Wird die Kuh bald klimaneutral?
Verbessert sich bald das Image der Rinderzucht bezüglich des Methanausstoßes? Und sollen Algen der Hauptgrund dafür sein?
Genaugenommen handelt es sich um die Rotalge, die für die Methanreduktion verantwortlich sein soll. Was hat das mit den Pansen von Rindern zu tun? Und wie kann eine Alge den Ausstoß von Methan reduzieren? Ist das alles nur Hokuspokus oder was ist dran?
Exkurs
Was ist Methan gleich nochmal? Ist Methan CO2?
Unter normalen Bedingungen ist Methan (CH4) ein farbloses, geruchloses und brennbares Gas. Gleichzeitig gilt es als eines der gefährlichsten Treibhausgase.
Methan ist ungiftig und für den Menschen weitgehend ungefährlich – in hohen Konzentrationen kann es jedoch sehr gefährlich werden: Methan ist nicht nur leicht entzündlich, sondern ist in Verbindung mit Luft ein explosives Gemisch.
Es wird gebildet, wenn Wiederkäuer Nahrung verdauen. In der Atmosphäre wird es zu Kohlenmonoxid (CO) und schließlich zu Kohlendioxid (CO2) umgewandelt.
Methan gehört zur Gruppe der kurzlebigen Klimaschadstoffe (SLCPs). Diese tragen etwa 30 % zur globalen Erwärmung bei. Wie Kohlendioxid absorbiert es infrarotes Licht und verhindert so, dass die Wärme der Sonnenstrahlung zurück in den Weltraum entweicht.
Warum ist Methan schädlicher als CO2?
Der natürliche Abbau von Methan dauert etwa zwölf Jahre. Dies ist viel schneller als der von Kohlendioxid, dieser dauert 120 Jahre. Aber CH4 absorbiert viel mehr Wärme. Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass Methan 25-mal stärker wirkt als Kohlendioxid.
Etwa 45 % der weltweiten Methanemissionen stammen aus der Landwirtschaft, gefolgt vom Energiegewinnung und -verbrauch mit fast 37 % und den Abfallemissionen mit 18 %.
Zwischen 2010 und 2021 hat sich der Anteil auf circa 6,0 % reduziert. Seit 1990 wurden die Emissionen langsam, aber stetig auf 1,9 Millionen Tonnen vermindert.
Was passiert mit den Rotalgen im Pansen?
Ein Großteil des emittierten Methans stammt von Nutztieren. Deshalb spielt die Ernährung eine wichtige Rolle bei der Lösungsfindung.
In einer früheren Studie von US-Wissenschaftlern, konnten die Methanemissionen von Milchkühen reduziert werden, indem zwei Wochen lang Algen zum Tierfutter gegeben wurden. Dabei zeigte sich, dass bestimmte Inhaltsstoffe der Meerespflanze ein Enzym im Verdauungssystem der Kühe hemmen, welches zur Methanproduktion beiträgt.
Algen bei Mastrindern
Die Futtermischung testeten die Wissenschaftler nun auch an Rindern, die zur Fleischproduktion gehalten werden. Dazu mischten sie etwa 20 Angus-Hereford-Rindern fünf Monate lang keinen, wenig oder einen hohen Anteil der Rotalge, Asparagopsis taxformis, ins Futter.
Das Team untersuchte dann die Gewichtszunahme und die Methanemissionen der Wiederkäuer. Auch die Fleischqualität der Rinder konnte nach der Schlachtung beurteilt werden.
Ergebnisse: Rinder, die Rotalgen im Futter fraßen, gaben durchschnittlich 50 Prozent weniger Methan ab als die Kontrollgruppe. Ein noch größerer Algenanteil von rund 80 Gramm konnte die Methanproduktion sogar um bis zu 80 Prozent reduzieren.
Gleichzeitig verbesserte sich die Futterverwertung des Tieres um 14 Prozent. Aber auch der Futterverbrauch wurde um bis zu 16 Prozent reduziert. So haben die Wissenschaftler die Futterkosten durch die Verwendung von Algen um 0,37 USD pro Kilogramm Wachstum senken können.
Zudem war der Effekt der Methangasreduzierung umso höher, je weniger leichtverdauliche Faser in Futter enthalten war.
Haben die Algen Auswirkungen auf Geschmack und Gewicht der Rinder?
Außerdem wurde festgestellt, dass die Tiere, die mit den Algen gefüttert wurden, genauso viel Gewicht zunahmen wie die Kontrolltiere. Und das, obwohl sie pro Tag etwa ein bis zwei Kilogramm weniger Trockenmasse zu sich nahmen.
Der Analyse zufolge nahm die Futterverwertung um 7 % bzw. 14 % zu, während die Gesamttrockenmasseaufnahme in der niedrigen Gruppe um 8 % und in der hohen Gruppe um 14 % zurückging.
Die Rinder nahmen gegenüber der Kontrollgruppe nicht nur dasselbe Gewicht zu, sondern es gab auch keinen Unterschied in der Fleischqualität nach der Schlachtung. Nach Auswertung und Bewertung zeigte sich, dass das Algenfutter keine Auswirkungen auf Fett-, Protein- oder Kohlenhydratgehalt, Feuchtigkeit oder Geschmack und Textur des Fleisches hat.
Fazit
Damit ist den Wissenschaftlern gelungen zu zeigen, dass eine Futterergänzung langfristig auch die Methanemissionen von Mastrindern reduzieren kann.
Das dürfte den Landwirten helfen, Rindfleisch und Milchprodukte nachhaltig zu produzieren, die man zur Ernährung der Welt benötigt.
Ob und wie Rotalgen jedoch in großen Mengen z. B. in der Aquakultur kultiviert werden können, wird noch untersucht. Denn natürliche Quellen reichen für eine weltweite Versorgung nicht aus.
Auch sollte der Transportweg nicht so lang sein, dass keine zusätzliche Treibhausgase erzeugt werden. Darüber hinaus ist unklar, wie Landwirte Algen als Nahrungsergänzungsmittel für Rinder auf der Weide während des Weidegangs bereitstellen.
Wir halten Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.