+++ UPDATE 2024 +++
Unwetter verursachen Millionenschäden
In nur einer Woche haben Unwetter in Deutschland massive Schäden an rund 70.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche verursacht, was zu einer Schadenssumme von etwa 20 Millionen Euro führte.
Besonders betroffen waren Bestände, insbesondere in Thüringen und Sachsen. Die Unwetter wüteten entlang zweier Zugbahnen: eine südliche Bahn vom südthüringischen Grabfeld über Gera und Greiz bis ins Vogtland, und eine nördliche Bahn vom Bereich zwischen Arnstadt, Leuna und Mühlberg bis zur tschechischen Grenze.
Zusätzlich gab es Streuschäden im Rheinland und Chiemgau. Betroffen waren vor allem Wintergerste, Winterweizen, Raps, Ackerbohnen und Mais.
Interview – was können wir aktuell tun?
Was tun bei Hagelschaden als Maisalternative
Ansgar Holtmann: So, ich bin wieder hier mit unserm Kollegen Gerd und wir sprechen heute einmal über Alternativen. Wenn der Mais aktuell entweder verhagelt ist oder eben aufgrund von zu viel Wasser. Nicht mehr so gut aussieht. Hallo Gerd.
Gerd Heuser: Hallo Ansgar.
Ansgar Holtmann: Ja, ich hatte schon angedeutet, wir kriegen relativ viele Anrufe von Landwirten, die sagen, Mensch, mein Mais ist entweder durch Hagel stark beschädigt, jetzt gerade in den letzten Tagen oder Wochen haben wir das immer wieder gesehen und gehört, oder er steht so schlecht auf dem Acker, weil es sozusagen so nass ist. Was mache ich denn da und was rätst du denn?
Gerd Heuser: Ja, auf jeden Fall haben die Leute das Problem, Futtersicherheit herzustellen. Und der 100 Tage Mais ist um diese Zeit sicherlich keine Lösung mehr. Wir kommen mit 100 Tage schon in die Ende Oktober Phase, da wächst weder Mais, noch ist die Befahrbarkeit sicher gegeben. Alternative wären hier Zwischenfrüchte, die man noch anbauen kann, entweder ein Chloro wie 130 mit Rauhafer, Wicke und Klee fürs Sommerhalbjahr noch geeignet, die andere Alternative wäre natürlich jetzt schon zu planen, eine Winterzwischenfrucht zu setzen auf die jetzt abgeernteten Getreideflächen mit. Waldstauden Roggenwickel und in Ganat und somit sehr ertragreiche Zwischenfrucht, wie es früher.
Ansgar Holtmann: Das kann ich ja dann aber tatsächlich auch nur machen. Die Frühjahrszwischenfrucht, wenn ich weiß, dass ich mit dem, was ich jetzt sonst anbaue, auch über den Winter komme.
Gerd Heuser: Ja, aber ich kriege ja dann, wenn ich im Frühjahr ernte, auf jeden Fall schon mal 5 bis 6 Monate vor der Regel Maisernte wieder Futter in den Stock rein.
Ansgar Holtmann: Ja, OK und die andere Alternative, also unsere Chlorophyll 31 beispielsweise als Zwischenfrucht, die sehe ich jetzt und habe dann noch sozusagen einen Schnitt, weil sie in 80 bis 90 Tagen reif.
Gerd Heuser: Ist jawohl, die bringt in 80 bis 90 Tagen. Etwa 30 bis 35 Tonnen an frischmasse ran. Das ist schon ganz ordentlich in dieser kurzen Zeit. Ich kann anschließend noch wintergetreide hinterher sehen, ich kann auch im Frühjahr meist hinterher legen, also da bin ich sehr flexibel im Nachbau und ich habe den großen Vorteil, dass diese Zwischenfrucht kein Gras enthält, was im Winter Getreide oder im Mais nachher wieder auflaufen könnte, wie chlorophy 31 den Rest pflanzen würden auf jeden Fall abfrieren und würden auch für die Humusbildung über den Winter beitragen können.
Ansgar Holtmann: Okay dann erstmal vielen Lieben Dank das als Hinweis für alle die die gerade das Problem haben, dass sie nicht wissen, was sie jetzt noch anbauen sollen, weil für Mais ist es das ist noch mal die größte Frage, definitiv zu spät, oder?
Gerd Heuser: Ich seh da keinen Sinn mehr drin. Mais bringt den Ertrag über die Abreife des Kolbens, die Kolbenabreife werden wir auch bei 100 Tage meist nicht mehr hinkriegen, sollte das Wetter sich jetzt plötzlich verändern, dass der Kolben eventuell gar nicht angelegt oder nicht mehr gefüllt wird, ist auch der Ertrag eben dann noch lieber irgendwo zwischengras, oder? Ähnliches aber, wie gesagt, ertragreich sind chlorophy 31 und valo Hs.
Ansgar Holtmann: OK, vielen Lieben dank Herz.
Gerd Heuser: Gerne.
+++ UPDATE Ende +++
Die Schäden im Getreide (vor allem in Weizen) aber auch im Raps führen zu Kornverlusten von bis zu 70%. Der Mais steht ebenfalls mit erheblichen Blattschäden im Feld. Welche Auswirkungen das auf die Ertragsbildung hat, möchten wir hier kurz erläutern.
Mais kann viele Schäden kompensieren
Der Mais weist besonders in der Jugendphase ein hohes Kompensationsvermögen auf. Die verbleibenden Pflanzen nutzen den zusätzlichen Standraum, ein größeres Angebot an Nährstoffen, Licht und Wasser oftmals effektiv, indem sie mehr Körner pro Kolben oder mehr Kolben bilden. Allerdings ist dieses Vermögen während der Jugendentwicklung des Maises höher als in späteren Stadien, wenn etwa die Befruchtung oder die Ausbildung der Kolben bereits abgeschlossen sind. Je nach Pflanzenstadium verursacht der Hagelschaden also unterschiedliche Schad-Symptome.
In der Regel sorgt er vor allem für Blattverluste, die je nach Stadium und Intensität des Hagels unterschiedlich stark ausfallen. Hiervon hängen auch die Konsequenzen für mögliche Ertragsverluste ab. Im Maisanbau bilden die Verletzungen zum Beispiel Eintrittspforten für einen Sekundärbefall mit Maisbeulenbrand. Es ist genau zu beobachten, welche Schäden die Fahnen und Narbenfäden mitbekommen haben und ob die Befruchtung bereits erfolgt ist oder noch bevorsteht. Die Anzahl der angelegten Körner im Kolben wird bereits im 4- 8-Blattstadium festgelegt.
In späteren Entwicklungsstadien hat der Hagelschaden darauf keine Auswirkungen mehr. Wichtig für die Füllung der angelegten Körner ist aber die Befruchtung jedes einzelnen angelegten Kornes, damit es nun auch gefüllt wird. Ist auch die Befruchtung bereits abgeschlossen hat der Hagelschaden auch darauf keinen Einfluss mehr. Steht die Befruchtung noch bevor, ist zur Schadensermittlung genau zu prüfen welche Schäden die generativen Organe erlitten haben.
Bei den Pollen spendenden Fahnen ist ein Abknicken bis zu 60% im Bestand noch nicht gefährlich, die verbleibenden Fahnen produzieren genügend Pollen für den gesamten Bestand und es können sicher alle Kolbenansätze ausreichend bestäubt werden. Zweitens und entscheidender sind Verletzungen und Schäden an den Narbenfäden.
Besonders dort, wo diese in die Lieschblätterummantelung des Kolbenansatzes eintreten. An dieser „Engstelle“ können Verletzungen die Narbenfäden durchtrennen und somit eine Befruchtung der Kornanlagen verhindern. Außerdem setzen sich auf den Verletzungen schnell Pilze und Schadbakterien an, die eine Fäulnis oder Verpilzung auslösen. Die Folge sind schlecht -bis gar nicht gefüllte Kolben und negative Hygiene, die zum Verderb bis hin zur Bildung toxischer Stoffe führt. Damit steht nachfolgend die Tiergesundheit auf dem Spiel.
Schadensbeurteilung und Bewertung
Im Blattapparat ist von Bedeutung zur Schadensabschätzung, in welcher Form die Verletzungen auftreten. Längs gerissene Blätter sehen zwar nicht gut aus, können aber weiterhin Assimilate produzieren. Allerdings ist bei den längs eingerissenen Blättern die Stabilität zur aufrechten Blattstellung nicht mehr gegeben.
Die Blätter „hängen“ an der Pflanze herunter und stellen sich nicht mehr der Sonne entgegen. Damit wird weniger Licht zur Photosynthese aufgenommen und der Stoffwechsel reduziert. Die Pflanze wird mehr Zeit zur vollständigen Ausbildung benötigen. Sind die Blätter abgerissen oder quer zur Blattader zerstört, kann eine Versorgung der Pflanze durch die betroffenen Blätter nicht mehr erfolgen. Diese Blätter werden welken und beginnen ggf. an der noch grünen Pflanze faulen.
Wichtig bei Laubschäden ist, welche Blätter betroffen sind! Über 60% der Assimilate im Kolben (und somit für die wertvolle Stärkeeinlagerung verantwortlich) stammen aus dem Blatt unter dem Kolben, daher wird es auch Kolbenblatt genannt.
Danach sind die Blätter über dem Kolben wichtig zur Kornfüllung. Der Kolben wird (vor allem nachts) auch aus den im Stängel gespeicherten Assimilaten versorgt, die besonders von den oberen Blättern produziert werden. Ein gut ausgebildeter Kolben kann 16 bis 18 Reihen mit 35 bis 45 Körner bilden.
Somit werden an einem Kolben 400 bis 700 Körner sitzen. Wenn aber zur Füllung des Kornes, das unter dem Kolben sitzende Blatt besonders wichtig ist, dann muss dieses Blatt eben auch möglichst unverletzt sein und besonders viel Sonnenlicht mitbekommen. Ist dies nicht gegeben, werden die Körner langsamer und auch nicht vollständig gefüllt werden können.
Die starken Hagelschäden haben also mehrere negative Auswirkungen:
- Die gute Silierbarkeit mit geringem Nacherwärmungsrisiko für eine hohe aerobe Stabilität wird deutlich negativ beeinflusst durch unsauberes, abgestorbenes (faulendes und verpilztes) Pflanzenmaterial bei der Ernte.
- Der hohe Anteil ausgereifter Stärkebildung wird verzögert und verringert, da durch den reduzierten Blattapparat nur eingeschränkte, mangelnde Assimilationsaktivität geleistet wird.
- Die eigentlich hohe Verdaulichkeit der Restpflanze wird deutlich reduziert, da die verletzten Pflanzenteile zum Teil abgestorben und verwelkt sind, die hohen Zuckergehalte in diesen Pflanzeneilen nicht mehr vorhanden sind. Zusätzlich können durch Fäulnis und Verpilzungen toxische Stoffe und Pilzgifte gebildet werden, die sich negativ auf die Pansenflora und die allgemeine Gesundheit auswirken können.
Was ist bei Hagelschlag im Maisfeld zu tun?
Handeln Sie nicht überstürzt! Die Schäden lassen sich nicht wieder gutmachen, entscheidend ist nun die richtige Verwertung des Bestandes. Schätzen Sie dazu, ggf. mit einem Berater, die Weiterentwicklung des geschädigten Bestandes etwa zwei Wochen nach dem Schadenseintritt ab.
Wenn mehr als 70% der Pflanzenmasse nicht mehr aktiv sind, ist eine Noternte zu erwägen. Dabei ist hinsichtlich des TS- Gehaltes und des Gesamtertrages sicherlich mit erheblichen Einschränkungen zu rechnen.
Bewertung und Einstufung der Schäden bei Hagelschlag im Mais
Bei Blattverlusten bis unter 25 Prozent und sind Stängel, Lieschen und Narbenfäden unversehrt, kann die normale Ernte abgewartet werden, Verlustrate etwa 10%.
Sind 50 bis 75 Prozent der Blattmasse beschädigt, die Lieschen und Stängel aber kaum getroffen und die Narbenfäden noch vorhanden, sollte die Entwicklung der Pflanzen sehr genau beobachtet werden. Eine normale Ernte ist nur noch möglich, wenn die Pflanzen keinen Befall von Verpilzung oder Beulenbrand erleiden.
Sind aber zusätzlich bis zu 50 Prozent der Narbenfäden abgeschlagen, ist von einer weiteren nennenswerten Ertragsbildung nicht mehr auszugehen. Sobald dann noch Verpilzung oder Beulenbrand erkennbar sind und die Blätter pergamentartig werden, sollte geerntet werden, um zu retten was zu retten ist.
Eine Entscheidung sollte in diesem Fall innerhalb von etwa zwei Wochen nach dem Hagelschaden getroffen werden. Sind nur noch höchstens 25 Prozent der Blattmasse erhalten, die Blätter stark zerfetzt, die Blattscheiden stark betroffen, auch Stängel und Lieschen stark verletzt und die Kolbenansätze teilweise durchgeschlagen, muss die Ernte sofort erfolgen. Diese Ernte wird, wenn sie schnell nach Schadenseintritt durchgeführt wird, eine sehr feuchte aber noch Zuckerreiche und gut silierbare Ernte bringen.
Wartet man zu lange, werden zunehmend Verpilzungen und Fäulnis auftreten, der Zuckergehalt reduziert und insgesamt die Futtereignung deutlich verschlechtert. Handeln Sie nicht überstürzt – aber schnell!
Was nun – wenn die Ernte erfolgt ist?
… aber weder die Futtermenge noch die Qualität zur Fütterung des Viehbestandes ausreichen?
Der Verlust ist aufgetreten und die vorzeitige Ernte kann die Futtergrundlage nicht sicherstellen, dann muss Ersatz gefunden werden. Zukauf von Grundfutter ist schwierig und meistens unwirtschaftlich. Die Notlösung kann nur der Anbau einer ertragsreichen Zwischenfrucht sein.
Aktuell können noch überjährige Lösungen mit Ackergräser, Kleegrasmischungen und winterfesten Futterzwischenfrüchte zur Ernte im Herbst und Frühjahr angebaut werden. Dabei sind die Ackergräser als Massenbringer eine solide Wahl zur Futtermengenbeschaffung.
Besonders in intensiven Rindermast- und Milchviehbetrieben ist aber auch der Futterwert mit hoher Energiekonzentration und hohen Eiweißgehalten von besonderer Bedeutung. Diese Betriebe sollten den Anbau von Leguminosen- Mischungen erwägen.
- Klee- und Wicke- Gemenge mit Gras (Landsberger Gemenge) oder mit
- Waldstaudenroggen (Valo HS) leisten hohe bis sehr hohe Massenerträge mit sehr wertvollen Energie- und Proteingehalten. Zudem versichern diese Mischungen durch die Nutzung der Winterfeuchtigkeit eine hohe Ertragsgarantie.
Wenn nun aber schnell viel Futter benötigt und zudem noch eine Wintergetreideart nachgesät werden soll, fällt die Wahl der Futterzwischenfrucht auf die einjährigen, nicht winterharten Sommermischungen. Auch dort haben Sie die Wahl:
- Teffgras als schnellwüchsiger Massenbringer, könnte bei aktueller Aussaat noch mind. zwei Schnitte bis Ende Oktober bringen.
- Chlorofi 31 eine sehr ertragsstarke Mischung aus Rauhafer, Sommerwicke und Alexandrinerklee, bringt neben sehr hohen Erträgen auch hervorragende Energie- und Proteingehalte
- Ein- überjährige Ackergräser können als sehr preiswerte Alternative noch bis November genutzt werden und füllen den Futtervorrat sicher auf.
Für spezielle Fragen und weitere Informationen sprechen Sie uns gerne an.