Holtmann Saaten

Hat der Maisanbau eine Zukunft in Deutschland?

Familie im Maisfeld

Mais ist die wichtigste Ackerfrucht in Deutschland. Wird sie in Zukunft wichtig bleiben? Die klimatischen Bedingungen ändern sich: Stürme, Dürreperioden und Starkregen werden zukünftig dem Mais und dem Landwirt einiges abverlangen. Einige von uns merken es jetzt schon, die Maiserträge stagnieren oder werden weniger. Wie bleibt man dennoch konkurrenzfähig? Lesen Sie alles Wissenswerte darüber hier!

Der Aufstieg der Maispflanze

Mais bietet sehr viele Vorteile, weshalb sie so beliebt beim Anbau ist. Denn die Maispflanze lässt sich mit der Technik von heute sehr gut anbauen, ernten, dreschen, lagern und transportieren. Die zu erwirtschaftenden Erträge sind meist gleichbleibend hoch im Gegensatz zu anderen Ackerfrüchten. Außerdem lässt sich Mais gut vermarkten, ist vielfältig einsetzbar und ist selbstverträglich. Auch große Mengen an Wirtschaftsdünger verkraftet die Pflanze ohne größere Probleme.

So steigt die Anzahl der Maisflächen jährlich kontinuierlich an. Mais wurde weltweit in den Jahren 2000/2001 auf 137,1 Millionen Hektar angebaut. Für das Erntejahr 2021/22 prognostizierte die USDA eine weltweiteAnbaufläche von rund 199,14 Millionen Hektar nur für Mais.

Maissaatgut

Grund dafür ist zum einen, dass Mais vermehrt als Futtermittel in der intensiven Tierhaltung eingesetzt wird. Zuerst in der Rindviehhaltung und momentan greifen auch Schweinezüchter zur Maissilage aufgrund seines hohen Energiegehaltes.

Zum anderen steigt mit Einführung des bundesdeutschen Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) die Nachfrage nach Mais rasant an. Zahlreiche Biogasanlagen wurden errichtet und neue Ackerflächen dazu gepachtet, teilweise zu höheren Preisen.

Denn das Geschäft mit dem Energiemais ist lukrativ. Deutsche Biogasbetreiber erhalten eine hohe staatliche Förderung, eine Abnahmegarantie für ihren Strom und eine Stromvergütung auf 20 Jahre garantiert.

Seit fünf Jahren ist die Entwicklung rückläufig, denn die Bundesregierung führte 2012 den sogenannten „Maisdeckel“ im EEG ein, der den Einsatz von Mais in Biogasanlagen auf 60 Prozent begrenzt.

Ein weiterer Punkt zum Rückgang der Nachfrage nach Biogasmais ist, dass die einzelnen Biogasanlagen immer effizienter werden und immer weniger Mais zur Stromerzeugung benötigt wird.

biogasanlage

Trotz allem wird die Nachfrage bleiben und vermutlich auch steigen, weil die bestehenden Biogasanlagen auch weiterhin ausgelastet sein müssen. Die Zahl der Biogasanlagen wird auch in anderen Ländern steigen und so sind Exporte von Biogasmais aus Deutschland denkbar.

Erneuerbare Energien werden generell bis 2050 eine immer größer werdende Rolle spielen. Im Jahr 2030 decken sie rund ein Viertel des Primärenergieverbrauchs, 2050 sind es 35 Prozent. Im Jahr 2011 lag der Beitrag bei 11 Prozent.

Da wird Biogasmais an Bedeutung gewinnen. Prognosen sagen, dass die Nutzung der Erneuerbaren bis 2030 um rund 50 Prozent zunimmt, bis 2050 verdoppelt sie sich.

Besonders schnell ausgebaut werden Windenergie und Photovoltaik. Noch dynamischer ist das Wachstum bei Geothermie, Solarthermie und der Nutzung von Umgebungswärme. Allerdings leisten diese Energieträger nur einen kleinen Beitrag zur Energieversorgung.

Langfristig behalten Biomassen ihre dominante Rolle unter den Erneuerbaren. Denn sie sind sowohl zur Erzeugung von Strom und Wärme als auch für die Herstellung von Kraftstoffen nutzbar.

Was bedroht den Mais?

Der Maisanbau und damit seine Zukunft werden von drei großen Faktoren beeinflusst:

  1. Klima
  2. Beizen/Pflanzenschutz
  3. Schädlinge

Diese drei Themen sind essenziell und deshalb gehen wir detaillierter darauf ein:

Thermometer bei 39 Grad Celsius

Klima

Bereits jetzt ist es so, dass in Deutschland aufgrund des allgemeinen Temperaturanstiegs Sorten gedeihen, die man früher hier nicht oder nur sehr ertragsarm hätte anbauen können.

Ein Grund dafür ist der mittlere Temperaturanstieg. Denn die mittlere Temperatur hat in Deutschland im letzten Jahrhundert bereits um rund 1,2 °C zugenommen. Global gesehen liegt Deutschland damit knapp über dem Durchschnitt.

Besonders extreme Temperaturen schädigen viele Pflanzen empfindlich. Bei Mais werden die Pollen bei Werten von 35 °C und mehr steril.

Schädlinge

Durch höhere Temperaturen werden auch zahlreiche Schädlinge begünstigt. Denn bei milden Wintern können Schädlinge überleben, die normalerweise bei Frost absterben.

Außerdem haben neue Arten durch das veränderte Klima eine verbesserte Chance einzuwandern. Durch die höheren Temperaturen könnten Pflanzen früher befallen werden. Außerdem wäre es möglich, dass die Fortpflanzungsraten steigen.

Momentan ist es schon so, dass sich Schädlinge, wie der Drahtwurm, der Maiszünsler, der westliche Maiswurzelbohrer, die Fritfliege und zuletzt Vogelfraß, bei uns weitläufig ausbreiten und ihre Bekämpfung äußerst schwierig ist.

So ist der Drahtwurm beispielsweise meist nur im Rheintal vorzufinden, aber wie lange wird das so bleiben?

Mais Saatgut Beize Maisguard

Beizen/Pflanzenschutzmittel

Schädlinge erfolgreich zu bekämpfen ist momentan schon fast eine Glückssache, was an einem Mangel an zur Verfügung stehenden Beizen und anderen Pflanzenschutzmitteln liegt.

Das verbotene Mesurol hat eine riesengroße Lücke hinterlassen. Und das nicht nur, weil es sich wirkungsvoll gegen ein breites Spektrum an Widersachern gezeigt hat, sondern weil es einfach keinen Ersatz gibt.

Korit 420 FS (Wirkstoff Ziram) wird als Ersatz angepriesen, zeigt sich jedoch als weniger wirksam gegenüber der Fritfliege und Vogelfraß.

Besonders beim Drahtwurm gibt es kaum noch Alternativen. Nach dem Verbot von Thiram (Sonido) letzten Jahres ist kaum ein Mittel in Sicht.

Es gibt zwar noch Force 20 CS, aber es beschränkt sich auf eine Dampf- und Kontaktaktivität gegen den Drahtwurm. Das bedeutet, dass es nur innerhalb eines 3-cm-Radius um das Saatkorn wirkt.

Ein Temperaturanstieg könnte außerdem bewirken, dass sich Pflanzenkrankheiten stärker ausweiten oder aus wärmeren Regionen neu einwandern.

So gibt es aktuell beispielsweise eine neue Pilzkrankheit im Mais, die bereits 2018 erstmals aufgetreten ist und 2020 erneut in Süddeutschland beobachtet wurde. Der graugrüne Pilz namens Trichoderma befällt Kolben, die verfrüht keimen. Die Folge dieser Kolbenfäule ist eine Reduzierung des Trockenmassegehaltes um 30 Prozent.

Klar ist schon jetzt, dass in Zukunft immer mehr Pestizide und Insektizide verboten werden. So verliert Glyphosat wohl 2024 seine Zulassung.

Maispflanzen stehen dicht aneinandergereiht in einem großen Feld, das bis zum Horizont reicht. Die Sonne geht hinter einer Wolkendecke unter und beleuchtet die Szene warm.

Was kann man als Landwirt für gesunden und ertragreichen Mais tun?

Erste Erfahrungen zu extremer Trockenheit wurden bereits im Nordosten Österreichs gesammelt. Dort hatte man die Erkenntnis, dass man Trockenphasen nur mit Böden abpuffern kann, die ein gutes Wasserhaltevermögen besitzen.

Nach Expertenmeinung trägt dazu eine reduzierte Bodenbearbeitung bei. Somit wird nicht nur die Wasserinfiltration gesteigert. Sie reduziert auch den Oberflächenabfluss und erhöht den Anteil an Mittelporen. Sie speichern zwischen 0,002 und 0,01 mm Wasser und können es auch wieder abgeben. Sie bilden die Basis der nutzbaren Feldkapazität.

Lösungsansätze zur Vermeidung von Bodenschadverdichtungen umfassen ein ganzes Bündel von Maßnahmen. Im Mittelpunkt steht die Forderung nach dem bodenschonenden Befahren der Flächen.

Mais auf Grünland

Direktsaat

Dazu bietet sich die konservierende Bodenbearbeitung/Direktsaat an, da die Belastbarkeit/Tragfähigkeit der Böden erhöht wird.

Eine Anpassung der Arbeitsverfahren kann über Fahrgassen und die Verminderung von Druckzwiebeln unter z. B. Schlepperrädern erfolgen. Die Begrenzung der mechanischen Belastung und die Verminderung des Bodendrucks durch Reifendruckregelanlagen sind weitere Verfahrensschritte zur Vermeidung von schädlichen Bodenverdichtungen.

In nassen Jahren eignet sie sich weniger, aber in trockenen umso mehr.

Pflügen und Grubbern verbraucht circa 70-80 Liter Wasser. Bei der Direktsaat wird Wasser gespart und es werden mehr als 50 Prozent weniger Boden bewegt.

Der Regenwurm hat dabei eine größere Chance sich anzusiedeln. Er erhöht das Porenvolumen des Bodens, was seine Belüftung und Drainage verbessert.

Pflanzenwurzeln suchen sich Regenwurmröhren, um ihr Wurzelwerk leichter in tieferen Bodenschichten zu verankern. Der Regenwurm wandelt organische Masse in wertvolle Nährstoffe um und wertet Ihren Boden auf.

Ein guter und vielfältiger Regenwurmbestand im Acker weist auf einen gesunden, biologisch aktiven Boden hin. Je mehr Humus, umso mehr Wasserhaltevermögen.

Experten sind sich also sicher, dass die Direktsaat bei Trockenheit die Erträge sichern oder sogar steigern kann.

Strip till

Ähnlich sieht es beim Strip-till-Verfahren aus. Es reduziert Überfahrten, verbessert die Bodenbefahrbarkeit und leistet einen großen Beitrag zum Erosionsschutz. Darüber hinaus kann der Strip-Till-Anbau und die reduzierte Bearbeitung zum Humusaufbau beitragen.

Neben Mehrerträgen versprechen sämtliche Gülle-Strip-Till-Varianten außerdem offensichtlich ein verbessertes Wurzelwachstum. Dieses ließ sich, neben feststellbaren Mehrerträgen, in den durchgeführten Versuchen ebenfalls beobachten.

Begründet wird das verbesserte Wurzelwachstum folgendermaßen: Der Mais kann in dem vom Strip-Till-Gerät erzeugten Lockerungsstreifen quasi von Beginn an „aus dem Vollen schöpfen“. Hierdurch ergeben sich eine intensivere Anlage und Ausbildung von Kronenwurzeln. Aus den Kronenwurzeln entsteht dann ein verbessertes Seitenwurzelgeflecht, sobald sie aus dem Lockerungsstreifen in den festeren Reihenzwischenraum übergehen.

Dieser Vorgang ist deutlich vorteilhaft. Schließlich bleiben Kronenwurzeln, wenn sie bei sandigen Böden in gepflügten, nicht genügend rückverfestigten Boden übergehen, oft gänzlich ohne Seitenwurzeln. Damit erklärt sich auch die ausgeprägtere Dürretoleranz von Mais auf nicht gepflügtem Sandboden.

traktor mit pflug

Zwiespalt bei der Bodenbearbeitung

Manch ein Landwirt findet sich durch die widersprüchlichen Empfehlungen in einer Pattsituation: Pflügen oder nicht? Bei der Unkrautbekämpfung geht der Trend aktuell zum Striegeln, Hacken, Häufeln.  Und auch bei einem Drahtwurmbefall wird empfohlen mit gezielter, sinnvoller Bodenbearbeitung entgegenzuwirken.

Jeder Landwirt muss für sich entscheiden, was das Beste für seinen Betrieb  ist und sich außerdem an lokale Gegebenheiten anpassen. Da hilft in den meisten Fällen nur ausprobieren.

Neue Züchtungen

In den vergangenen Jahren wurde bei Neuzüchtungen das Augenmerk auf Ertragssteigerungen gelegt. Dies führte zu weniger Wurzelwachstum, um etwa 50 Prozent. Somit sind die Pflanzen weniger trockenheitstolerant.

Die neue Herausforderung wird ab jetzt sein, den Klimaauswirkungen mit Neuzüchtungen entgegenzuwirken. Zukünftige Maissorten müssen nährstoffeffizient sein, die große Mengen an CO2 fixieren und mit hohen Proteingehalten einen geringen Eiweißimport garantieren.

Der Landwirt von morgen ist also noch stärker in die Verantwortung gezogen sich mit den einzelnen Sorten umfangreicher auseinanderzusetzen. Denn nicht jede Sorte funktioniert auf jedem Standort gleich gut.

Aufgrund schwankender Witterungsbedingen an verschiedenen Standorten muss der Maisanbau auf Sorten aus verschiedenen Reifegruppen mit unterschiedlichem Wurzelwachstum ausgeweitet werden. Nur so kann laut Experten das Risiko Ertragsausfälle minimiert werden.

Alternativen zum reinen Maisanbau

Eine weitere Lösung können Alternativen zur Maispflanze bieten, die in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen werden: Sorghum und Mais-Bohnen-Gemenge.

Sorghum Mais Alternative Biogas

Sorghum

Sorghum ist aufgrund seiner hohen Trockentoleranz sehr interessant. Es reagiert bei Trockenstress erst später mit Ertragsdepressionen im Vergleich mit Mais. Während Maisfelder vertrocknen, präsentiert sich Sorghum immer noch grün.

Das liegt daran, dass die Wurzeln von Sorghum tief reichen, so können Wasser und Nährstoffe besser aufgenommen werden. Außerdem stoppt die Pflanze bei Trockenheit das Wachstum und wächst nach Niederschlägen einfach weiter.

Bei Sorghum gibt es allerdings noch züchterisches Potenzial, was die Kältetoleranz und die Standfestigkeit betreffen. Vor Mitte Mai sollte die Aussaat nicht erfolgen.

Alte Sorghum-Sorten weisen eine Wuchshöhe von bis zu 6,50 m auf und sind entsprechend lageranfällig. Neuere Dualtypen vereinen die Vorteile von Körnersorghum wie Standfestigkeit, Energiedichte und Frühreife mit dem hohen Biomasse-Ertragspotenzial bestehender massewüchsiger Sorten.

Weitere Vorteile von Sorghum gegenüber dem Mais sind ein geringer Schaderregerdruck und eine kleinere Attraktivität für Wildschweine. Allerdings ist die Methanausbeute etwas geringer als bei Mais.

Mais und Stangenbohnen

Mais-Bohnen-Gemenge

Interessant ist die Kombination von Mais und Stangenbohnen. Allerdings sollte man die Saatstärke bei Mais nicht überziehen. Der Mais kann sonst von der Bohne heruntergezogen werden. Generell sollte man eine standfeste Maissorte wählen.

Die Blüten der Bohnen sind attraktiv für Bienen und andere Insekten. Zugleich wird so der Mais optisch aufgewertet, was die Akzeptanz des Anbaus erhöhen kann. Von der N-Fixierung der Bohne sollten sich Landwirte nicht zu viel versprechen. Sie funktioniert mit den Knöllchenbakterien nur, wenn der Boden nicht schon mit Stickstoff gut versorgt ist. Ist das der Fall, zieht die Bohne sogar Stickstoff aus dem Boden.

Im Hinblick auf die neuen EU-Richtlinien kann der Mischanbau eine Möglichkeit sein, die Forderung an mehr Leguminosen erfüllen. Nachteilig ist allerdings die eingeschränkte Herbizidauswahl.

Fazit

Grundsätzlich hat der Maisanbau in Deutschland eine Zukunft. Voraussetzung dafür ist, dass sich jeder Betriebsleiter mit den örtlichen Begebenheiten auseinandersetzt. Im Allgemeinen ist die Maispflanze sehr stickstoffeffizient und hitzebeständig. Inwiefern sie auf die zukünftigen Klimaverhältnisse reagiert, wird sich zeigen.

Auf jeden Fall wird eine Lösung sein, neue, angepasste Sorten zu züchten, womit sich jeder von uns intensiv auseinandersetzen muss.

Auch die konservierende Bodenbearbeitung wird an Bedeutung gewinnen. So wird das Belassen von Pflanzenreststoffen der Vor- oder Zwischenfrucht auf der Bodenoberfläche in Zukunft eine große Rolle spielen.

Denn eine so entstandene Mulchschicht trägt zu einer möglichst ganzjährigen Bodenbedeckung bei, schützt vor Wasser- oder Winderosion und beugt Verschlämmung vor.

In einigen Bundesländern wird zur Reduzierung der Stickstoffmineralisation im Herbst und Winter der Verzicht auf Bodenbearbeitung nach Mais gefördert.

Der Schädlingsdruck wird durch das zunehmend trockene Klima eine große Rolle spielen. Hier müssen neue Beizmittel entwickelt werden.

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