Drahtwürmer richten enorme Schäden an
Drahtwürmer machen Landwirten das Leben schwer. Schließlich machen die harten, gefräßigen Larven weder vor Salat noch vor Kartoffeln oder Mais halt. Mit ihrem Appetit können die Würmer dabei insbesondere im Mais enorme Schäden anrichten oder sogar zu Totalausfällen führen. Allerdings ist es möglich, den Drahtwurmbefall zu erkennen und durch planvolles Eingreifen erfolgreich zu bekämpfen.
Der Steckbrief des Drahtwurms
Ist von Drahtwürmern die Rede, sind damit eigentlich die Larven des Saatschnellkäfers gemeint. Die Saatschnellkäferfamilie setzt sich aus verschieden Arten kleinerer Käfer zusammen. Die ausgewachsenen Saatschnellkäfer selbst verursachen keinerlei Schäden an Pflanzen, doch ihre Larven haben eines gemeinsam: Sie können insbesondere an unterirdischen Pflanzenteilen große Schäden verursachen.
Die Larven des Saatschnellkäfers entwickeln sich aus den Eiern, die von den Käferweibchen herdweise im Boden abgelegt werden. Die Eiablage erfolgt meist in den Monaten Mai und Juni. Meist finden sich die Eier dann ungleichmäßig im Boden, aber nicht selten über die gesamte Fläche verteilt. Aus den Eiern schlüpfen, nach etwa 4 Wochen, die Drahtwürmer als Käferlarven.
Anschließend durchlaufen die Würmer mehrere Phasen und verändern ihr Äußeres mehrfach. Während sie zunächst eher harmlos sind, können sie etwa ab ihrem zweiten Lebensjahr durch Fraß erhebliche Schäden hervorrufen. Dann sind die Würmer üblicherweise auf eine Länge von rund 4 Zentimetern herangewachsen. Sie sind rundlich, drahtig, hellgelb gefärbt und fressen vorwiegend unterirdisch. Bevorzugt ernähren sie sich von jüngeren Pflanzenteilen, Wurzeln und Keimlingen.
Das Schadbild: So macht sich der Drahtwurmbefall bemerkbar
Ein typisches Anzeichen für den Drahtwurmbefall ist das Welken der betroffenen Pflanze. Schließlich frisst der robuste Drahtwurm an den Pflanzenwurzeln und verhindert so die Aufnahme von Nährstoffen und Wasser. Die ersten Schadsymptome sind im Mais oft direkt nach dem Auflaufen sichtbar. Allerdings weisen die befallenen Pflanzen nicht nur bräunlich verfärbte Blätter auf. Außerdem bleiben sie im Wachstum stehen.
Im weiteren Verlauf stirbt die betroffene Pflanze ganz ab und lässt sich leicht aus dem Boden ziehen. Letzteres hängt damit zusammen, dass die Pflanzenwurzel an den von den Laven erzeugten Fraßstellen komplett abreißt.
Allerdings sind üblicherweise nicht alle Pflanzen vom Wurmfraß betroffen. Schließlich breiten sich Drahtwürmer meist nur rund um ihre unregelmäßig verteilten Nester aus. Allerdings können sie durchaus mehrere Pflanzen, die sich nebeneinander befinden, schädigen. Die Larven sind nämlich dazu in der Lage, von einer zur nächsten Pflanze zu wandern.
Das Ausmaß der von den Würmern angerichteten Schäden kann sich – je nach ihrem Entwicklungsstadium – unterscheiden. Oft sind die Schäden gerade im zweiten und dritten Jahr nach dem Erstbefall besonders stark. Danach verpuppen sich die Käferlarven und der Befall ist regelmäßig rückläufig.
Den Drahtwurmbefall feststellen
Um festzustellen, ob ein Drahtwurmbefall vorliegt, ist es wichtig, die Pflanzen regelmäßig auf einen Befall mit dem Schädling zu überprüfen. Hierzu sind zwei Überwachungsmethoden denkbar:
So ist es möglich, die Fläche durchzugraben und zu prüfen, ob sich darin bereits Drahtwürmer befinden. Allerdings ist das mühsam und wohl nur stichprobenartig praktikabel.
Praktischer ist es, den Wurmbefall mithilfe der Ködermethode zu prüfen. Hierzu lassen sich einige angeschnittene Kartoffelhälften verwenden. Die Kartoffelstücke werden auf der Fläche verteilt und etwa 10 Zentimeter tief eingegraben. Wird die Kartoffel nach etwa einer Woche wieder ausgegraben, zeigt sich, ob sich Drahtwürmer darin befinden.
Wichtiger als die Überprüfung, ob ein Drahtwurmbefall vorliegt, ist es, dem Befall generell vorzubeugen. Hierzu empfiehlt es sich einerseits, auf frisch umgebrochenen Flächen innerhalb der ersten zwei Jahren keine stark zum Drahtwurmbefall neigenden Pflanzen anzubauen. Das betrifft etwa Kartoffeln oder Mais. Überdies ist es sinnvoll, einem Befall mit gezielter, sinnvoller Bodenbearbeitung entgegenzuwirken.
Außerdem sind direkte Bekämpfungsmaßnahmen dann angezeigt und sinnvoll, wenn sich im Boden mehr als zwei Drahtwürmer pro Quadratmeter finden.
Überschaubare Möglichkeiten zur Drahtwurmbekämpfung
Aktuell stehen in Deutschland keinerlei Spezialbeizen zur Bekämpfung des Drahtwurms zur Verfügung. In Frankreich hingegen ist das Beizmittel Sonido im Mais zulässig. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, bereits mit Sonido gebeizten Saatmais über den Handel aus Frankreich zu beziehen. Die anschließende Aussaat des so gebeizten Saatmaises ist in Deutschland seit 2022 nicht mehr zulässig.
Zudem verfügt die Saatgutbeize Mesurol flüssig über bestimmte Nebenwirkungen, die gegen den Drahtwurm Anwendung finden können.
Zu beachten ist aber: Mesurol flüssig war in Deutschland nur bis zum 31. Juli 2019 zugelassen. Danach wurde die Zulassung nicht verlängert. Die Aufbrauchfrist für das Mittel bzw. für Mesurol-gebeiztes Saatgut wurde auf den 3. April 2020 festgelegt. Dementsprechend ist es bei der Maisaussaat 2021 nicht mehr möglich, mit Merusol behandeltes Saatgut zu verwenden.
Vorbeugen statt bekämpfen
Wie erklärt, sind die Möglichkeiten, gegen einen Drahtwurmbefall vorzugehen, eher begrenzt. Daher ist es angezeigt, den Mais bereits mit ackerbaulichen Maßnahmen stark gegen den Drahtwurm zu machen. Dabei minimiert eine möglichst rasche Jugendentwicklung der Pflanzen beispielsweise die Gefahr eines Absterbens durch den Larvenfraß. Entwickelt sich die Pflanze nämlich rasch, kann ihr auch der Fraß der Schädlinge an Wurzeln und Bestockungsknoten weniger anhaben.
Um eine schnelle Jungentwicklung zu fördern, sind daher eher spätere Saattermine mit höherer Saatstärke zu wählen. Außerdem sollten die Bodentemperaturen bei der Aussaat über 8 Grad liegen und Maissorten mit guter Jugendentwicklung gewählt werden.
Mit passender Bodenbearbeitung gegen den Drahtwurm
Drahtwürmer sind sehr robust – dennoch kann ihnen beispielsweise durch eine passende Bodenbearbeitung das Leben schwer gemacht werden. Insbesondere geht es darum, bereits Eigelege oder die jungen Larven zu zerstören. Damit das gelingt, ist zu beachten, dass die Käfer ihre Eier von April bis Anfang August in den Boden legen. Ihre Larven schlüpfen dann bis in den späten August hinein. Das bedeutet: In der Zeit von April bis August ist durch passende Bodenbearbeitung am meisten gegen den Drahtwurm auszurichten.
Allerdings genügt es nicht, mit der Bodenbearbeitung gegen die Ausbreitung der Drahtwurmpopulationen im Vorjahr zu beginnen. Stattdessen müssen die Schädlinge über die gesamte Fruchtfolge eines jeden Jahr hinweg erneut bekämpft werden. Schließlich können sich jedes Jahr erneut Würmer und Käfer entwickeln.
Bei der Bodenbearbeitung zur Drahtwurmbekämpfung ist – neben einer gewissen Konsequenz – insbesondere eine ausreichende Abtrocknung des Oberbodens wichtig. Diese hilft dabei, Junglarven sowie Eier auszutrocknen. Dabei muss nicht zwingend in der Tiefe gearbeitet werden. Regelmäßig ist eine ausreichende Abtrocknung der oberen 10 Zentimeter bereits effektiv.
Ebenfalls wichtig ist es, auf eine passende Fruchtfolge zu achten, um dem Drahtwurmbefall vorzubeugen. Insbesondere bedeutet das, Pflanzen, die eher zu einem Drahtwurmbefall neigen, nicht nacheinander anzubauen. Außerdem ist, wenn eine bestimmte Fläche immer wieder einen starken Befall zeigt, über eine (zeitweise) Nutzung als Grünland nachzudenken.
Mit Kalkstickstoff gegen den Drahtwurm
Kalkstickstoff–Düngemittel können Nebenwirkungen mit sich bringen, die gegen den Drahtwurmbefall wirksam sind. Diese Effekte gegen den Schädling wurden auch in von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft Mecklenburg-Vorpommern durchgeführten Versuchen bestätigt. Insbesondere ein konzentrierteres Kalkstickstoff-Düngerband im Boden hat sich als gegen die Larven besonders wirkungsvoll er wiesen.
Das hängt damit zusammen, dass die Drahtwürmer ein solches Düngerband meiden. Erfolgt eine Unterfußdüngung mit Kalkstickstoff, gehen die Drahtwürmer diesem also großräumig aus dem Weg. Somit haben die Larven nach der Ausbringung des Düngers im Mais kaum noch die Chance, zu den keimenden Pflanzen vorzudringen.
Versuchsergebnisse deuten darauf hin, dass sich durch die Unterfußdüngung mit Kalkstickstoff bis zu 50 Prozent weniger Fraßschäden im Mais erreichen lassen. Allerdings ist der Effekt immer auch von Standort, Witterung und natürlichen Schwankungen abhängig.
Insgesamt lässt sich aber sagen, dass die Unterfußdüngung mit Kalkstickstoff Drahtwurmschäden im Mais zufriedenstellend reduzieren kann. Dabei ist üblicherweise eine Aufwandmenge von 150 kg/ha Kalkstickstoff erforderlich. Für die Unterfußdüngung ist es möglich, den Kalkstickstoff etwa mit Diammonphosphat zu mischen. So ist gleichzeitig der Phosphorbedarf junger Maispflanzen gedeckt.
Egal, ob rein oder gemischt – außerdem ist bei dieser Vorgehensweise darauf zu achten, dass zwischen Düngerband und Saatkorn ein Abstand von 5 Zentimeter liegt. Nur so ist neben der schädlingsvergrämenden Nebenwirkung des Düngers auch eine gute Pflanzenverträglichkeit gegeben.