Die ersten zwei Schnitte waren in diesem Jahr noch erfolgreich, bis die Dürre kam. Die Wiesen und Weiden sehen vielerorts schlimm aus. Manch eine Kuh schaut traurig drein, auf einer Weide mit lauter Disteln. Was gibt es jetzt für uns zu tun?
Wie man jetzt die Futterlücken schließen kann und wann der richtige Zeitpunkt zur Nachsaat ist, das besprechen wir hier.
Istzustand Futterlücken
Die nahezu flächendeckend vorhandene Dürre führt in vielen Betrieben zu akuten Problemen bei der Grundfutterversorgung. Gräser verdorren und die Bestände bieten je nach Standort ein Bild des Jammers. Auf den Weiden muss dann zugefüttert werden.
Oft stellt sich die Frage, ob auch noch der letzte Halm tief abgefressen werden sollte oder ob der Weidebetrieb eingestellt werden muss.
Erst Bodendurchfeuchtung abwarten
Nach Trockenperioden gilt es das Gräser-Gerüst mit Nachsaaten wieder zu stärken. Ansonsten hat man nicht nur den kurzfristigen Schaden eines geringeren Ertrags, sondern als langfristigen Schaden eine Verschiebung der Arten in eine unerwünschte Richtung!
Wer aber jetzt seinen Striegel und die Sämaschine schon startet, sollte lieber noch kurz warten. Das Grünland lässt sich besser beurteilen, wenn der Boden gut durchfeuchtet ist. Anschließend lassen sich sinnvolle Maßnahmen ableiten. Also, Nachsaatverfahren, -mengen oder -arten oder auch ein Herbizideinsatz.
Kontrollieren Sie Ihr Grünland auf Unkräuter wie Jakobskreuzkraut, Disteln, Vogelknöterich und vor allem die Gemeine Quecke. Diese Arten überstehen die Trockenheit meist sehr gut und verschlechtern den Bestand drastisch.
Die Gemeine Rispe hingegen sollte weitestgehend abgestorben sein. Beim ersten Regen könnte es sich aber wieder regenerieren. Deshalb ist es umso wichtiger schnellstmöglich die Nachsaat mit dem konkurrenzstarken Deutschen Weidelgras zu planen.
Der Anteil an Deutschem Weidelgras in der Saatmischung sollte je nach gewünschter Intensität der Grasnutzung variieren. Aufgrund der Konkurrenz zwischen den wichtigsten Unkrautarten muss jedoch unbedingt sichergestellt werden, dass Weidelgras in der Aussaatmischung vorhanden ist.
Aber, säen Sie nicht mit Gewalt nach, wenn die Böden durch die Dürre stark verhärtet, verkrustet und ausgetrocknet sind.
Wann und wie soll denn nachgesät werden?
Damit die Zinken der Striegel den Boden überhaupt bearbeiten können, sollte er gut durchfeuchtet sein. Dann lässt sich die gewünschte Krümelstruktur besser herstellen.
Setzen Sie den Striegel intensiv dort ein, wo die Grasnarbe größtenteils abgestorben ist oder sich einfach nur schlecht erholt. Damit schaffen Sie günstige Bedingungen für die Nachsaat. Denn der Bestand muss ausreichend Lücken aufweisen.
Ist der Anteil der Lücken größer als 20 Prozent, so ist man mit einer speziellen Durchsaat– oder Direktsaat besser bedient als mit einer Obenaufsaat oder dem Schneckenstreuer. Wer sicher gehen möchte, walzt nach, und zwar mit einer Prismen- oder Güttlerwalze. Das sorgt für einen guten Bodenschluss.
Welche Sorten geben mehr Sicherheit bei der Nachsaat?
Auch nach so einer schlimmen Dürrephase ist man mit dem Deutschen Weidelgras immer noch auf der sicheren Seite. Natürlich sind die regionalen Sortenempfehlungen immer noch vorrangig. Erkundigen Sie sich dabei gut.
Sind die Lücken größer, so kann man darüber nachdenken zum Deutschen Weidelgras noch andere trockenheitsresistente Arten mit einzusäen. Dazu gehört das Knaulgras, Wiesenrispe und Wiesenschwingel. Rohrschwingel ist eher nicht zu empfehlen, da es nur langsam aufgeht.
Knaulgras und Rohrschwingel sind als Weidefutter bei den Wiederkäuern leider nicht so beliebt. Das liegt oftmals an den sanftblättrigen Sorten des Rohrschwingels.
Verfüttert man es jedoch als Heu oder Silage, so ist es unproblematisch. Empfohlen wird die Saat dieser zwei Arten nur in oft trockenfallenden Gebieten.
Zusätzliche N-Düngung stärkt eher den Altbestand als die Nachsaat. Deswegen sollten N-Gaben zur Saat auf etwa 15 kg N/ha beschränkt werden.
Was kann man noch säen, um langfristig besser durch die Dürre zu kommen?
Luzerne als Leguminose ist nicht nur schmackhaft, sondern kommt auch sehr gut durch Trockenperioden.
Für die Nachsaat im Dauergrünland kommt die Luzerne vor allem auf kalkhaltigen, trockenen Flächen zum Einsatz. Weiter sind eine ausreichende Phosphat- und Kaliumversorgung und ein pH-Wert von über 5,5 wichtig für eine erfolgreiche Etablierung.
Während die Nachsaat von Gräsern häufig in Kombination mit einer Pflegemaßnahme vor dem ersten Schnitt als Übersaat erfolgt, ist dies bei Leguminosen nicht zielführend. Junge Pflanzen leiden zu stark unter der Beschattung eines konkurrenzstarken Altbestandes. Auch das höhere Wärmebedürfnis von Leguminosen benachteiligt diese bei einer Nachsaat vor dem ersten Schnitt.
Als günstig erwiesen hat sich dagegen eine Nachsaat nach dem ersten Schnitt. Die Saatmenge der Luzerne liegt bei 10 kg/ha. Wichtig ist, dass die Stickstoffdüngung reduziert wird, was bei den derzeit hohen Düngerpreisen durchaus lohnend ist.
Bei reduzierter N-Düngung sollte zeitgleich ein maßgeblicher Anteil von Leguminosen etabliert werden, die die N-Lücke durch die Stickstofffixierung ausgleichen kann. Dabei ist es ratsam, ein stark von Leguminosen dominiertes Saatgut zu verwenden oder nur mit Leguminosen nachzusäen. Wenn schon dann richtig, statt immer nur Schritt für Schritt.
Damit die Samen auflaufen können, braucht es Lücken im Bestand, die durch kräftiges Striegeln oder Eggen geschaffen werden. Für die Nachsaat geeignet sind Durchsaatgeräte, die die Altnarbe öffnen, das Saatgut in Rillen ablegen und dann einen guten Bodenschluss für das Saatgut herstellen. Übersaaten ermöglichen zwar eine höhere Schlagkraft, doch damit das Saatgut aufläuft, muss zuvor gewalzt werden.
Was die Sortenwahl betrifft, so sollten Sorten mit schneller Anfangsentwicklung und guter Ausdauer bevorzugt werden. Eine gute Informationsquelle für die Sortenwahl sind regionale Sortenempfehlungen.
Bei Grünland-Neuansaaten kann bei einer Bestandshöhe von 15 bis 20 cm ein Schröpfschnitt erfolgen, um die Unkräuter zu schwächen und zurückzudrängen. Bitte nicht zu tief schneiden, um die Pflanzen nicht zu schwächen. Bei der Luzerne sind 10 cm ausreichend. Trotzdem sollte bei der Luzerne ein Schröpfschnitt nur in Ausnahmefällen erfolgen, da ansonsten der Tiefgang der Wurzeln unterbrochen wird.
Nachsaaten von Rotklee, Futterzichorie und Spitzwegerich
Im Kommen ist auch Rotklee, Futterzichorie und Spitzwegerich in die bestehende Grasnarbe nachzusäen.
- Futterchicoréeist eine züchterisch veränderte Wegwarten-Sorte (Cichorium intybus), auch bekannt als Zichorie. In Versuchen wurde sie mit Kleegras gemischt und erzielte hohe Erträge.
- Spitzwegerich(Plantago lanceolata L.) trägt aufgrund seiner tiefen Wurzeln von 90 cm bis 1 m zu stabilen Erträgen in trockenen Gebieten bei. Eine Nachsaat ist jedoch nur auf Dauergrünland erforderlich, das keinen höheren Bestandsanteil aufweist.
- Leguminosen-Nachsaatenwie Luzerne und Rotklee, besonders der ertragreiche und trockenresistente Mattenklee, sind als Unterstützung sinnvoll. Sie passen sich an Trockenheit besser an, ebenso an höhere Kohlendioxidwerte, extreme Temperaturen und geringe Niederschläge. Dann steigt ihre Wettbewerbsfähigkeit. Eine ausreichende Versorgung mit Kalk, Phosphor und Kalium sowie eine reduzierte Stickstoffdüngung sind wichtig für den Erfolg einer Nachsaat mit diesen Leguminosen.
Saatgutkauf jetzt schon zu spät?
Jein. Besser wäre es gewesen Mitte August schon sein Saatgut für die Nachsaat zu bestellen, weil man dann hätte schneller reagieren können. Denn bei einsetzendem Regen und einer vorhergesagten Regenperiode gedeiht die Nachsaat besser. Gibt es nur einen kurzen Schauer, dann fangen die Grassamen zwar schnell an zu keimen, fällt dann aber kein weiterer Regen mehr, dann vertrocknen die Keime auf dem Feld.
Bestellen Sie spätestens jetzt Ihre Nachsaat. Momentan scheint ein guter Zeitpunkt, um die Lücken auf seinem Grünland zu schließen, da viel Regen angesagt wurde. Regen kurz vor oder nach der Saat erhöht den Erfolg der Nachsaat um 80-90%!