Holtmann Saaten

Gülle in Mais: Besser vor oder in den Bestand? (Edition 2023)

Metallische Pflugscharen hängen, bedeckt mit Erde, an einer roten landwirtschaftlichen Maschine, bereit zur Bodenbearbeitung. Die Szene zeigt die mechanischen Details der Vorrichtung vor einem bewölkten Himmel.

Gülle aus der Tierhaltung und Gärreste werden von Mais gut verwertet. Aber ist eine frühe oder eine späte Ausbringung sinnvoll? Welche Verfahren sind möglich und welche technischen Voraussetzungen müssen erfüllt werden?

Wann ist der richtige Zeitpunkt der Gülledüngung von Mais?

Frühe Ausbringung – Gülle vor Mais

Klassisch und effektiv wird die Substanz landwirtschaftlich vor der Aussaat gefahren, allerdings auch nicht zu lange vor der Aussaat, da die Hauptaufnahme von Stickstoff von der Maispflanze erst ab Mitte Juli erfolgt. Bei einer frühen Gülleausbringung besteht die Gefahr, dass das Ammonium im Wirtschaftsdünger zu früh in Stickstoff umgewandelt wird. Und zwar zu einem Zeitpunkt, wo die Pflanze die Nährstoffe noch nicht erreichen kann. Deshalb werden oftmals Nitrifikationshemmer beigemischt, um diese Umwandlung zu verhindern.

Späte Ausbringung – Gülle in den Mais

Da stellt sich die Frage, ob es nicht von vornherein sinnvoll ist, die Gülleausbringung in das 6-Blattstadium zu verlegen, um sich so an den Hauptnährstoffbedarf der Maispflanze anzupassen. Dann könnte man sich auch den Nitrifikationshemmer sparen.

Es gibt durchaus auch pflanzenbauliche Vorteile. Durch die späte Gabe von Gülle werden Stickstoffverluste verringert und die Kolbenentwicklung verbessert.

Achtung: Generell sind bei der Ausbringung von organischem Dünger die Rahmenbedingungen von Düngeverordnung und Düngegesetz für das Grundwasser einzuhalten. Das gilt auch für die Zeiträume in denen flüssiger Wirtschaftsdünger ausgebracht werden darf.

Voraussetzung für die Ausbringung in den Maisbestand

Heutzutage hat man die technischen Möglichkeiten, um Gülle in den stehenden Mais zu bringen. Voraussetzung sind a) das richtige Ackerbausystem und b) welche Technik verfügbar ist und c) welcher Flächenzuschnitt passt.

a) Aufgrund der Dürreperioden haben viele Betriebsleiter bereits vom konservativem Maisaussaat zur Direktsaat gewechselt. Hier ist eine Güllegabe bei Aussaat als Düngemittel nicht möglich, da der Dünger vor der Aussaat nicht in den Boden eingearbeitet werden kann. So bietet sich hier die Düngung im stehenden Mais an.

b) Es gibt zwei mögliche Verfahren die Jauche spät in den Mais zu fahren: ein absetziges Verfahren und ein kombiniertes Verfahren – je nach Technik, die einem für das Grünland zur Verfügung steht.

c) Kleine Flächen oder Keile eignen sich weniger, denn da werden beim Drehen der Maschinen große Mengen an Pflanzen umgefahren und hohe Verluste entstehen. Bei Flächen in Hanglagen stößt das System ebenso an seine Grenzen.

Maispflanzen stehen dicht aneinandergereiht in einem großen Feld, das bis zum Horizont reicht. Die Sonne geht hinter einer Wolkendecke unter und beleuchtet die Szene warm.

Das absetzige Verfahren – viel Gülle in den Mais

Dieses Verfahren hat eine große Ausbringleistung. Die Gülle wird in großer Arbeitsbreite und einem Schleppschlauch oder einem Schleppschuh bodennah aufgebracht. Um Ammoniakverluste zu vermeiden muss ein mit einem weiteren Schlepper mit Hacke den Dünger schnellstmöglich in den Boden einarbeiten.

Das ist keine schöne Arbeit, aber sehr effektiv. Der Schleppschuh hat den Vorteil, dass er weniger verschmiert als beim Schleppschlauch. Außerdem werden mit Schleppschuh weniger Pflanzen verletzt.

Vor- und Nachteile mit Schleppschlauch bei Mais im Überblick:

  • Zubringung mit Fässern oder mit Zwischentank
  • Verringerung des Bodendrucks
  • Hohe Ausbringleistung (60 m3/h)
  • Absetzig = hohe Rüstzeiten
  • Kosten: circa € 3,-/m3 für Transport u. Ausbringung

Im absetzigen Verfahren können vorhandene Hacken benutzen. Wer eine Fronthacke besitzt hat die Arbeit der Maschine besser im Blick. Komfortabler sind da natürlich kamerageführte Hacken.

Auf leichten Böden werden oft Rollhacken verwendet. Aber auch Scharhacken arbeiten die Gülle mit Federzinken sehr gut in den Boden ein.

Gänsefußscharen sind zur Einarbeitung von großen Güllemengen eher ungeeignet, da sie flach arbeiten und so an ihre Grenzen stoßen.

Das kombinierte Verfahren

Hier ist kein zweiter Schlepper nötig, denn Gülleausbringung und Hacken wird in einem Arbeitsschritt erledigt. Die Schlagkraft ist allerdings geringer und die Verluste von Pflanzen auf Vorgewenden ist höher.

Außerdem werden Unkrautsamen an die Erdoberfläche geholt oder Maiswurzeln abgeschnitten. Hier empfiehlt es sich mit dem Spaten zwischen den Reihen nachzuschauen.

Die Arbeitsbreiten sind hier kleiner, wobei mehr Spuren in den Boden gefahren werden als beim absetzigen Verfahren.

Am Markt gibt es bereits Güllehacken oder Güllereiheninjektoren, die bis zu 12 m Breite fassen. Wer kleinere, alte Güllefässer besitzt, der hat die Möglichkeit sich selbst einen Gülleinjektor zu bauen.

Traktor Reifen auf Feld

Reifenstärke

Bei beiden Verfahren wird mit schmalen Reifen gefahren, um Schäden zu vermeiden. Aber gerade bei feuchtem Wetter können durch die hohe Radlast Bodenverdichtungen entstehen. Bei einer 75er-Reihe wird dennoch ein 550er Reifen mit hohem Querschnitt empfohlen. Denn hier kann mit nur geringem Reifendruck gefahren werden.

Bei Engsaaten bleibt einem nur die Möglichkeit des Anlegens von Fahrgassen. Aufgrund der technischen Voraussetzungen ist dies nur beim absetzigen Verfahren möglich.

Düngebedarf ermitteln

Bevor Gülle oder Gärreste in den Mais gefahren werden, sollte man den Düngebedarf ermitteln. Entnehmen Sie eine Nmin-Probe im Vier- bis Sechsblattstadium. Das Ergebnis dieser Probe kann überraschend sein.

Hat man sich vorab für eine Splittingmaßnahme entschieden, also Hälfte der Güllegabe vor der Saat und zweite Hälfte im Sechsblattstadium, so kann es sein, dass gar kein Bedarf mehr besteht. Auch wenn man nach der Düngebedarfsermittlung noch eine weitere halbe Menge ausbringen dürfte.

Deshalb sollte man die Nmin-Probe vorsichtshalber immer durchführen.

Hier stellt sich die Frage, ob anhand dieser Probe ein Splitting der Güllegabe im Mais überhaupt sinnvoll ist oder, ob man sich die frühe Güllegabe sparen kann. Es erscheint sinnvoller, Ammoniak in voller Menge zum späten Zeitpunkt in den Bestand zu fahren, wo der Bedarf am höchsten ist.

Eine mineralische Unterfußdüngung bleibt hier unberücksichtigt und richtet sich nach dem Bedarf an Schwefel.

Egal, ob früh oder spät: das Einarbeiten von Gülle bringt circa 4 Prozent mehr Ertrag als das Nichteinarbeiten. Zudem war der Nmin -Wert nach der Ernte um 20 kg höher trotz höherem Nährstoffverlust durch den Ertragszuwachs.

Beide Verfahren scheinen sich positiv auf die N-Effizienz auszuwirken und geben so die Hoffnung auf eine bessere Nutzung von organischem Dünger in roten Gebieten.

Maispflanzen und Unkraut im Aufwuchs

Unkrautmanagement

Durch das Einhacken der Gülle kann man wahrscheinlich die Menge an Herbiziden verringern. Denn die Hacke entfernt bei der späten Güllegabe die Unkräuter, wenn auch nur zwischen den Reihen und nicht in der Reihe. Hier ist eine Präzisionshacke unabdingbar. Da sie bis auf 2 cm haargenau per Kamera an die Pflanzen herangeführt werden kann.

Eignung dieser Verfahren

Trotz aller Vorteile müssen die Verfahren immer zum Betrieb und zum Flächenzuschnitt passen. Denn möglicherweise muss Technik von Dienstleistern angefordert werden, was einen großen Kostenfaktor mit sich bringt.

Die Fahrgenauigkeit spielt hier eine große Rolle. Zum einen muss im Vorhinein bereits sehr präzise gesät werden und auch beim Gülle fahren und einhacken muss der Fahrer Fingerspitzengefühl beweisen.

Aber aufgrund der aktuellen Düngeverordnung und den drohenden Einschränkungen beim Herbizideinsatz bietet dieses Verfahren eine gute Alternative und Perspektive.

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