Neu zu säende Flächen nach extremen Niederschlägen – Wichtige Anmerkungen für Landwirte!
Nach den starken Regenfällen und Überschwemmungen werden viele Landwirte Teile ihrer Felder neu bepflanzen müssen. Besonders bei frühen Aussaaten, die bereits mit Herbiziden behandelt wurden, ist es entscheidend, die Anweisungen für den Nachbau bei vorzeitigem Umbruch zu beachten.
Mit 114 l/m² fielen auch im Dezember ungewöhnlich hohe Regenmengen. Die Niederschlagsmenge im Jahr 2023 war insgesamt in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit 1.220 bzw. 1.070 l/m² am höchsten.
Ende Dezember kam es vielerorts zu Hochwasser, vor allem in Gebieten rund um Weser, Elbe und Ems. Einige Betriebe nutzten Anfang Januar noch die Frostperiode, um Körnermais oder Ackergras zu ernten oder Weizen zu säen. Jetzt, Mitte Februar, setzen erneut starke Regenfälle ein.
Für Getreidebestände hat sich im letzten Herbst besonders bewährt, wenn die Äcker weitgehend frei von Unkrautsamen waren und frühe Saattermine ohne Bedenken genutzt werden konnten. So haben sich Saaten Ende September/Anfang Oktober oft gut entwickelt, vor allem wenn die Bodenstruktur trotz der feuchten Ernte erhalten blieb.
Es ist zu erwarten, dass viele Flächen zumindest teilweise neu bepflanzt werden müssen. Besonders bei frühen Aussaaten vor dem Hochwasser im Herbst, die noch mit Herbiziden behandelt wurden, ist es wichtig, die Anweisungen zum Nachbau bei vorzeitigem Umbruch zu beachten. Diese sind in den Gebrauchsanweisungen der verwendeten Präparate zu finden und geben Auskunft darüber, welche Kulturen nachgebaut werden können und welche Art von Bodenbearbeitung vor der Folgefrucht erforderlich ist.
Der Hersteller des Herbizids Mateno Duo empfiehlt beispielsweise für den Getreideumbruch im Frühjahr lediglich eine intensive Bodendurchmischung mittels Grubber, anstatt einer Pflugfurche.
Es wird betont, dass bei der Verwendung von Herbiziden wie Atlantis Flex oder Niantic gegen Unkräuter im Wintergetreide im Frühjahr die Nachbaumöglichkeiten eingeschränkt werden können. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Propyzamid-haltige Mittel verwendet wurden, da der Anbau von Sommergetreide danach kritisch ist.
Für Flächen, auf denen im Wintergetreide Herbizide eingesetzt wurden, müssen die Bodenbearbeitungsmaßnahmen vor dem Anbau einer Sommerkultur angepasst werden, um Verträglichkeitsprobleme zu vermeiden.
Fördervorraussetzungen trotz Hochwassers erfüllen
Aufgrund von starken Regenfällen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind viele Getreideflächen überflutet oder übersättigt. Die Frage, wie mit diesen Flächen umgegangen werden soll, betrifft auch Verpflichtungen und Fördervoraussetzungen im Rahmen von Konditionalität, Öko-Regelungen und Agrarumweltmaßnahmen.
Besonders relevant ist die Einhaltung des Fruchtwechsels, nach GLÖZ 7, der nach einer Aussetzung im Jahr 2023 nun 2024 erstmalig beachtet werden muss. Das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz empfiehlt eine detaillierte Dokumentation der Situation, falls die Wetterbedingungen die Einhaltung der Auflagen erschweren.
Verstöße gegen die Konditionalität werden normalerweise sanktioniert, aber aufgrund der aktuellen Wetterverhältnisse wird geprüft, ob es zu einem Verzicht auf Sanktionen kommt.
Ähnliches gilt für Fördervoraussetzungen und Verpflichtungen bei Öko-Regelungen und Agrarumweltmaßnahmen, nach GLÖZ 8, bei denen ebenfalls eine ausführliche Dokumentation empfohlen wird.
Jährlicher Fruchtwechsel und Co
Jährlicher Fruchtwechsel und die abgesoffenen Winterweizen-Bestände stellen viele Betriebe vor ein Problem. Was kommt auf mich zu und wie soll es weitergehen? Wir umreißen das Problem und zeigen Alternativen auf. Auch um einen drohenden Futtermangel wie es ihn im letzten Jahr gab zu vermeiden.
Nasser Acker: Ratlosigkeit bei Aussaat und Feldaufgang
Die neueste Wetterstatistik verdeutlicht, dass Teile Deutschlands mit einer außergewöhnlichen Menge an Regen konfrontiert waren. Die Daten des Deutschen Wetterdienstes zeigen zudem, dass der vergangene Monat deutschlandweit der regenreichste seit 2002 war.
Im Dezember 2023 betrug der durchschnittliche Niederschlag in Deutschland 114 Liter pro Quadratmeter. Das vieljährige Mittel liegt bei 70 Litern pro Quadratmeter. Damit gab es im Dezember vergleichsweise deutlich mehr Niederschlag.
Zuerst war die Aussaat von Winterweizen schwierig bis unmöglich. Nun ist das, was auf den Feldern bereits aufgegangen war, abgesoffen.
Der Getreiderat rechnet für die EU mit einer Verkleinerung des Weizenareals um 2,3 % auf das Vierjahrestief von 23,3 Mio. Hektar. In der EU habe anhaltender Regen die Aussaat von Winterweizen stark beeinträchtigt.
Deshalb hätten die Landwirte unter anderem in Frankreich und Deutschland ihre Anbaupläne nicht vollständig umgesetzt. Dagegen sei es in Teilen von Spanien und Italien zu trocken für die Feldbestellung gewesen.
Auf was müssen Sie sich nun einstellen? Was gibt es für Alternativen?
Was kommt auf mich zu bezüglich des Jährlichen Fruchtwechsels?
Nach den Vorgaben der GAP-Reform müssen Landwirte mit 10 Hektar oder mehr Anbaufläche ab 2023 jedes Jahr einen Fruchtwechsel durchführen. Daher ist es in der Regel nicht mehr erlaubt, zwei Jahre hintereinander dieselbe Hauptfrucht auf derselben Ackerfläche anzubauen.
Von der Fruchtfolgepflicht ausgenommen sind Biobetriebe und Betriebe mit einem hohen Anteil an Weide- oder Dauergrünland und bis zu 50 Hektar verbleibender Ackerfläche.
Das bedeutet im Einzelnen:
- Jedes Jahr müssen im Vergleich zum Vorjahr mindestens 33 % der Anbaufläche des Betriebs in Rotation
- Auf dem anderen Drittel, mindestens 33 % der Ackerfläche muss entweder eine andere Kultur angebaut werden oder es kann die Hauptfrucht des Vorjahres nachgepflanzt werden, wenn dazwischen eine Untersaat oder Zwischenfrucht gepflanzt wird.
- Dies bedeutet, dass bis zu 34 % der Ackerfläche eines Betriebs mit der gleichen Hauptfrucht wie im Vorjahr bepflanzt werden können, ohne dass Zwischenfrüchte oder Untersaaten erforderlich sind.
- Spätestens im dritten Jahr muss jedes Feld mit einer anderen Hauptfrucht bepflanzt sein (die Anbaujahre 2022 und 2023 gelten bereits als Referenzjahre).
Die genauen Vorschriften zum Jährlichen Fruchtwechsel werden in der GLÖZ 7 festgehalten. Es empfiehlt sich dort nochmal genau nachzulesen.
Wahl der Hauptfrucht
Welche Auswahl treffe ich nun von Hauptfrüchten im Landbau 2024 unter Berücksichtigung des notwendigen Hauptfruchtwechsels nach Mais im letzten Jahr?
Wie reagiere ich unter Berücksichtigung des notwendigen Hauptfruchtwechsel nach Mais im letzten Jahr und den geplanten, aber nicht erfolgreichen bzw. verdorbenen Wintergetreideanbau als Hauptfrucht für 2024?
Als Drusch- oder Körnerfruchtbetrieb kommen für die Frühjahresaussaat 2024 erstrangig die Sommergetreidearten Hafer/ Roggen/ Weizen und Gerste in Frage. Deren Ertragsleistung und Wirtschaftlichkeit ist allerdings nicht sonderlich überragend.
Drohender Futtermangel 2024?
Die Landwirtschaft sah sich im Jahr 2023 mit einer äußerst ungewöhnlichen Kombination von klimatischen Herausforderungen konfrontiert. Ein anhaltend feuchtes Frühjahr führte in vielen Regionen zu einer verzögerten Aussaat entscheidender Futterpflanzen, insbesondere von Silomais und Kleegras.
Ebenso wurde der erste Schnitt des Grünlands aufgrund der anhaltenden Nässe erheblich später als üblich durchgeführt. Doch ab Mai wandelte sich das Wettergeschehen drastisch. Eine langanhaltende Trockenperiode mit hohen Temperaturen setzte ein, was zu einer schnellen Austrocknung des Oberbodens und folglich zu erheblich reduziertem Wachstum bei nahezu allen landwirtschaftlichen Kulturen führte.
Diese Situation hat in vielen Regionen eine beunruhigende Lage in Bezug auf die Futterversorgung des Tierbestands zur Folge. Das abrupte Umschlagen von feucht zu trocken hat die landwirtschaftlichen Betriebe vor besondere Herausforderungen gestellt, und die Auswirkungen auf die Erträge und Qualität der Futterpflanzen sind deutlich spürbar.
Landwirte sehen sich mit der dringenden Notwendigkeit konfrontiert, alternative Futterquellen zu erschließen und Strategien zur Bewältigung dieser unvorhersehbaren Witterungsbedingungen zu entwickeln. Derzeit wird intensiv nach Lösungen gesucht, um die Auswirkungen auf die Futterversorgung zu mildern und die nachhaltige Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen zu gewährleisten.
Körnerhirse als neue und vielseitige Alternative
Als relativ neue Frucht kann auch die Körnerhirse sehr interessant sein. Die Vorteile sind die vielseitige Verwendungsfähigkeit. Hirsekorn kann in der Tierfütterung ähnlich wie Weizen eingesetzt werden.
Futterversuche haben gezeigt, dass bei Schweinemast und Geflügel die Ergebnisse der hirsehaltigen Futtermischungen, gegenüber denen mit Weizen stets gleichauf oder sogar etwas besser in Tageszunahmen und Futterverwertung abgeschnitten haben.
Auch in der Lebensmittelindustrie wird die Körnerhirse an Bedeutung zunehmen. Vor allem in der Backindustrie wird zur Herstellung von glutenfreien Backwaren häufig die Verwendung von Hirse immer interessanter.
Vor- und Nachteile der Körnerhirse
Die Vorteile der Körnerhirse
- Der Anbau ist recht kostengünstig und einfach zu handhaben
- Die Kornerträge liegen mit 7-8t /ha zwischen denen vom Winter und Sommergetreide
- Fruchtfolgewechsel kann eingehalten werden
- Der Vorfruchtwert ist hinsichtlich der Bodengare sehr gut
- Auch auf schwachen und sommertrockenen Standorten kann Hirse sehr gut angebaut werden
- Körnerhirse kann auch als stärkehaltige Ganzpflanzensilage verwendet werden.
Die Nachteile liegen im späten Erntetermin (Mitte/ Ende September) und der damit verbundenen, meist notwendigen Trocknung der Körner.
Intelligente Entscheidungen beim Anbau von Körnerleguminosen
Nach einem feuchten Herbst fragt man sich, was mit den schlecht entwickelten oder überfluteten Flächen geschieht. Wer eine neue Kultur anpflanzen möchte, muss unbedingt auf die Einschränkungen durch vorher verwendete Herbizide achten. Es bleibt noch offen, ob Probleme mit der Fruchtwechsel-Bestimmung „GLÖZ 7“ bei Anbau einer anderen Kultur drohen.
Leguminosen wie Erbsen, Bohnen, Lupinen und Soja können neben Mais als Alternative auf diesen Flächen angebaut werden. Der Anbau von Leguminosen hat sich in den letzten Jahren insgesamt verstärkt.
Obwohl die Flächenanteile der Körnerleguminosen im Vergleich zu 2022 etwas gesunken sind, bleibt der Anbau von Körnererbsen, Ackerbohnen, Sojabohnen und Süßlupinen laut Statistischem Bundesamt auf einem hohen Niveau.
Leguminosen erweitern die Fruchtfolge, fördern die Biodiversität, benötigen keine zusätzliche Stickstoffdüngung und verbessern die Bodenstruktur. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht jede Leguminose für jeden Standort geeignet ist. Es gibt verschiedene Sorten, die unterschiedliche Eigenschaften wie Standfestigkeit, Blattgesundheit, Proteingehalt und Ertrag aufweisen.
Es wird betont, dass die inneren Werte der Leguminosen wichtig sind, da sie antinutritive Stoffe enthalten können, die für Mensch oder Tier nicht bekömmlich sind. Die Auswahl geeigneter Sorten kann den Erfolg des Anbaus beeinflussen, und es wird empfohlen, die Landessortenversuche der jeweiligen Bundesländer oder Regionen zu konsultieren.
Um den Leguminosen einen guten Start zu geben, sind bestimmte Maßnahmen wichtig, wie die Auswahl geeigneter Bakterienstämme von Rhizobien, die Auswahl von Folgefrüchten mit niedrigen Stickstoffwerten vor dem Anbau und die Verwendung von Striegeln und Hacken zur Unkrautregulierung.
Für weitere Informationen zum Anbau und zur Vermarktung von Leguminosen kann das Leguminosennetzwerk LeguNet konsultiert werden.
Körnerleguminosen als interessante Alternative
Körnerleguminosen können für Betriebe mit geringer Viehhaltung (geringen Güllemengen) ebenfalls eine neue und sehr interessante Alternative sein. Hier kommen vor allem Sojabohnen, Erbsen und Lupinen in Betracht.
Bei Erbse und Sojabohnen ist Anbau und Verwendung häufig schon bekannt. Die Verwendung erfolgt meist als eiweißreicher Bestandteil in Kraftfuttermischungen oder bei Rindviehbetrieben durch Beimischung in den Futtermischwagen.
In der Lebensmittelindustrie werden Sojabohnen und Erbsen vor allem wegen der vorzüglichen „Klebeeigenschaft“ des Eiweißes und der relativen Geschmacksneutralität zur Herstellung von Fleischersatzprodukten oder geformten, eiweißgebundenen Lebensmittel verwendet.
Lupinen werden dagegen eher zur Herstellung von glutenfreien Backwaren und Kaffee-Ersatzprodukten verwendet. Sie kann auch zur Fütterung eingesetzt werden, ist aber ertraglich nicht interessant.
Auswahl von Feldfrüchten für Futterbaubetriebe
Für Futterbaubetriebe, die stets viel Raufutter zur Silagegewinnung für Wiederkäuer-fütterung oder Biogaserzeugung benötigen, ist die Auswahl von Feldfrüchten deutlich größer. Wer als solcher Betrieb im Jahr 2024 keinen Silomais auf seinen Flächen anbauen möchte, kann auf Ackerfutter wie Landsberger Gemenge, Ackergräser, Kleegrasmischungen zurückgreifen.
Innovative Futtermischungen wie Chlorofi 31 HS
Besonders innovative Futtermischungen mit sehr hohen Erträgen und besonders guter Futterqualität bietet die Mischung Chlorofi 31 HS. Chlorofi 31 besteht aus Rauhafer, Sommerwicke und Klee.
Die Ertragsmengen sind denen von einem Silomais sehr vergleichbar, wobei die Proteingehalte (> 18%) deutlich höher als bei der Maissilage liegen. Als Anwelksilage wird Chlorfi 31 HS von allen Wiederkäuern sehr gern gefressen und besticht dabei durch seine sehr gute Verdaulichkeit. Als Hauptfrucht erfolgt die Aussaat bereits ab Mitte März, die Ernte kann im Ende Juni/Anfang Juli erfolgen.
Bei schonender Erntebearbeitung ist oft ein guter zweiter Ernteschnitt im September möglich. Obwohl in Chlorofi 31 HS reichlich Leguminosen enthalten sind, können Gülle oder Gärreste zur Düngung eingesetzt werden.
Einsatz von VALO HS als ertragsstarke Winterzwischenfrucht
Wenn Chlorofi 31 HS einschnittig geführt wird, bietet sich im Spätsommer/Herbst die Aussaat vom VALO HS an. VALO HS ist eine sehr ertragsstarke Winterzwischenfrucht, die im April/Anfang Mai des Folgejahres mit sehr hohen Erträgen zur Silagegewinnung geerntet wird, um dann Mais oder ggf. Kartoffel anzubauen.
VALO HS ist eine Saatenmischung aus Waldstaudenroggen, Zottelwicke und Inkarnatklee. Die Mischung ist sehr winterhart und nutzt die Winterfeuchtigkeit zur Erzeugung sehr hoher und hochwertiger Erträge bei sehr hoher Ertragssicherheit.
Herausforderungen im Grünland und Lösungsansätze
Auch Grünland hat durch die langanhaltende extreme Nässe gelitten. Viele Grünland- und Ackergrasbestände konnten vor der sehr ausgiebigen Regenperiode nicht mehr geerntet werden.
Diese Bestände mit zu langem Aufwuchs leiden nun unter Staunässe und Fäulnis. Nach dem Winter werden vor allem mehrjährige Bestände und Dauergrünlandbestände nicht mehr die notwendige Narbendichte aufweisen, um Unkräuter in ausreichendem Maße zu unterdrücken bzw., noch hohe Erträge leisten zu können.
Hier kann und muss durch Nachsaaten und Neuansaaten der Ertrag gesichert werden. Nachsaaten in mehrjährigen Ackergrasbeständen sind hinlänglich bekannt. Eine Aufwertung dieser Bestände hin zu deutlich verbesserter Futterqualität kann mit Kleegrasmischungen, Luzernenachsaaten oder einer Nachsaat mit reinem Klee oder Wicke erfolgen.