In Zeiten von Humusverlusten, Erosion, Nitrateinträgen, Pflanzenschutzmitteln im Grundwasser sowie dem Wunsch nach Ökologisierung und Klimaschutz gewinnt der Zwischenfruchtanbau zunehmend an Bedeutung. Früher galten monotone Fruchtfolgen als vorbildlich, aber heute zeigt sich, dass Zwischenfrüchte viele Vorteile bieten. Dieser Artikel porträtiert zwölf wichtige Zwischenfruchtarten.
Einst waren enge Fruchtfolgen wie Raps-Weizen-Gerste die Norm, und nur wenige Betriebe beschäftigten sich intensiv mit Zwischenfrüchten. Doch aufgrund der aktuellen landwirtschaftlichen Herausforderungen und dem Klimawandel erleben Zwischenfrüchte wie Öllein, Lupine, Ackerbohne, Wicke, verschiedene Kleearten, Phacelia, Ölrettich und Leindotter eine Renaissance.
Christoph Felgentreu, ein Experte im Zwischenfruchtanbau, betont die Bedeutung von Mischungen. „Je größer die Vielfalt, desto unkomplizierter der Anbau“, sagt er und hebt hervor, dass die Interaktion zwischen verschiedenen Pflanzenarten entscheidend für die Bodenqualität ist.
Die positiven Auswirkungen von Zwischenfrüchten sind vielfältig. Sie fördern die Bodenfruchtbarkeit, verbessern die Nährstoffverfügbarkeit und tragen zur Regeneration müder Böden bei. Dabei ist jedoch eine sorgfältige Planung und Kenntnis der Zusammenhänge von Zwischenfrucht, Hauptfrucht und Bodennährstoffen notwendig, um maximale Vorteile zu erzielen.
Für den optimalen Einsatz von Zwischenfrüchten ist es wichtig, die richtigen Arten und Mischungen für den jeweiligen Standort und die spezifische Fruchtfolge auszuwählen. Dieser Artikel stellt zwölf bedeutende Zwischenfruchtarten vor und gibt praktische Tipps für deren erfolgreichen Anbau.
Zwischenfruchtmischung Krasse Kresse
Bodendecker und Nährstoffspeicher. Die neue Zwischenfrucht-Mischung Krasse Kresse kann so einiges. Was sie alles kann und was es mit dem Namen auf sich hat erzählen wir euch hier.
Ansgar Holtmann: Ich bin wieder in Diskussion mit unserem Kollegen Gerd Heuser.Heute geht es um ein neues Produkt eine neue Zwischenfrucht, die wir anbieten. Das ist die krasse Kresse. Gerd, kannst du einmal ganz kurz die krasse Kresse beschreiben?
Gerd Heuser: Die krasse Kresse ist eine Zusammensetzung aus Ölrettich, Öllein und eben auch aus Kresse. Sie heißt Krasse Kresse, weil die Kresse eben sehr, sehr schnell keimt. Schon nach einem Tag ist sie gekeimt und relativ schnell ist der Boden damit bedeckt und somit der Erosionsschutz gegeben.
Ansgar Holtmann: Für wen ist denn die krasse Kresse was. Also welcher Landwirt kann sie einsetzen?
Gerd Heuser: Im Grunde können alle Landwirte die krasse Kresse einsetzen, vor allen Dingen die Landwirte die auch auf pfluglose Bodenbearbeitung oder im Direktsaat-Verfahren arbeiten. Die können im Frühjahr mit den Restpflanzen sehr gut umgehen.
Ansgar Holtmann: Ist die Krasse Kresse winterhart?
Gerd Heuser: Nein, sie friert definitiv ab und verstroht über den Winter, so dass die Bearbeitung von Pflanzenmaterial sehr gut vonstattengehen kann.
Ansgar Holtmann: Kann ich die Krasse Kresse eigentlich auch mit der Drohne aussäen? Also stell mir vor, ich habe mein Getreide fast reif. Ich weiß in einer Woche ernte ich und ich will meinen Boden eigentlich sofort wieder bedeckt haben. Kann ich das auch mit der Drohne machen?
Gerd Heuser: Jawohl geht es sehr gut mit der Drohne oder da wo Fahrgassen sind mit dem Düngerstreuer. Da kann ich fünf bis acht Tage vor der Ernte säen und habe direkt nach der Ernte schon wieder einen grünen Teppich, unten im Boden vorhanden.
Ansgar Holtmann: Und in der Zwischenfrucht-Mischung der krassen Kresse ist ja nicht nur Kresse, sondern auch Ölrettich und Öllein vorhanden. kannst du noch ein bisschen was zum Ölrettich sagen?
Gerd Heuser: Ölrettich ist im Kartoffelanbau fast ein Muss aufgrund seiner Tiefwurzeligkeit und seiner Nematoden. Er hat eine krankheitsunterdrückende Wirkung. Ölrettich ist und bleibt die Nummer eins in Zwischenfruchtmischungen.
Ansgar Holtmann: Und wie sieht’s mit Öllein aus?
Gerd Heuser: Öllein ist gerade in trockenen Jahren ein sehr guter Unkraut-Unterdrücker, weil er mit wenig Wasser zurechtkommt. Und dann hat Öllein den Vorzug, dass er Nährstoffe aus dem Boden erschließen kann, die andere Pflanzen nicht erschließen können und somit ist die Vorfrucht-Wirkung vom Öllein sehr hoch einzuschätzen.
Ansgar Holtmann: Und wann kann ich die Krasse Kresse säen?
Gerd Heuser: Im Grunde kann ich von März bis Oktober die krasse Kresse säen. Diese Mischung wird natürlich eingesetzt hauptsächlich nach dem Wintergetreide oder nach dem frühen Mais geht es auch noch. Ab Oktober wird es natürlich ein bisschen schwierig, weil die Vegetation dann irgendwann zu Ende ist und die Frostgefahr besteht. So dass gibt keine ordentliche Pflanzenmasse mehr gebildet wird.
Ansgar Holtmann: Was baue ich idealerweise nach der Krassen Kresse an? Also welche Vorfrucht eignet sich am besten nach der krassen Kresse?
Gerd Heuser: Im Grunde kann ich alles anbauen. Bei Raps wäre ich ein bisschen vorsichtig, weil die Krasse Kresse nun mal ein Kreuzblütler ist. Aber es kommt in der Regel nicht zur Blüte
Ansgar Holtmann: Wie sieht es mit der Saatstärke?
Gerd Heuser: Bei der Saatstärke dürften 20 Kilo pro Hektar maximal ausreichen.
Ansgar Holtmann: Bei einem Preis von über den Daumen gepeilt 4,50 €/4,60 € pro Kilo bin ich, wenn ich 20 Kilo säe, bei circa 90/100 € pro Hektar.
Gerd Heuser: Ja und damit sind wir im doch recht günstigen Bereich, wenn man dem die Vorzüge dieser Mischung gegenüberstellt. Allemal eine lohnende Sache.
Ergebnisse Langjähriger Feldversuche zur Regenerativen Landwirtschaft
Regenerative Landwirtschaft zielt darauf ab, humusbildende Prozesse zu fördern, die Bodenbiologie zu aktivieren, Nährstoffaustrag zu vermindern und den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Langjährige Feldversuche bieten wertvolle Erkenntnisse über die Wirksamkeit verschiedener Methoden in diesem Bereich.
Bodenanalysen nach Kinsey/Albrecht
Bodenanalysen nach der Kinsey/Albrecht-Methode, die optimale Nährstoffverhältnisse postuliert, wurden in zahlreichen Studien überprüft. Wissenschaftlich gelten diese Analysen als widerlegt, da sie keine signifikanten Vorteile in den Erträgen aufweisen und zu höheren Kosten führen. Sie können sogar zu ineffizientem Einsatz von Düngemitteln führen, es sei denn, ein spezifischer Nährstoffmangel wird nicht durch Routineanalysen erkannt.
Komposttee und Effektive Mikroorganismen (EM)
Mehrjährige Feldversuche in Baden-Württemberg und Fernost zeigen, dass sowohl Komposttee als auch EM keine signifikanten positiven Effekte auf Erträge oder Bodeneigenschaften haben. Komposttee hat keine Wirkung auf Ertrag und Blattgesundheit, während EM-Präparate keine der versprochenen Vorteile wie geringere N-Verluste oder höhere Nährstoffverfügbarkeit zeigen. Die Menge der durch EM hinzugefügten Mikroorganismen ist im Vergleich zu den bereits vorhandenen Mikroben im Boden unbedeutend.
Bodenschutz und Aggregatstabilität
Die regenerative Landwirtschaft zeigt jedoch deutliche Vorteile beim Bodenschutz, insbesondere durch höhere mikrobielle Aktivität und bessere Aggregatstabilität. Diese verbessert die Wachstumsbedingungen und erhöht die Infiltrabilität der Böden. Wesentlich für diese Vorteile sind Zwischenfrüchte, die konsequent in die Anbaupraxis integriert werden sollten. Auch die Untergrundlockerung kann sinnvoll sein, wenn sie durch entsprechendes Wurzelwachstum stabilisiert wird.
Empfehlungen für den Anbau
Ein konsequenter Anbau von Zwischenfrüchten und eine moderate Reduktion von Betriebsmitteln können zu nachhaltiger Bodengesundheit beitragen. Feldversuche zeigen, dass eine Reduktion der N-Düngung um 20% und ein gezielter Pflanzenschutz ein Ertragsniveau von 95-97% erreichen können, was ähnliche wirtschaftliche Erträge wie intensiver Ackerbau ermöglicht. Der Pflanzenschutz kann um 40-50% reduziert werden, was in Getreidekulturen durch den Verzicht auf Wachstumsregler und Insektizide sowie späten Fungizideinsatz erreicht werden kann.
Fazit der Feldversuche
Während einige Methoden der regenerativen Landwirtschaft wie Komposttee und EM keine signifikanten Vorteile bieten und sogar kontraproduktiv sein können, zeigt der gezielte Einsatz von Zwischenfrüchten und moderater Düngung sowie Pflanzenschutz deutliche Vorteile für die Bodengesundheit und Nachhaltigkeit.