Zukunftsbauer
Mais ist die wichtigste Ackerfrucht in Deutschland. Wird sie in Zukunft wichtig bleiben? Die klimatischen Bedingungen ändern sich: Stürme, Dürreperioden und Starkregen werden zukünftig dem Mais und dem Landwirt einiges abverlangen.
Einige von uns merken es jetzt schon, die Maiserträge stagnieren oder werden weniger. Wie bleibt man dennoch konkurrenzfähig? Kann man sich etwas bei den Ökobauern abschauen?
Welche Probleme bedrohen den Maisanbau?
Der Maisanbau und damit seine Zukunft werden von drei großen Faktoren beeinflusst:
- Klima
- Beizen/Pflanzenschutz
- Schädlinge
Diese drei Themen sind essenziell und deshalb gehen wir detaillierter darauf ein:
Klima
Bereits jetzt ist es so, dass in Deutschland aufgrund des allgemeinen Temperaturanstiegs Sorten gedeihen, die man früher hier nicht oder nur sehr ertragsarm hätte anbauen können.
Ein Grund dafür ist der mittlere Temperaturanstieg. Denn die mittlere Temperatur hat in Deutschland im letzten Jahrhundert bereits um rund 1,2 °C zugenommen. Global gesehen liegt Deutschland damit knapp über dem Durchschnitt.
Besonders extreme Temperaturen schädigen viele Pflanzen empfindlich. Bei Mais werden die Pollen bei Werten von 35 °C und mehr steril.
Schädlinge
Durch höhere Temperaturen werden auch zahlreiche Schädlinge begünstigt. Denn bei milden Wintern können Schädlinge überleben, die normalerweise bei Frost absterben.
Außerdem haben neue Arten durch das veränderte Klima eine verbesserte Chance einzuwandern. Durch die höheren Temperaturen könnten Pflanzen früher befallen werden. Außerdem wäre es möglich, dass die Fortpflanzungsraten steigen.
Momentan ist es schon so, dass sich Schädlinge, wie der Drahtwurm, der Maiszünsler, der westliche Maiswurzelbohrer, die Fritfliege und zuletzt Vogelfraß, bei uns weitläufig ausbreiten und ihre Bekämpfung äußerst schwierig ist.
So ist der Drahtwurm beispielsweise meist nur im Rheintal vorzufinden, aber wie lange wird das so bleiben?
Beizen/Pflanzenschutzmittel
Schädlinge erfolgreich zu bekämpfen ist momentan schon fast eine Glückssache, was an einem Mangel an zur Verfügung stehenden Beizen und anderen Pflanzenschutzmitteln liegt.
Das verbotene Mesurol hat eine riesengroße Lücke hinterlassen. Und das nicht nur, weil es sich wirkungsvoll gegen ein breites Spektrum an Widersachern gezeigt hat, sondern weil es einfach keinen Ersatz gibt.
Korit 420 FS (Wirkstoff Ziram) wird als Ersatz angepriesen, zeigt sich jedoch als weniger wirksam gegenüber der Fritfliege und Vogelfraß.
Besonders beim Drahtwurm gibt es kaum noch Alternativen. Nach dem Verbot von Thiram (Sonido) letzten Jahres ist kaum ein Mittel in Sicht.
Es gibt zwar noch Force 20 CS, aber es beschränkt sich auf eine Dampf- und Kontaktaktivität gegen den Drahtwurm. Das bedeutet, dass es nur innerhalb eines 3-cm-Radius um das Saatkorn wirkt.
Ein Temperaturanstieg könnte außerdem bewirken, dass sich Pflanzenkrankheiten stärker ausweiten oder aus wärmeren Regionen neu einwandern.
So gibt es aktuell beispielsweise eine neue Pilzkrankheit im Mais, die bereits 2018 erstmals aufgetreten ist und 2020 erneut in Süddeutschland beobachtet wurde. Der graugrüne Pilz namens Trichoderma befällt Kolben, die verfrüht keimen. Die Folge dieser Kolbenfäule ist eine Reduzierung des Trockenmassegehaltes um 30 Prozent.
Klar ist schon jetzt, dass in Zukunft immer mehr Pestizide und Insektizide verboten werden. So verliert Glyphosat wohl 2024 seine Zulassung.
Das oftmals in Mais eingesetzte Pflanzenschutzmittel Terbuthylazin, kurz TBA, darf nur noch eingeschränkt verwendet werden. Damit darf man es gegen Beikräuter nur noch einmal in drei Jahren auf einem Ackerschlag aufbringen.
TBA war bisher eines der wichtigsten und effektivsten Pflanzenschutzmittel im Maisanbau. Gerade in der Jugendphase entwickelt sich der Mais sehr langsam. Um den Konkurrenzdruck durch Beikräuter standzuhalten, ist eine frühzeitige und erfolgreiche Unkrautbekämpfung vonnöten.
Aufgrund seiner Abbauprodukte ist es sehr umstritten. In der Nähe von Wasserschutzgebieten in einigen Bundesländern darf es schon seit längerem nicht mehr genutzt werden.
MaisGuard basiert auf umfangreichen Nährstoffeinheiten (K, Ca, P, Zn, Si, Mg, Mn), Wurzelstimulanzien, Pflanzenextrakte und Bodenbakterien. Es wird als Filmcoating auf das Korn gebracht und sorgt in erster Linie für einen Nährstoffschub der Pflanze. Sie macht die Maispflanze so resistenter gegen Schädlinge.
Zu seiner repellenten Wirkung bei Vögeln hat das renommierte Julius Kühn-Institut eine Studie zu Vogelfraß durchgeführt. Mit Fasanen wurde die Beize getestet und als wirksam erachtet: MaisGuard schreckt die Vögel ab.
Mit MaisGuard stehen nicht höhere Erträge im Vordergrund, sondern die Gesundheit der Pflanze. Die Beize stärkt also die Pflanze gegen Schädlinge, indem durch eine erhöhte mikrobielle Tätigkeit eine schnellere und feinere Wurzelbildung möglich ist. Wurzeln können das Wasser besser halten und sind so robuster gegenüber Nutznießern.
MaisGuard wird oft im Zusammenhang mit Mesurol genannt. Tatsache ist, dass es aber für den schnellen Aufwuchs sorgen soll, sodass die Maispflanzen schnell die kritische Phase überstehen soll. Es ist kein Repellent, aber es hilft laut Julius Kühn Instituts gegen Fasane.
Mais im Damm anbauen
Die immer steigende Nachfrage nach Silomais und seine Wirtschaftlichkeit veranlasst Landwirte in Norddeutschland, Mais auch auf Standorten anzubauen, die weniger geeignet sind. Grenzwertige Standorte wie nasse, kalte Böden mit schlechter Befahrbarkeit im Frühjahr, können an Attraktivität gewinnen, ja sogar wirtschaftlich werden.
Ziel dieser Anbautechnik ist es, dass sich der Boden besser erwärmt und keine Verdichtungen unter den Maisreihen entstehen. Entwässerung und Durchwurzelungen sollen sich verbessern und somit höhere Erträge und Ertragssicherheiten zur Folge haben.
Dammanbau ist nur etwas für Spargel und Kartoffeln? Weit gefehlt: Mais im Damm anzubauen ist keine neue Idee, aber trotzdem eine Nische. Wie es geht, was man alles beachten muss, erfahren Sie wie immer bei uns.
Wasser sickert durch die Furchen tiefer in den Boden ein und bleibt auch länger verfügbar. Durch Dünger im Damm wird eine bessere Früherwärmung erreicht. Denn die Pflanzen sind auf Nährstoffe, Temperatur und Wasser beim Wachstum angewiesen. Diese drei Parameter können durch den Dammanbau auch bei Böden mit einer geringeren nutzbaren Feldkapazität erreicht werden.
Pflügen ist vor der Aussaat nicht nötig. Eine flache Bodenbearbeitung ist ausreichend. Der Boden darf nicht zu stark gelockert sein damit die Häufelkörper nicht den Boden schieben.
Bei der Maschine ist darauf zu achten, dass der Untergrundlockerer verstellbar ist, um möglichst flache Dämme zu ziehen. Das erleichtert später die Ernte.
Der wichtigste Arbeitsschritt ist die gute Rückverfestigung des Damms mit der Packerwalze. Der guten Jugendentwicklung steht nun nichts mehr im Weg.
Eine andere Möglichkeit ist, Dammformung und Aussaat in einem Arbeitsgang auszuführen. Dabei können die Arbeitsschritte Tiefenlockerung direkt unter der Pflanze, Dammformen, Rückverfestigung und säen in einer Überfahrt erledigt werden. Es sind verschiedene Geräte am Markt verfügbar.
Mechanische Bodenbearbeitung: Back to the roots!
Der Mais läuft langsam auf und das Unkraut ist auch schon da. Gerade in der Jugendphase ist Mais konkurrenzschwach. Die mechanische Beikrautbekämpfung kann hier helfen. Sie ist schon lange nicht mehr den Nischenanbietern vorbehalten. Wie hackt und striegelt man aber richtig? Ist eine Kombination mit Herbiziden sinnvoll?
Striegeln
Es ist eine Ergänzung https://holtmann-saaten.de/ist-das-unkraut-bereits-auf-ihrem-maisfeld-mechanische-unkrautbekaempfung-im-mais-hacken-oder-und-striegeln/zum effektiven Hacken. Da der Mais auf etwa 4 bis 6 cm Tiefe abgelegt wird, ist ein intensiveres Striegeln im Vorauflauf gut möglich.
Die wesentliche Wirkung des Striegelns ist das Verschütten der noch kleinen Unkräuter.
Das muss man beachten bei intensivem Striegeln vor dem Auflaufen:
- Blindstriegelnbereits 3 bis 4 Tage nach der Einsaat
- Striegeln bei trockener, sonniger und windiger Wetterlage
- Boden sollte lockerund schüttfähig sein
Striegeln im Nachauflauf ist auch möglich, aber Folgendes sollte berücksichtigt werden:
- KeinStriegeln während des Feldaufgangs oder kurz davor. Erst ab dem 1- bis 2-Blattstadium (BBCH 11) wird der Keimling robuster
- Nachmittagsstriegeln, dann sind die Pflanzen elastischer
- Fahrgeschwindigkeiten von maximal3-5 km/h. So lässt sich ein Verschütten der Maispflanzen vermeiden
- Effektives Querstriegeln: mit niedrigem Reifendruck und breiten Reifen fahren, um die Pflanzen nicht zu schädigen
Achtung: Auf leichten Böden ist Vorsicht geboten. Die Anfälligkeit gegenüber Winderosion wird hier noch verstärkt.
Hacken
Der unkrautempfindliche Mais ist im Gegensatz zum Getreide eine traditionelle Hackfrucht. Ein erster Hackdurchgang erfolgt ab dem Zweiblattstadium des Mais. Entweder mit einer Scharhacke mit Schutzrollen oder mit einer Sternhacke.
Die Scharhacke hat den Vorteil, dass größere Unkräuter abgeschnitten werden. Auch in steinigen Böden ist die Scharhacke gegenüber der Sternhacke im Vorteil.
Folgendes muss bei dem Einsatz der Scharhacke beachtet werden:
- So flachwie möglich Hacken, damit nicht zu viel Feuchtigkeit verloren geht. Dennoch tief genug, um Unkräuter effektiv abzuschneiden
- Hackscharensollten sich überlappen, um die ganze Fläche zu erfassen. Die Hackwerkzeuge sind nach Bodenart auszuwählen: wie etwa Gänsefußschare im Allgemeinen, Rollhacken bei Mulchsaat oder Flachhackmesser
- Scharesind so nah wie möglich an der Kultur zu führen, ohne zu Verschütten. Dabei helfen in kleinen Kulturstadien Schutzbleche.
- Boden muss gut abgetrocknet Windiges, trockenes Wetter hilft zusätzlich beim Vertrocknender Unkräuter
- Bei Hacken mit Kameralenkungsollten die Seitenverstrebungen des Unterlenkers arretiert sein, damit keine ungewollten, seitlichen Bewegungen erfolgen
In einem zweiten Durchgang können die Schutzrollen hochgeklappt werden. Die Scharhacke kann auch noch mit einer Fingerhacke kombiniert werden.
Die Fingerhacke ist überall einsetzbar, bekommt bei Steinen aber schnell Probleme. Für den Mais ist die Fingerhacke aber ein relativ teurer Zusatz und muss zudem sehr genau eingestellt werden.
Torsionszinken eignen sich eher für sandige, schüttfähige Böden. Bei lehmigen und verschlämmten Böden eignet sich vor allem die Sternrollhacke, die mit relativ hohen Geschwindigkeiten von 15 bis 20 km/h zum Einsatz kommt.
Optimal ist, wenn mit demselben Schlepper gelegt und gehackt wird. Unter trockenen Bedingungen ist die Hacke eine gute Ergänzung zum Herbizid-Einsatz.
Auf leichten Böden ist hacken meist effektiver als die chemische Unkrautbekämpfung. Gerade bei Fingerhirse, Storch- und Reiherschnabel ist die Hacke effektiver und fügt dem Mais nicht so viel Schaden zu wie ein Herbizid.
Bei stehendem Mais lassen sich Gülle und Hacken kombinieren, so kann man gleichzeitig Unkraut bekämpfen und das Düngemittel in den Boden einarbeiten.
Achtung: Bodenerosion ist bei Hanglagen am höchsten. Hier bietet sich das Hacken eher nicht an.
Alternativen zum reinen Maisanbau
Eine weitere Lösung können Alternativen zur Maispflanze bieten, die in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen werden: Sorghum und Mais-Bohnen-Gemenge.
Sorghum
Sorghum ist aufgrund seiner hohen Trockentoleranz sehr interessant. Es reagiert bei Trockenstress erst später mit Ertragsdepressionen im Vergleich mit Mais. Während Maisfelder vertrocknen, präsentiert sich Sorghum immer noch grün.
Das liegt daran, dass die Wurzeln von Sorghum tief reichen, so können Wasser und Nährstoffe besser aufgenommen werden. Außerdem stoppt die Pflanze bei Trockenheit das Wachstum und wächst nach Niederschlägen einfach weiter.
Bei Sorghum gibt es allerdings noch züchterisches Potenzial, was die Kältetoleranz und die Standfestigkeit betreffen. Vor Mitte Mai sollte die Aussaat nicht erfolgen.
Alte Sorghum-Sorten weisen eine Wuchshöhe von bis zu 6,50 m auf und sind entsprechend lageranfällig. Neuere Dualtypen vereinen die Vorteile von Körnersorghum wie Standfestigkeit, Energiedichte und Frühreife mit dem hohen Biomasse-Ertragspotenzial bestehender massewüchsiger Sorten.
Weitere Vorteile von Sorghum gegenüber dem Mais sind ein geringer Schaderregerdruck und eine kleinere Attraktivität für Wildschweine. Allerdings ist die Methanausbeute etwas geringer als bei Mais.
Mais-Bohnen-Gemenge
Interessant ist die Kombination von Mais und Stangenbohnen. Allerdings sollte man die Saatstärke bei Mais nicht überziehen. Der Mais kann sonst von der Bohne heruntergezogen werden. Generell sollte man eine standfeste Maissorte wählen.
Die Blüten der Bohnen sind attraktiv für Bienen und andere Insekten. Zugleich wird so der Mais optisch aufgewertet, was die Akzeptanz des Anbaus erhöhen kann. Von der N-Fixierung der Bohne sollten sich Landwirte nicht zu viel versprechen. Sie funktioniert mit den Knöllchenbakterien nur, wenn der Boden nicht schon mit Stickstoff gut versorgt ist. Ist das der Fall, zieht die Bohne sogar Stickstoff aus dem Boden.
Im Hinblick auf die neuen EU-Richtlinien kann der Mischanbau eine Möglichkeit sein, die Forderung an mehr Leguminosen erfüllen. Nachteilig ist allerdings die eingeschränkte Herbizidauswahl.
Vorsicht, Vorsicht!!!!
Maisanbau – wie oft hintereinander?
Die neue GAP 2023 (Gemeinsame Agrarpolitik 2023 EU Partnerschaft) verbietet den Anbau derselben Frucht auf dem Einzelschlag in 2023.
So ist Mais nach Mais oder Weizen nach Weizen explizit nicht mehr erlaubt.
Da sich diese Regel auch schon für den Nachbau auf das Jahr 2022 bezieht, muss die Anbauplanung schon jetzt daran angepasst werden!
Erlaubt ist der nochmalige Anbau nur
- bei Anbau einer Untersaat (wie z.B. Proterra Untersaatoder Eco A1 Gras bei Mais)
- wenn eine Zwischenfrucht nach der Hauptfrucht ausgesät wird: Aussaat bis 15.10. und Bestand bis 23.02. des Folgejahres
- wenn eine Zweitfrucht in diesem Jahr ausgesät und geerntet wird
Mindestabdeckung einhalten
Vom 1. Dezember bis 15. Januar müssen alle ackerbaulichen Flächen sicherstellen, dass das Land bedeckt ist. Bei Mais muss dies durch Aussaat einer Zwischenfrucht erfolgen. Wird Körnermais nach dem 1. Oktober geerntet, gilt Mulch aus Ernteresten als Bodendecker.
Fazit
Grundsätzlich hat der Maisanbau in Deutschland eine Zukunft. Voraussetzung dafür ist, dass sich jeder Betriebsleiter mit den örtlichen Begebenheiten auseinandersetzt. Im Allgemeinen ist die Maispflanze sehr stickstoffeffizient und hitzebeständig. Inwiefern sie auf die zukünftigen Klimaverhältnisse reagiert, wird sich zeigen.
Auf jeden Fall wird eine Lösung sein, neue, angepasste Sorten zu züchten, womit sich jeder von uns intensiv auseinandersetzen muss.
Auch die konservierende Bodenbearbeitung wird an Bedeutung gewinnen. So wird das Belassen von Pflanzenreststoffen der Vor- oder Zwischenfrucht auf der Bodenoberfläche in Zukunft eine große Rolle spielen.
Denn eine so entstandene Mulchschicht trägt zu einer möglichst ganzjährigen Bodenbedeckung bei, schützt vor Wasser- oder Winderosion und beugt Verschlämmung vor.
In einigen Bundesländern wird zur Reduzierung der Stickstoffmineralisation im Herbst und Winter der Verzicht auf Bodenbearbeitung nach Mais gefördert.
Der Schädlingsdruck wird durch das zunehmend trockene Klima eine große Rolle spielen. Hier müssen neue Beizmittel entwickelt werden.