Eine Direktsaat ins Grünland erfolgt normalerweise in Regionen mit eher trockener Witterung. Diese Methode hat zum Vorteil, dass Winderosion vermieden und eine Verdunstung gemindert wird. Welche Chancen birgt dieses spezielle Verfahren für jeden von uns?
Die Universität Kiel hat deshalb die Direktsaat von Silomais im Vergleich zum klassischen Ackerumbruch im nordischen Feldversuch erprobt. Alle Ergebnisse hier noch einmal zusammengefasst.
Warum ein alternatives Bodenbearbeitungs-Verfahren?
Düngung, Klima– und Umweltschutz – kann man diese Worte überhaupt in einem Satz verwenden? Wenn dann noch das Wörtchen Ertrag oder Wirtschaftlichkeit ins Spiel kommt, sträuben sich bei dem ein oder anderen die Haare.
Der Druck in der Futtermittel– und Biogasproduktion erhöht sich stetig. Die Auswahl an Dünge- und Beizmitteln verringert sich scheinbar gleichermaßen im selben Tempo.
Um in Zukunft wirtschaftlich zu bleiben und einen Anspruch auf eventuelle Umweltprämien zu haben, sind neue Anbausysteme gefragt.
Wie wurde vorgegangen?
Die Universität Kiel hat in humid gemäßigten Regionen Norddeutschlands den konventionellen Ackerbau der Direktsaat von Silomais gegenübergestellt.
2015 wurde eine 10-jährige Dauergrünland–Fläche zu einer Hälfte mit dem Pflug bearbeitet und zur anderen mit der Direktsaat. Für zwei Jahre wurde die Ackerfläche mit Silomais bewirtschaftet.
In der zweiten Variante (Direktsaat) kam zuvor Glyphosat zum Einsatz, um den Konkurrenzdruck für den Mais zu verringern.
Außerdem wurde auf einem Teil der Versuchsfläche Stickstoff aufgebracht, der andere Teil blieb ungedüngt. Die erfolgte Düngung wurde allerdings reduziert: von der üblichen Menge 150-180 kg N/ha auf nur 90 kg N/ha.
Am selben Tag mit derselben Sorte wurden 9 bis 10 Pflanzen pro m² an Bestandsdichte gesät.
Die Ergebnisse im Überblick
In der Jugendentwicklung gab es eine geringfügige Keimverzögerung von 1-2 Tagen bei der Direktsaat gegenüber der Pflugsaat.
In der gedüngten Variante wurden mit beiden Bodenbearbeitungsverfahren im ersten Jahr TM-Erträge von 17-19 t/ha erzielt. Im zweiten Jahr sogar von 22-24 t/ha.
Der Energiegehalt lag bei den unterschiedlichen Methoden bei 6,5 MJ NEL/kg TM. In beiden Jahren ergab sich allerdings kein signifikanter Einfluss durch Aussaatverfahren oder Düngung diesbezüglich.
N-Effizienz
Die zusätzliche Stickstoffdüngung bei Grünlandumwandlung machte sich im zweiten Jahr bemerkbar. Denn die Stickstoffnachlieferung durch die Grünlandnarbe ist im Jahr des Umbruchs am höchsten und im darauffolgenden Jahr reduziert.
Der mineralisierte Stickstoff, der sich aus den Pflanzenresten des Grases ergab, konnte in beiden Systemen gut aufgenommen werden (120-250 kg N/ha).
Dies ermöglicht höhere Erträge und eine gute Futterqualität trotz reduzierter Düngung (90 kg N/ha). Das bringt zwei klare Vorteile mit sich: Die Kosteneinsparung bei der Düngung und der Gewässerschutz.
Der Feldversuch hat sogar ergeben, dass die reduzierte Düngung noch weiter hätte reduziert werden können – ganz im Sinne des Wasserschutzes.
Bei einer bereits reduzierten Mais Düngung von 90 kg N/ha ergaben sich im Winter Bodenmesswerte von 60 kg N/ha im ersten Jahr und 10-20 kg N/ha im zweiten Jahr.
Laut Universität Kiel sind die in der Düngeverordnung angesetzten Nachlieferungswerte, aus Wechselgrünland/Ackergras für die Fruchtfolge, in Höhe von 10kg N/ha deutlich unterschätzt.
Achtung: Wo die Nachlieferung des Stickstoffs aus Pflanzenresten beim N-Management nicht berücksichtigt wird, besteht das Risiko, dass N-Restmengen im Boden verbleiben und über Winter als Nitrat ausgewaschen werden.
Treibhausgasemission und Kohlenstoffspeicherung
Durch die Direktsaat konnten Emissionen von Treibhausgasen (Kohlenstoff CO₂, Lachgas N₂O und Methan CH₄) von über 50% im Mittel beider Düngestufen und Versuchsjahre reduziert werden.
Der Abbau von Humus wurde anhand der Kohlenstoffemission widergespiegelt. Der Kohlenstoffabbau machte sich bei der Pflugmethode mit 22% bemerkbar, bei der Direktsaat mit nur 5-10%.
Das bedeutet: Bei einer Wiedersaat von Gras nach zwei aufeinanderfolgenden Maisjahren, würde sich schon nach wenigen Jahren der Ausgangszustand einer 10-jährige Dauergrünland-Fläche bezüglich des Humusgehaltes wieder herstellen.
Fazit
Der Feldversuch hat bestätigt, dass das Rotationsverfahren von Grünland und Mais die Bodenfruchtbarkeit erhöht. Auch die Effizienz der Nährstoffnutzung hat sich verbessert.
Mit der geringen N-Düngung wurden im Gegensatz zum Mais in Selbstfolge höhere Erträge erwirtschaftet. Allerdings ergeben sich höhere Anforderungen bei der Aussaat von Maiskörnern in eine intakte Grünlandnarbe.
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln lässt sich verringern, da Klee- und Ackergras keinen Schutz benötigen. Dennoch lässt sich der Einsatz eines Breitbandherbizids bei Direktsaat nicht vermeiden, da der Konkurrenzdruck in der Jugendphase für den Mais zu hoch ist.
Fruchtfolgen, wie Ley-Farming, werden in den folgenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen. Hier birgt das Rotationsverfahren großes Potenzial bezüglich Futtergewinnung und Nährstoffverwertung.
Die Universität Kiel empfiehlt einen verantwortungsvollen Einsatz von Glyphosat bei Direktsaat, in Kombination mit Maßnahmen, die zur Biodiversität beitragen.