleißt wurde, kann der Maiszünsler darin überwintern.

Trotz geringer Schnitthöhen lassen sich die Stängel bei der Ernte nicht komplett erfassen. Plattgefahrene Stoppeln stellen auch ein Problem dar. Die Zünslergefahr lässt sich also generell senken, indem man die Maisstoppeln zerkleinert.

Die richtige Gerätewahl kann helfen?

Je nach Bodenbeschaffenheit kann dies aber ein Problem bei der Geräte- und Maschinenwahl darstellen. Kurzscheibeneggen, Kreiseleggen oder Fräsen vermischen die Pflanzenreste mit dem Boden, aber zerkleinern sie nur unzureichend.

Messer

Messerscheiben können frische und elastische Stängel gut zerschneiden. Bei einer starken Strohmatte ist hier aber auch schnell Schluss.

Walzen

Walzen kommen auf schweren und feuchten Böden schnell an ihre Grenzen. Hier stellt die Kombination von Walzen und Striegeln die bessere Methode dar. Strohhaufen lassen sich besser verteilen und Zerkleinern. Bereits niedergefahrene Stoppeln können somit eventuell besser erfasst werden.

Mulcher

Schlegelmulcher zerkleinern gut, müssen aber tiefer eingestellt werden, da er plattgefahrene Stoppeln nur schwer erreicht. Somit haben diese Geräte einen hohen Leistungsbedarf.

Neuheiten und Spezialgeräte

Es gibt neue Geräte wie den Stalk Buser oder den Maispflücker Horizon Star* III Razor, die bereits bei der Ernte Stoppeln zerkleinern. Schmale Einzelaggregate und Werkzeuge wie der Halmschredder oder der Stoppelschlitzer sind kostenintensive Neuanschaffungen und nicht multipel einsetzbar, aber versprechen in Zukunft Erfolge.

Unterpflügen der Maisstoppeln und des Maisstrohs

Diese Hygienemaßnahmen müssten aber von allen Landwirten im Befall-Gebiet konsequent und über Jahre hinweg durchgeführt werden. Das unzerkleinerte Maisstroh muss allerdings mindestens 15 cm tief vergraben werden damit die Larven keine Chance mehr haben. Bei Körnermais und CCM ist die Strohmatte sehr massiv und kann bei fehlender Zersetzung problematisch für die Folgefrucht sein.

Natürliche Feinde und alternative Bekämpfungsmethoden – was kann das?

Die Schlupfwespe Trichogramma brassicae ist ein Eiparasit. Ein Weibchen kann innerhalb von 15 Tagen 100 Wirtseier parasitieren. Gegen den Maiszünsler werden bis zu 150.000 Schlupfwespen je Hektar freigesetzt. In einer Vegetationsperiode können sie fünf bis acht Generationen entwickeln. Überwintern ist aufgrund fehlender Wirte eher schwierig.

Schlupfwespen können mittlerweile mit einer Drohne über dem Feld abgeworfen werden. Dabei sprechen wir von circa 100 Kugeln je Hektar, die circa 2 cm groß sind und aus biologisch abbaubarem Material bestehend.

Trichogramma lässt sich auch mit Schlupfwespeneiern versehenen Karten verbreiten. 50 Karten pro Hektar sind dazu nötig. Nach 14 Tagen muss der Vorgang wiederholt werden. Nachteil ist, dass die Karten per Hand übers Blatt gestülpt werden. Sie sind außerdem hitzeempfindlich.

Mit der Verwirrmethode oder Paarungsstörung soll ein per Pheromonen behandeltes Lockmittel die Falter durcheinanderbringen, so dass Männchen und Weibchen nicht zueinander finden. Diese Methode lässt sich mit der Bekämpfung durch Schlupfwespen kombinieren.

Insektizide als letze Wahl

Der letzte Griff führt zu den Insektiziden. Der Spritztermin sollte mit dem Einbohren der Larven in den Maisstängel erfolgen. Dies ist der Fall, wenn der Flughöhepunkt des Zünslers erreicht ist.  

Eine chemische Behandlung sollte so spät wie möglich erfolgen. Das heißt, dann fahren, wenn es die Wuchshöhe des Maises gerade noch zulässt, also bei circa 1,5 Metern. Planen Sie Durchfahrten am besten in den späten Abendstunden, dass die Maispflanzen da elastischer sind und Verluste dadurch minimiert werden können. Eventuell muss ein Stelzenschlepper eingesetzt werden.

Zu frühe Spritzungen verschenken einen Teil der Wirkungsdauer, der Bekämpfungserfolg fällt dementsprechend ab. Bei optimalem Anwendungstermin konnten in unseren Versuchen im mehrjährigen Mittel Wirkungsgrade von 75 Prozent erzielt werden

Aus Versuchen geht hervor, dass Coragen mit 125 g/ha sehr wirksam ist. Im Vergleich zu Phyrethroid Decis Forte wirkt es länger und baut sich bei hohen Außentemperaturen nicht so leicht ab. Allerdings ist es auch teurer als Decis.

Zu berücksichtigen ist aber, dass durch Insektizidspritzungen Nützlinge mit erfasst werden. Dem Ausschalten von Marienkäfern und Florfliegenlarven folgt in manchen Jahren ein starker Blattlausbefall in den behandelten Maisschlägen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Applikation von Bacillus thuringiensis-Präparaten. Dieses biologische Insektizid mit dem Handelsnahmen „Dipel“ wirkt nur gegen die Maiszünslerraupen. Aus diesem Grunde gelten hier dieselben Einsatzbedingungen wie bei synthetischen Pyrethroiden.

Nützlinge werden nach bisherigen Erfahrungen nicht beeinträchtigt. Jedoch konnte das Präparat in unseren Versuchen nicht überzeugen. Der Bekämpfungserfolg lag bei unter 30 Prozent, da bei hoher Sonneneinstrahlung die Wirkungsdauer von „Dipel“ nur wenige Tage anhält.

Gentechnisch veränderter Mais

BT-Mais hat seinen Namen durch dieses giftige Protein Bacillus thuringiensis erhalten. Dieser gentechnisch veränderte Mais ist gegen die Larve resistent. Er verhindert aber nicht den Befall durch ausgewachsene Tiere.

Es entwickeln sich somit in BT-Mais auch Zünslerlarven, von denen allerdings nur ein sehr geringer Teil bis zum adulten Tier heranwächst. 

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